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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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erschallt war. Da das Institut Jorges Erholungsurlaub finanzierte, wusste man dort aufgrund der eintrudelnden Spesenrechnungen nur zu gut, wo er sich gegenwärtig aufhielt, und konnte ihn mit einem gezielten Wortwurf kontaktieren.
    Das Maul hatte sich hinsichtlich der Details zu dem »drängenden Fall«, für den es Jorge abzukommandieren gedachte, eher bedeckt gehalten. Das deutete entweder darauf hin, dass Karliban selbst noch nicht über allzu viele Informationen verfügte oder dass er sämtliche relevanten Fakten wenige Minuten vorher erst für Meister Hippolit hatte herunterleiern müssen, an dessen Seite Jorge den Fall einmal mehr bearbeiten sollte.
    So hatte der Wortwurf bereits nach wenigen Sätzen wieder geendet – mit der Information, dass man für ihn einen Platz in einem Cymwoog reserviert habe, der noch am selben Tag von Orshlach aus abflöge. In seiner Verwirrung hatte Jorge die Abschiedsfloskel des Mauls, dass er doch gewiss gern flöge, bejaht, was in zweierlei Hinsicht dumm gewesen war: Erstens funktionierten Wortwürfe nur einseitig, das Maul konnte ihn folglich gar nicht hören. Zweitens hatte sich Jorge noch nie Gedanken darüber gemacht, ob er gern flog oder nicht.
    Mittlerweile war ihm klar, dass dies nicht der Fall war.
    Cymwoogs waren seit einiger Zeit der letzte Schrei in Sdoom, die bislang spektakulärste Kombination mechanischer und thaumaturgischer Technik. Jorge war noch nie mit einem geflogen, er schätzte bereits ihre rein mechanisch betriebenen Verwandten auf dem Boden nicht sonderlich. Im Gegensatz zu Vulwoogs, bei denen er lediglich dem auf Dampfdruck basierenden Bewegungsprinzip skeptisch gegenüberstand, kam bei den neumodischen Flugmaschinen noch ein Haufen thaumaturgischer Technik hinzu, die er ebenfalls nicht verstand – schließlich war er ein Troll und somit zwangsläufig nicht versiert. Er konnte selbst nicht sagen, welchem Aspekt er weniger über den Weg traute: dem mechanischen oder dem thaumaturgischen.
    In seinen Augen bestand ein Cymwoog lediglich aus einer geschlossenen Holzkapsel, die an einem gewaltigen eiförmigen Ballon befestigt war. Der Ballon war mit einem leichten Edelgas gefüllt, so dass er die Kabine mitsamt den bemitleidenswerten Passagieren im Innern trotz ihres immensen Gewichts hoch durch die Luft zu tragen vermochte. Bei der Steuerung kam dann Thaumaturgie ins Spiel; Winde, die von einer Gruppe hochstufiger Thaumaturgen in der Steuerkanzel beeinflusst und verstärkt wurden, trieben das Gefährt mit ungeheurer Geschwindigkeit voran, rascher als der schnellste Vogel.
    Das Innere der Passagierkabine war aufs Luxuriöseste ausgestattet und erinnerte an den vornehmen Salon eines Spielkasinos. Im hinteren Teil, jenseits der Sitzreihen, gab es eine Bar, die zum Konsum alkoholhaltiger Getränke einlud. Man konnte sich in Sesseln aus feinstem rotem Leder niederlassen und Schach oder Karten spielen. Männer in teurer Seide saßen an runden Tischen, Pfeifen oder Zigarren im Mund. Sie tranken Branntwein und Ulsky und unterhielten sich leise, wahrscheinlich über Geld. Jorge roch es sofort, selbst von Weitem: Diese Kerle stanken vor Goldkaunaps.
    Er wandte sich wieder an die schwarz gekleidete Dame. »Sag mal, wie kommt es, dass du so seelenruhig in diesem fliegenden Monstrum sitzen kannst? Hast du keine Angst, du könntest einfach runterfallen, bei Batardos?«
    Die Frau lehnte sich zurück. Abermals erfüllte ihr glockenhelles Lachen die Kabine. »Nein, davor habe ich keine Angst, junger Mann. Denn das passiert so gut wie nie. Aber Sie wirken etwas blass um die Nase! Da Sie offenkundig ein Troll sind – ich darf noch einmal betonen, dass man das kaum sieht –, überrascht es mich nicht, dass Sie Probleme mit dem Fliegen haben.« Die Frau legte die Stirn in Falten. »Wieso reisen Sie denn überhaupt mit einem Cymwoog, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
    »Hab’s eilig!« Jorge war schwindelig. Er überlegte, ob er sich auf den Abort zurückziehen sollte, da er es plötzlich für denkbar hielt, sich in naher Zukunft kräftig übergeben zu müssen. Er hatte beim Einsteigen eine schmale Tür mit entsprechender Beschriftung gesehen, und instinktiv fragte er sich, wie in einem fliegenden Salon wohl die Entsorgung der Exkremente funktionierte. Gab es ein Loch im Kabinenboden, durch das die Bescherung einfach in die Tiefe fiel? Als er noch einen Augenblick darüber nachsann, kam er zu dem Entschluss, dass er es gar nicht wissen wollte.
    Die Greisin musterte Jorge, als
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