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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Vampira VA
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wollte. In der Tat schien es schlicht so, daß er Labnas Lust in all den Jahren unterschätzt oder einfach nicht erkannt hatte.
    Er lächelte ihr zu. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«
    Ohne jedes weitere Wort zog auch sie sich wieder an. Nicht jedoch ohne sich selbst so zu berühren, daß ihr ein bebendes Stöhnen von den Lippen kam .
    »Die Frist ist fast verstrichen«, sagte Tenango auf dem Weg nach oben.
    »Glaubst du, sie werden deinem Ruf Folge leisten?« fragte Labna.
    Tenango nickte. »Ich bin überzeugt davon. Einer aus jedem Hause wird bereit sein, sich zu opfern für seine Familie.«
    »Zugegeben - deine Rede war von einer Eindringlichkeit, wie ich sie nie zuvor gehört habe. Aber was wird geschehen, wenn das Ritual keinen Erfolg zeitigt? Wenn alle Opfer vergebens sind?« Ganz leiser Zweifel schwang in Labnas Worten mit.
    Tenango zuckte gleichgültig die Schultern.
    »Es liegt allein an den Göttern«, erwiderte er. »Niemand wird mich oder uns zur Rechenschaft ziehen, wenn sie unser Flehen nicht erhören. Zumal dafür dann ohnedies keine Gelegenheit mehr wäre -« Mit einer herrischen Handbewegung schnitt er sich selbst das Wort ab. »Aber wir sollten nicht selbst unser Tun in Frage stellen!« fuhr er fort. »Wie können wir erwarten, daß die Götter sich unserer erbarmen, wenn wir nicht selbst daran glauben, daß sie es tun werden?«
    »Du hast recht. Und ich glaube -«, Labnas Hand streifte ihn wie zufällig an der noch immer höchst empfindsamen Stelle, »- an dich.«
    Sie erreichten das Ende der Treppe. Gemeinsam verschlossen sie die Bodenöffnung, dann traten sie heimlich aus dem Heiligtum. Sie sahen über den Rand der Pyramidenplattform hinab und lächelten synchron.
    »Es scheint, als liefe alles wie von dir geplant«, sagte Labna.
    Tenango nickte zufrieden, während er das Szenario dort drunten beobachtete. Menschen strömten der Großen Pyramide zu.
    Einer aus jedem Hause ...
    »Laß uns zu den anderen gehen, um nachzusehen, ob sie alles vorbereitet haben«, sagte Tenango und eilte schon die steilen Stufen hinab. An ihrem Fuße nahmen schon die ersten Opferwilligen Aufstellung, gesenkten Blickes und bangen Herzens.
    Tenango und Labna gingen an den wartenden Männern und Frauen vorüber, wandten sich dem Priestertempel zu.
    Dort waren die anderen dabei, die Vorbereitungen für das große Ritual abzuschließen. Aufwendig gearbeitete Dolche wurden mit Pulvern und Säften eingerieben. Kräuter und andere Substanzen wurden in großen Schalen entzündet. Und jeder Priester hatte seine Körperbemalung erneuert, sich mit Pflanzenfarben und konserviertem Blut monströse Figuren und mysteriöse Glyphen auf die Haut gezeichnet.
    Letzteres holten nun auch Tenango und Labna nach. Dann wandte Tenango sich an die Priesterschaft.
    »Seht hinaus, seht all jene, die bereit sind, ihr Leben zu geben für Mayab. Nun ist es an uns, diese Opfer in die rechten Hände zu befehlen, auf daß jene uns erhören, die allein unser Schicksal noch zu ändern vermögen.« Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: »So frage ich euch denn: Seid ihr bereit zu tun, was getan werden muß - und was nur wir allein tun können?«
    Ein vielstimmiges »Ja!« wie aus einem Munde war die Antwort.
    Tenango nickte, übertrieben theatralisch. »So laßt uns denn hingehen, um unser Wissen und unsere Macht zum Wohle unseres Volkes zu nutzen.«
    Er drehte sich um und ging hinaus. Die anderen folgten ihm, jeder einen Dolch in Händen oder eines der heiligen Feuer tragend.
    Schweigend machten ihnen die Menschen draußen Platz, als die Prozession der Priester sich der Tempelpyramide näherte.
    Tenango intonierte eine gebetartige Litanei, in der er wortreich um die Gunst der Götter flehte und die immer wieder in ein lautes »Erhöret uns!« mündete, in das erst die Priester und schließlich auch die Opferwilligen mit einfielen. Der betörende Rauch, der den Feuerschalen entstieg und sich wie Nebel über die Menschen legte, trug sein Scherflein dazu bei, sie dahingehend zu beeinflussen.
    Gemessenen Schrittes stiegen die Priester die Stufen empor. Bis hinter ihnen erschrockenes Raunen laut wurde, das rasch von lauten Rufen überlagert wurde.
    Die Prozession hielt inne, und Hapai sah als erster, was die Aufmerksamkeit der Menge unter ihnen erregt hatte.
    »Seht nur!« rief er. Seine ausgestreckter Arm wies zum Horizont, der in steter Bewegung war - - und nun auch noch ... brannte?
    Etwas wie kaltes Feuer fraß die Trümmer dort, purpurleuchtend,
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