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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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Pro­sti­tu­ier­te In­ge­borg und all die an­de­ren. Es ist ein rei­ches Buch mit vie­len hüb­schen Ein­fäl­len und fes­seln­den Cha­rak­teren – man den­ke an den Wer-See­hund Hau­au, an Va­ter To­mis­lav und die Vil­ja, die einst sei­ne Toch­ter war, an die Freund­lich­keit, die den Hei­mat­lo­sen von den Inuit oder den Del­phi­nen ent­ge­gen­ge­bracht wird, an den vom Rie­sen­kra­ken be­wach­ten ver­sun­ke­nen Schatz oder den un­to­ten Tu­pi­lak …
    Dies al­les be­kommt den großen Atem, ver­dich­tet sich zu ei­ner weit­ge­spann­ten Sa­ga durch das im Zen­trum des Gan­zen ste­hen­de Ge­schick des hei­mat­los ge­wor­de­nen See­volks von Li­ri. Hier of­fen­bart An­der­son ei­ne Sen­si­bi­li­tät und einen Hang zur Tra­gö­die, wie bei­des zu­vor nur in sei­nen bes­ten Kurz­ge­schich­ten und viel­leicht in dem Ro­man The Dan­cer from At­lan­tis (Die Tän­ze­rin von At­lan­tis) sicht­bar wur­de.
    Zu An­der­sons bes­se­ren Ro­ma­nen ge­hört si­cher­lich auch The High Cru­sa­de (Sir Ro­gers himm­li­scher Kreuz­zug, Moewig-SF 3566), wo ge­schil­dert wird, wie sich ein mit­tel­al­ter­li­cher Rit­ter mit sei­nen Man­nen in den Be­sitz ei­nes Raum­schif­fes ex­tra­ter­rest­ri­scher Ag­gres­so­ren setzt und mun­ter da­mit be­ginnt, ein Ster­nen­reich zu eta­blie­ren. Die­se Ge­schich­te zeich­net sich durch ei­ni­gen Witz und Iro­nie aus, be­ein­druckt durch den Tri­umph simp­ler Mit­tel über hoch­ent­wi­ckel­te Waf­fen­tech­nik und hat trotz der im Grun­de krie­ge­risch-blu­ti­gen Hand­lung den Flair ei­nes nicht sehr ernst ge­mein­ten SF-Mär­chens.
    Was nun das vor­lie­gen­de Buch an­geht, so hal­te ich es, al­les in al­lem, für An­der­sons bes­te Leis­tung auf dem Ge­biet des Ro­mans. Das Werk ist ei­ne durch Phan­ta­sie und Lo­gik über­zeu­gen­de po­si­ti­ve Uto­pie mit be­ein­dru­cken­den Sze­nen­fol­gen, star­ken Cha­rak­teren und ei­nem aus­ge­präg­ten Idea­lis­mus. Ge­wiß, manch­mal rutscht An­der­son ins Sen­ti­men­ta­le ab oder wird un­an­ge­mes­sen pa­the­tisch, und auch ei­ni­ge an­de­re Schwä­chen sind nicht zu über­se­hen. So ist recht zwei­fel­haft, daß die In­tel­li­genz­stei­ge­rung in der ge­schil­der­ten Form funk­tio­nie­ren wür­de, und die Be­zie­hun­gen zwi­schen Ra­tio und Emo­ti­on sind et­was dif­fus ge­schil­dert. Ge­ne­rell bleibt oh­ne­hin der Ein­wand, daß Men­schen mit hö­he­rem IQ kaum zu­tref­fend aus ei­ner tiefe­ren Ebe­ne her­aus zu schil­dern sind.
    Und schließ­lich ver­säumt es An­der­son auch, die neue Ge­sell­schafts­form zu prä­zi­sie­ren, die sich nach Über­win­dung der der­zei­ti­gen Ge­sell­schafts­for­men her­aus­bil­det. Auf den ers­ten Blick zu­min­dest scheint sich nicht all­zu­viel ge­än­dert zu ha­ben.
    Aber, wie ge­sagt, un­ge­ach­tet die­ser Ein­wän­de bleibt Brain Wa­ve (Der Ne­bel weicht) ein ein­fühl­sa­mes und mit­rei­ßen­des Buch und ein Klas­si­ker der jün­ge­ren Science Fic­ti­on.
     
    Hans Joa­chim Al­pers

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