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Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Titel: Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Autoren: Peter Maffay
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verbringen, möchten, dass wir ihnen zuhören, einfach da sind. Das klingt vielleicht kitschig, ist aber für viele Kinder heute ein Luxus. Dabei schafft gerade Zuhören auch Vertrauen. Es bindet. Ich versuche, wann immer ich zu Hause bin, wirklich, Zeit mit meinem Sohn zu verbringen. Dazu gehört auch, dass ich mich manchmal abends an sein Bett setze und ihn erzählen lasse. Ich möchte teilhaben an seinem Leben. Ich möchte wissen, was er an diesem Tag erlebt hat, was ihn beschäftigt und was ihm Sorgen macht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mir die Zeit durch die Finger rinnt und dass wir als Familie zu wenig Zeit miteinander verbringen. Ich habe oftmals ein schlechtes Gewissen, Tania und Yaris aufgrund meiner vielen Termine allein- zulassen. Wenn ich könnte – und das habe ich auch bei »Tabaluga und die Zeichen der Zeit« besungen –, würde ich die Zeit manchmal gern anhalten.

Bild 5.: Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums aus Schässburg in der Nähe von Radeln bei der Eröffnung des Kinderhauses 2011

Das verschenkte Glück

    Von der Gründung der eigenen Stiftung
    Unser kleiner grüner Drache brachte es schon vor Jahren auf den Punkt: »Nur wer Glück verschenkt, hat Glück.« Im Grunde war genau das unsere Motivation: Nach über 30 Jahren in dieser verrückten Branche und auf diesem hart umkämpften Markt wollten wir etwas von unserem Glück abgeben. Immer wieder war ich im Laufe der Jahre angesprochen worden mit der Bitte, soziale Institutionen zu unterstützen. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich ganze Heerscharen von Einrichtungen und Vereinen tagein, tagaus für die Verbesserung unserer Gesellschaft engagieren.
    Jeden Tag bekamen wir neue Anfragen und Einladungen. Viele von ihnen wären unterstützenswert gewesen. Aber im Jahr 2000 schien uns die Zeit gekommen, selbst eine Stiftung zu gründen. Erstmals war diese Idee bereits zehn Jahre zuvor aufgekommen, aber irgendwie hatten wir uns noch nicht so recht getraut und die Zeit erschien mir damals noch nicht reif. Bevor wir »stiften gingen«, hatten wir bereits einen Verein mit dem Namen »Horizon« gegründet. Sehr bald stellte sich aber heraus, dass die Aktionen wenig zielgerichtet waren. Der Verein war nicht effektiv genug. Wir beschlossen, nicht länger nach dem Gießkannenprinzip zu handeln, sondern uns für ein bestimmtes Thema zu engagieren: Traumatisierte Kinder.
    Schon immer hatte ich andere Künstler für ihr Eintreten bewundert. Bob Geldof beispielsweise, mit seiner Band Aid Initiative. Oder auch Joan Baez, die Songwriter-Legende aus den 60er-Jahren, die man heute wohl in erster Linie mit Woodstock in Verbindung bringt. Die überzeugte Pazifistin war Mitbegründerin des heutigen Resource Center for Nonviolence in Kalifornien, engagierte sich gegen den Vietnamkrieg und die Diskriminierung von Homosexuellen. Bis heute setzt sie sich unermüdlich für Menschenrechte ein.
    Ein weiteres Vorbild ist Harry Belafonte: Er hat es wie kein Zweiter verstanden, den Spagat zwischen Kultur und Politik zu absolvieren. Er ist eine wahre Legende, kämpfte an der Seite von Martin Luther King und zeigte der amerikanischen Öffentlichkeit immer wieder auf, wo die moralischen Grenzen verletzt werden. Vor allem aber hat Harry Belafonte sich sehr früh für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen eingesetzt. Mit anderen zusammen hat er UNICEF ein Gesicht gegeben und ist in die Kriegs- und Krisenregionen gereist. Das hat mir Mut gemacht und gezeigt, dass auch Künstler einen kleinen Beitrag leisten können.
    Es gibt auch viele großartige deutsche Beispiele: Eines davon ist Wolfgang Niedecken, Frontmann der Kölschrockband BAP. Er hat sich ganz klar im Kampf gegen Rechts positioniert und bringt sich mit seinem eigenen Projekt in Afrika ein, holt Kindersoldaten von der Straße. Wolfgang ist auch so ein Macher-Typ, der sich selbst nie in den Vordergrund spielt. Dem ist es wichtig, am Ende des Tages ein Ergebnis abzuliefern. Oder Udo Lindenberg. Udo agiert hinter den Kulissen, ist ein Strippenzieher und wenn irgendwo wieder diese braunen Idioten zugeschlagen haben, dann ist es Udo, der ruck-zuck ein Konzert gegen Rechts organisiert. Diese Konzerte – und wir haben uns als Band mehrfach daran beteiligt – sind Zeichen der Solidarität mit Menschen, die in Deutschland leben und auf einen Migrationshintergrund zurückblicken. Ein Ausrufezeichen zu einem Zeitpunkt, an dem einige Ewig-Gestrige in unserer Gesellschaft die Uhren zurückdrehen
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