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Der Neue im Sportinternat

Der Neue im Sportinternat

Titel: Der Neue im Sportinternat
Autoren: Thomas Mindt
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gedrückt, als wolle er verhindern, dass er wegrennt. »Ich weiß, ich hab dich enttäuscht, weil ich dir nicht gesagt habe, dass ich dir glaube. Tut mir wirklich leid! Du hast dich für mich so sehr eingesetzt.«
    »Ich liebe dich, da is' das ja wohl selbstverständlich! Es mag übertrieben klingen. Aber für dich würde ich in den Krieg ziehen, Hakan! Das meine ich ehrlich!«
    »Oh Gott! Dir glaub ich das aufs Wort!« Hakan gibt sich betont zärtlich. »Du bist unbeschreiblich! Dein Herz schlägt sanft im Rhythmus der Gefühle und nicht weniger mutig. Was für eine Kombination! Okay. Kommen wir zu mir. Also, wie gesagt, ich muss dir was sagen. Mir ist ziemlich egal, was andere über dich reden und behaupten. Ich hab mich gleich in dich verliebt, von ganzem Herzen! Als ich dich gesehen hab, hat es Big Boom Bäng gemacht. Aber ich wollte erst herausfinden, wer du wirklich bist, bevor ich mich offenbare.«
    »Wovon redest du?«
    »Das wirst du gleich wissen. Wart ab! Ich bin nicht wegen dem Sport hier. Ein guter Freund vom Deutschen Sportbund hat es mir ermöglicht, dass ich auf Drachenfels unterkomme. Vor einem Jahr ist mein bester Freund tödlich verunglückt. Beim Bergsteigen. Marc litt unter Höhenangst. Freiwillig wäre er nie einen Berg raufgeklettert! Das ist alles widersprüchlich. Ich habe gute Gründe, dies zu bezweifeln und in Frage zu stellen. Vielleicht ist es naiv von mir gewesen, allen Ernstes anzunehmen, ich könnte die Wahrheit herausfinden. Ich bin mir nicht mehr sicher. Schätze, ich hab Marcs Tod nicht akzeptieren können. Am Tag, als es passiert ist, hab ich noch mit ihm telefoniert. Suizid. Hm. Marc war erfolgreich, hatte Pläne. Das passt alles nicht zusammen!«
    »Klingt, als hättest du 'n Verdacht.«
    »Nicht wirklich. Allerdings bleibt die Frage weiterhin bestehen: Was steckt hinter Marcs Tod?«
    Leon kommt ins Grübeln. Vielleicht ist er aufgestachelt und gibt sich absurden Spekulationen hin, die ihn im Eifer dazu antreiben, Verbindungen zu erkennen und Zusammenhänge zu konstruieren, die allesamt der Logik entbehren und haltlos sind. Hirngespinste. Gesetzt den Fall, dass seine Spekulationen viel mehr sind, was dann? Leon muss an die Begegnung mit Maurice in Winklers Vorzimmer denken. Vielleicht sollte er sich endlich jemandem anvertrauen und sich alles von der Seele reden. Hakan ist genau der Richtige dafür! Wozu noch zögern und hinterm Berg halten? Damit schützt Leon letztendlich Maurice, den sexbesessenen Psychopathen, und Falko.
    »Du, Hakan, ich muss dir was erzählen.« Leon ist fest entschlossen. Er will sein Schweigen brechen!
    »Du klingst aber ernst!« Hakan hält Leons Hand, drückt sie zärtlich.
    Leon nimmt einen tiefen Atemzug und beginnt Hakan davon zu erzählen, wie er aufs Internat gekommen ist. Er berichtet von seinen nächtlichen Streifzügen, von den Geheimnissen und von Falkos Nachstellungen. Leon lässt nichts aus, ohne dabei zu übertreiben oder zu dramatisieren. Hakan hört zu, ist amüsiert und geschockt. Der Gedanke, dass Falko Leon angefasst hat und ihn vergewaltigen wollte, ruft in Hakan Rachegefühle hervor. Am liebsten würde er Falko auf der Stelle jeden Zahn einzeln ausschlagen. Allerdings wäre das nicht klug und würde Leon nur noch tiefer in den Schlamassel reiten. Was aber nicht für Hakan bedeutet, dass Falko nicht die Strafe bekommen wird, die er verdient hat! Hakan rät Leon, dass sie gemeinsam die Entscheidung von Winkler abwarten sollen. Gut überlegtes Handeln ist angesagt! Hakan kommt zur selben Ansicht wie Leon: Hinter den dicken Schlossmauern spielt sich sehr viel mehr ab, als Leon und er sich vermutlich vorstellen können. Das Meiste davon wird niemals ans Tageslicht kommen. Hakan befürchtet, dass die wahren Umstände von Marcs Tod dazu gehören. Vielleicht werden irgendwann mal, von wem auch immer, gezielt Indiskretionen gestreut, wodurch möglicherweise mehr als nur die Spitze vom Eisberg zum Vorschein kommt.
    In vertrauter Zweisamkeit betreten Leon und Hakan den Vorplatz des Schlosses. Die großen Fenster im Mauerwerk wirken wie neugierige Augen, die düster auf sie schauen. Man weiß nie, wer sich hinter den Gardinen und Vorhängen versteckt hält und darauf hofft, etwas zu sehen, was nicht für dessen Augen bestimmt ist. Leon und Hakan müssen ihr Verliebtsein verbergen. Beide können damit gut umgehen. Natürlich wünschten sie sich, sie wären frei, und könnten sich in einem Umfeld bewegen, das weniger feindlich auf die Liebe zweier
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