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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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Großeltern.«
    »Ja, das hab ich kapiert. Aber wieso?«
    »Muss es dafür einen Grund geben?«
    »Nein, aber es gibt einen, oder? Ich merke so was sofort.«
    Ich zucke nur mit den Schultern, weil ich nicht darüber reden möchte, aber Priti lässt sich nicht beirren. »Was ist es also? Haben deine Mum und dein Dad sich scheiden lassen? Oder habt ihr Schweinepest? Oder Maul und Klauen oder wie das heißt, was man auf dem Land kriegen kann?«
    »Nein, nichts in der Richtung.«
    »Also gibt es wirklich was!«, ruft sie. »Ich hab’s gewusst. Man merkt das immer.«
    »Woran merkt man das denn?«, frage ich.
    In Gedanken zeichne ich ein riesiges Klavier, das vom Himmel fällt und auf ihrem Kopf landet.
    Krach! Klimper! Klimper!
    »Du siehst aus wie einer dieser traurigen Hunde auf den Plakaten, auf denen steht, dass du einen Hund nicht nur zu Weihnachten, sondern für sein ganzes Leben bekommst«, sagt sie.
    »Wenigstens habe ich keine Pudelfrisur«, brumme ich, aber sie beachtet mich nicht.
    »Deine Klamotten sind ja ganz okay«, sagt sie, dann fügt sie hinzu: »Aber so richtig passen die Sachen nicht zu dir.«
    »Herzlichen Dank.« Ich versuche sarkastisch zu klingen, aber es gelingt mir nicht richtig.
    Aber wahrscheinlich hat sie recht. Meine Klamotten sind hauptsächlich abgelegte Sachen von meinem ultracoolen Cousin Jed. Seine Mum, meine Tante Karen, gibt immer an meine Mum weiter, was ihm nicht mehr passt. Oder wenigstens hat sie das bis letztes Jahr gemacht. Jed trägt vor allem Markenkleidung, aber ich bin nicht gerade ein Markentyp. Was Priti offenbar sofort gemerkt hat.
    »Kauft deine Mum dir deine Sachen?«, fragt sie.
    »Nein!«, erwidere ich schnell.
    »Meine versucht es, aber ich lasse sie nicht«, sagt sie. »Sie ist Akademikerin, deshalb hat sie kein Stilempfinden. Ist ja klar.«
    »Was ist eine Akademikerin?«, frage ich und werfe einen Blick auf das Zeug, das Priti trägt.
    »So was wie eine Professorin. Sie arbeitet an der Universität und hält Mode für ein feministisches Problem.«
    »Klar«, sage ich, obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, wovon sie redet.
    »Es geht also um deine Mum«, sagt sie.
    »Was?«
    »Der ›schwere Tag‹, den du hattest. Der Grund, warum du hier bist. Stimmt’s, oder hab ich recht?«
    »Meine Mum ist krank, okay? Sie musste ins Krankenhaus. Bist du jetzt glücklich?«
    »Darüber glücklich zu sein wäre ziemlich seltsam«, erwidert Priti ernst. Dann grinst sie. »Aber es ist immer schön, wenn man recht hat!« Sie neigt sich auf ihren Heelys nach hinten. »Hast du Lust, mit mir Skateboard zu fahren? Wir könnten uns abwechseln.«
    Als Priti sich bereit macht loszulegen, fische ich mein Skizzenbuch aus der Tasche und kritzle eine Superheldin mit Superhaarbüscheln, die auf riesigen Heelys einen Salto durch die Luft macht, umgeben von Ausrufezeichen und Sternchen.
    Dann rast Priti los, und plötzlich fliegt sie wirklich durch die Luft. Mit dem Hintern landet sie auf dem Asphalt.
    Einen Augenblick lang glaube ich, dass sie gleich weint, aber sie fängt an zu lachen. »Zu viele Räder«, sagt sie, schüttelt sich die Schuhe von den Füßen und fängt noch mal an, nur auf Socken. Diesmal schafft sie die Steigung der Einfahrt und landet mühelos.
    »Ich bin elfeinviertel«, sagt sie dabei. »Wie alt bist du?«
    »Zwölf«, antworte ich, »und acht Monate.«
    »Für dein Alter bist du aber ziemlich klein«, sagt sie und stellt sich in ihren weißen Socken vor mich auf den warmen, schmutzigen Asphalt. »Ich wette, ich bin fast so groß wie du.«
    »Nur weil du dich auf die Zehenspitzen stellst.«
    Sie blickt auf ihre Füße – über den Zustand ihrer Socken macht sie sich anscheinend keine Gedanken – und zuckt mit den Schultern.
    »Was malst du da?«, fragt sie und guckt auf meinen Block.
    »Dich«, antworte ich.
    »Oh.« Sie verdreht sich, damit sie besser sehen kann. »Cool! Ich sehe aus wie eine kleine Lara Croft.«
    »Mit Tutu und Haarbüscheln«, sage ich.
    »Du malst echt gut.«
    »Danke.«
    »Meine Mum würde sagen, das Zeichnen von Cartoons ist für dich eine Art Flucht aus deiner sorgenbeladenen Existenz.«
    »Ich habe keine sorgenbeladene Existenz.«
    »Wenn du meinst.« Sie zuckt wieder die Schultern. »Du bist dran«, sagt sie dann und gibt mir das Skateboard. »Du kannst das doch, oder?«
    »Sicher«, sage ich und nehme das Board. Sie zieht eine Augenbraue hoch (aus eigenen Versuchen weiß ich, dass das schwieriger ist, als es aussieht) und verschränkt
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