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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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Raum­schif­fe bau­en wol­le.
    Er fing an, ei­ni­ge Kur­ven zu zeich­nen. Die ver­schie­de­nen Glei­chun­gen er­ga­ben ver­schie­de­ne Li­ni­en. Es mach­te Spaß, zu se­hen, wie x = f (y + c) ei­ne Ge­ra­de er­gab, wäh­rend x 2 + y 2 = c im­mer zu ei­nem Kreis führ­te. Aber was ge­sch­ah, wenn man ei­nes der x ver­än­der­te und es gleich 3 setz­te an­statt 2? Was ge­sch­ah dann mit dem y? Dar­an hat­te er nie zu­vor ge­dacht!
    Fest um­spann­te er den Blei­stift, sei­ne Zun­ge lug­te aus ei­nem Mund­win­kel. Man muß­te sich ir­gend­wie an das x und das y her­an­schlei­chen, ei­nes von den bei­den nur ein ganz klei­nes biß­chen ver­än­dern und dann …
    Er war auf dem bes­ten Weg, die Dif­fe­ren­ti­al­rech­nung zu er­fin­den, als sei­ne Mut­ter ihn zum Früh­stück her­un­ter­rief.

 
2
     
    Pe­ter Co­rinth kam, im­mer noch aus vol­lem Hal­se sin­gend, aus dem Dusch­ka­bi­nett und fand Shei­la eif­rig da­mit be­schäf­tigt, Ei­er und Speck zu bra­ten. Er zer­zaus­te ihr wei­ches brau­nes Haar, küß­te sie in den Nacken, und sie dreh­te sich lä­chelnd zu ihm um.
    „Sie sieht aus wie ein En­gel, und sie kocht wie ein En­gel“, sag­te er.
    „Na­nu, Pe­te, du hast nie so …“
    „Hab’ nie die rich­ti­gen Wor­te ge­fun­den“, stimm­te er zu. „Aber es ist die rei­ne Wahr­heit, mein Lieb­ling.“ Er beug­te sich über die Pfan­ne und at­me­te den ap­pe­tit­li­chen Duft mit zu­frie­de­nem Seuf­zen ein. „Ich ha­be ei­ne Ah­nung, daß dies ei­ner der Ta­ge ist, an de­nen al­les klappt. Ei­ne klei­ne Hy­bris, für die mir die Göt­ter si­cher­lich ei­ne Ne­me­sis schi­cken wer­den, Ate: Ger­tie, das Lu­der, wird ei­ne ih­rer Schal­tun­gen durch­bren­nen las­sen. Aber du wirst al­les wie­der ins Lot brin­gen.“
    „Hy­bris, Ne­me­sis, Ate.“ Ein win­zi­ges Run­zeln zog über ih­re brei­te, kla­re Stirn. „Du hast die­se Wör­ter schon öf­ter be­nutzt, Pe­te. Was be­deu­ten sie?“
    Er blin­zel­te sie an. Zwei Jah­re nach der Hei­rat lieb­te er sei­ne Frau noch im­mer sehr, und als sie jetzt so da­stand, über­wäl­tig­te ihn sein Glück. Sie war sanft, ver­gnügt und bild­schön, und sie konn­te ko­chen – aber sie hat­te nichts von ei­ner In­tel­lek­tu­el­len, und wenn sei­ne Freun­de her­über­ka­men, setz­te sie sich schwei­gend zu­rück und be­tei­lig­te sich nicht an der Un­ter­hal­tung. „Warum in­ter­es­siert dich das?“ frag­te er.
    „Ich war ein­fach nur neu­gie­rig“, er­wi­der­te sie.
    Er ging ins Schlaf­zim­mer und be­gann sich an­zu­zie­hen. Er ließ die Tür of­fen, da­mit er ihr die Grund­la­gen der grie­chi­schen Tra­gö­die er­klä­ren konn­te. Es war ein viel zu hel­ler, freund­li­cher Mor­gen, um bei ei­nem der­art nüch­ter­nen The­ma zu ver­wei­len, aber sie hör­te bis auf ge­le­gent­li­che Zwi­schen­fra­gen auf­merk­sam zu. Als er her­aus­kam, lä­chel­te sie und ging auf ihn zu.
    „Du lie­ber, un­be­hol­fe­ner Phy­si­ker“, sag­te sie. „Du bist der ein­zi­ge Mann, den ich ken­ne, der einen An­zug, der frisch aus der Rei­ni­gung kommt, an­zieht und so aus­sieht, als hät­te er dar­in ein Au­to re­pa­riert.“ Sie rück­te sei­ne Kra­wat­te zu­recht und zog die zer­knit­ter­te Ja­cke nach un­ten. Sei­ne Hand fuhr durch sein schwar­zes Haar, das so­fort wie­der völ­lig un­ge­kämmt aus­sah, und folg­te ihr zum Kü­chen­tisch. Dampf Schwa­den aus der Kaf­fee­kan­ne lie­ßen die Glä­ser sei­ner Horn­bril­le be­schla­gen; er nahm sie ab und po­lier­te sie mit sei­ner Kra­wat­te. Sein ma­ge­res, ha­ken­na­si­ges Ge­sicht sah oh­ne die Bril­le ganz an­ders aus – jün­ger, viel­leicht nur 33 Jah­re alt, was sein wirk­li­ches Al­ter war.
    „Es fiel mir ge­nau in dem Mo­ment ein, als ich auf­wach­te“, sag­te er und be­strich sei­nen Toast mit But­ter. „Ich muß al­so über ein gut ge­schul­tes Un­ter­be­wußt­sein ver­fü­gen.“
    „Du meinst die Lö­sung dei­nes Pro­blems?“ frag­te Shei­la.
    Er nick­te, zu sehr in Ge­dan­ken ver­sun­ken, um sich mit ih­rer Fra­ge nä­her zu be­schäf­ti­gen. Ge­wöhn­lich ließ sie ihn ru­hig re­den und sag­te ja oder nein an den rich­ti­gen Stel­len, oh­ne je­doch
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