Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Kein Zweifel, irgendetwas verbarg sich dort. Und es hatte bemerkt, dass er kam.
    Was, wenn es kein Steppenfuchs war?
    Umso besser, dachte Klorski und hob die Schwertspitze dicht unter die Nase, um den faulig-rostigen Blutgeruch zu inhalieren, der vom Metall ausging. Vielleicht hauste in dieser von allen Göttern verlassenen Gegend ja ein Äquivalent zu den wilden Krügerschweinen seiner Heimat, und er konnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Was würde General Ortlov wohl sagen, wenn man ihm morgen zum Frühstück einen fetttriefenden Schweineschinken vorsetzte? Mit herzlichen Grüßen von seinem getreuen Gefolgsmann Klorski?
    Das Ding in den Büschen knurrte, leise und irgendwie … verschleimt. Es klang, als ob jemand versuchte, zähen Durchfall durch eine zu enge Abortöffnung zu spülen.
    Also kein Schwein, kombinierte Klorski. Schade!
    Aber was war es dann?
    Wie nahezu alle Angehörigen seiner Rasse war Klorski nicht versiert. Er vermochte einen -übermächtigen Gegner nicht einfach einzuschläfern oder fortzuhexen, wie es ein schmalbrüstiger Thaumaturg möglicherweise gekonnt hätte. Doch das störte ihn nicht. Wie fast alle Angehörigen seiner Rasse kannte Klorski die Worte »Angst« und »Vorsicht« nur vom Hörensagen, aus den Gesprächen seiner menschlichen Heergenossen am Lagerfeuer.
    Ganz gleich, was da in den Schatten saß – er würde das Biest lyktischen Stahl schmecken lassen! Und wenn man es verspeisen konnte, würde er es verspeisen.
    Noch fünf Schritte bis zu den vorderen Ausläufern der Buschgruppe.
    Erneut bewegte sich ein Umriss in den Tiefen der Schatten. Er war bedeutend größer, als Klorski angenommen hatte. Das war nie im Leben ein Steppenfuchs!
    Eine Wolke schob sich vor den Mond, Finsternis glitt über die Ebene wie etwas Lebendiges. Obwohl Klorski automatisch den Arm mit der Laterne in die Höhe reckte, verwandelte sich die Buschreihe binnen eines Augenblicks in eine einheitlich schwarze Wand. Der blasse Abglanz der Ewigen Flamme von jenseits des Horizonts reichte nicht aus, ihn Einzelheiten erkennen zu lassen.
    Ein rhythmisches Knirschen wie von schweren Füßen auf Geröll übertönte plötzlich Klorskis eigene Schritte, seinen erregt hechelnden Atem.
    »Komm nur her«, murmelte er durch abgebrochene Zahnstümpfe. »Du wirst es bereuen, den alten Klorski erschrecken zu wollen!« Er umklammerte den Griff seines Schwertes fester und machte einen energischen Schritt vorwärts.
    Und dann ging alles ganz schnell.
    Mit einem Heulen, wie es Klorski in Jahren des Kampfes gegen nahezu jeden erdenklichen Gegner noch nie gehört hatte, schoss etwas Riesenhaftes aus seiner Deckung hinter den Sträuchern hervor. Klorski erahnte eine Bewegung in der Finsternis, ein affenartiges, schlenkerndes Springen, und ein dunkler Schemen verdeckte für Sekundenbruchteile den entfernten Widerschein der Grabstadt. Ein fremdartiger Geruch schoss ihm in die Nase, widerwärtig und stechend selbst nach den Maßstäben eines Orks, nach Verwesung und Tod und etwas sehr, sehr Altem.
    Im selben Moment, da Klorski das Schwert in die Höhe riss, um dem unbekannten Angreifer einen mächtigen Hieb dorthin zu verpassen, wo er dessen Gesicht vermutete, trat der Mond hinter den Wolken hervor. Klorski erstarrte in der Bewegung, sein Blick fuhr ungläubig nach oben – höher, noch höher …
    Sein winselnder Schrei währte nur Sekundenbruchteile.
    Eine stinkende Pranke schloss sich um seinen Schädel und drückte mit vernichtender Gewalt zu. Weiter unten traf etwas mit unvorstellbarer Wucht seine Brust, er hörte Knochen splittern – seine Knochen – und dann nichts mehr.

1
     
     
    Jorge der Troll ließ sich in dem bequemen Sessel zurücksinken, schlug die Beine übereinander, kratzte sich das Kinn, die Wange, die Stirn, beugte sich nach vorne, atmete schnaufend aus, holte erneut tief Atem, hielt die Luft an, grunzte durch die Nase.
    Er versuchte, es zu unterdrücken, aber jeder, der ihn sah, erkannte es schon aus weiter Entfernung: Jorge war nervös. Mehr noch, er stand kurz vor einer Panikattacke. Sein Bück glitt zu einem der ovalen Fenster des länglichen Raumes. Draußen sah er Wolken und blauen Himmel. Irgendwo weit unten: Sdoom, mit seinen Flüssen und Feldern, Dörfern und Städten, mit seinen Menschen und köstlichen Tieren.
    Der mit stählernen Querverstrebungen verstärkte Dielenboden unter seinen Füßen fühlte sich plötzlich schwammig an, aufgeweicht, wie mit glitschigen Algen bewachsen. Schweiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher