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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Arm durch seinen Körper jagte. In seinen Ohren rauschte es. Von dem Gespräch zwischen M.H. und der Wahnsinnigen konnte er nur einzelne, unzusammenhängende Wortfetzen verstehen.
    Kaum noch Herr seiner Sinne, hatte er den Zerstörer schließlich erreicht. Seine gesunde Hand schloss sich um das glatte Metall des Feuerrohrs. Zielen und abdrücken war eins.
    Und doch war etwas schiefgelaufen.
    Flarian, dieser Idiot (dieser idiotische Ghoul, korrigierte sich Jorge), war mitten in die Schusslinie gestolpert und hatte die schöne, alles verzehrende Feuersbrunst mit seinem neu geschaffenen Leib abgefangen! Zwar hatte sich Jorges Hoffnung bewahrheitet – die Kreatur war tatsächlich verwundbar, jetzt, da sie in einem menschlichen Körper steckte –, und die Ewige Flamme würde die Bestie binnen eines Wimpernschlages zu feinem grauem Pulver verbrennen. Aber das größere, das eigentliche Problem war nicht aus der Welt geschafft.
    Ein schrilles Heulen schraubte sich in die Luft, übertönte mühelos das dumpfe Dröhnen ringsum.
    Jorges Lider sanken nach unten. Er ahnte, dass ihm der Blutverlust jetzt sogar schon die Kraft nahm, die Augen offen zu halten. Mühsam zwang er sie wieder auseinander. Er wusste, er musste einen weiteren Schuss abgeben oder alle Mühe wäre umsonst gewesen.
    Sterben heißt, noch schuldiger zu werden.
    Lith stand an der Brüstung des Wandelganges und starrte in die Tiefe, wo der mühsam rekonstruierte Leib ihres Geliebten in der Unendlichkeit verschwunden war. Ihre ohnehin großen Augen waren absurd weit aufgerissen, aus ihrem Mund drang der hohe, kaum noch menschlich zu nennende Klagelaut, der Jorges Gehörgänge zum Vibrieren brachte.
    Seine Lider flackerten erneut.
    Als er wieder etwas sehen konnte, hatte sich Lith umgedreht und starrte genau in seine Richtung! Ihr hübsches Gesicht war eine bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Maske grenzenlosen Hasses, in ihren Augen irrlichterte es.
    Jorge musste schon wieder blinzeln. Bei Batardos, das war lästig – lästig und lebensgefährlich!
    Nun hielt Lith die Arme hoch über den Kopf. Ihre Lippen bewegten sich, schnell und ohne jedes Zögern.
    Allmählich wurde es eng! Jorge suchte nach dem Rohr des Zerstörers. Der Rückstoß seines zweiten Schusses hatte ihm die Waffe aus der gesunden Hand gefegt. Zwei Fuß links von ihm war sie hegen geblieben. Instinktiv streckte er einen Arm danach aus.
    Den falschen!
    Der Schmerz, als das offene Fleisch seines Stumpfes über das schartige Metallgitter fuhr, raubte ihm den Atem. Blutrote Nebel wallten in sein Gesichtsfeld, und für einen kurzen Moment vergaß er, wer er war, was er vorhatte, dass er als Haufen lebloses Trollfleisch enden würde, wenn er versagte …
    Die Nebel lichteten sich, und ihm wurde klar, dass es aus war: Der Zerstörer lag zu weit entfernt, als dass er ihn mit der rechten, gesunden Hand erreichen konnte. Und um hinzukriechen, blieb ihm weder Kraft noch Zeit. Die geisteskranke Hexe würde ihn mit einem Explosivglobulus oder etwas Schlimmerem in Fetzen sprengen, um sich anschließend den armen, gelähmten Hippolit vorzunehmen, der …
    … der just in diesem Moment aufsprang und Lith mit hoch erhobenen Armen entgegentrat?
    Jorge blinzelte hektisch, versuchte, die roten Schlieren vor seinen Augen zurückzudrängen. Was war da los? Hatte er, ohne es zu merken, das Bewusstsein verloren und träumte jetzt unsinniges Zeug? Hippolit konnte nicht … er war doch …
    »Du bist frei? Wieso?« Auch Lith schien kurz aus dem Konzept gebracht. Sie vergaß ihre thaumaturgischen Formeln und starrte ihr Gegenüber mit einer Mischung aus Unglaube und Wut an. »Das ist unmöglich!«
    »Wenn du das nächste Mal einen Adepten der neunten Stufe die Vorzüge deiner Zunge kosten lässt, solltest du darauf achten, was seine Hände in der Zwischenzeit tun!« Mit vor Ekel verzerrtem Gesicht riss Hippolit einen grünen, leuchtenden Stein aus seinem Gewand hervor. »Ich habe bei unserem letzten Zusammensein einen dauerhaften Personalisierten Schild zwischen uns gewirkt, als Vorsichtsmaßnahme. Er schützt mich vor den Auswirkungen jeglicher thaumaturgischen Praktik, die du gegen mich anwendest.«
    »Du hast … während ich dir …« Liths Augen sprühten vor blankem Hass. »Dann hast du die ganze Zeit nur so getan, als wärst du gelähmt! Während dein Freund am Verbluten war? Du elender, weißhäutiger …«
    »Mir war sofort klar, dass für Jorge keine akute Lebensgefahr bestand. Außerdem wollte ich diese Farce
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