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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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be­nö­tigt wer­den, die le­ben und kämp­fen, lie­ben und wei­nen, la­chen und ster­ben, wie der Mensch es ein­mal ge­tan hat. Nein, wir wer­den nicht das per­so­ni­fi­zier­te Schick­sal sein, aber viel­leicht kön­nen wir ir­gend­wie das Glück ver­kör­pern – und viel­leicht so­gar die Lie­be.“
    Dann lä­chel­te der Mann ein sehr mensch­li­ches Lä­cheln über sich und sei­ne Vi­sio­nen. „Nun ja, ich glau­be, ich re­de zu­viel. Die Herbst­luft ist be­rau­schend wie Wein, wie das al­te Kli­schee es sagt.“ Er wand­te sich di­rekt an Brock: „Was ich ei­gent­lich sa­gen woll­te: Wir – un­se­re Art – wer­den nicht auf der Er­de blei­ben.“
    Brock nick­te schwei­gend.
    „Eu­er Zweig der Ras­se wird nicht mehr be­läs­tigt wer­den“, er­klär­te Le­wis. „Und dann, in ein paar Jah­ren, wenn al­les so­weit ist, wer­den wir im Him­mel ver­schwin­den. Die Er­de wird euch und den Tie­ren über­las­sen. Und da­nach seid ihr völ­lig frei. Es wird an euch und den an­de­ren Le­bens­for­men sein, eu­er Schick­sal zu ge­stal­ten. Und falls ihr hin und wie­der et­was Glück habt – nun, das hat es schließ­lich im­mer ge­ge­ben.“
    „Dan­ke“, drang es als lei­ses Flüs­tern aus Brocks Keh­le.
    „Dan­ken Sie nicht mir oder sonst ir­gend je­man­dem. Es ist die lo­gi­sche Fol­ge der sich ent­wi­ckeln­den Er­eig­nis­se. Aber ich wün­sche euch al­len Glück, je­dem von euch.“
    Le­wis stand auf und ging auf sein Luft­fahr­zeug zu. „Ich muß jetzt ge­hen.“ Er hielt in­ne. „Ich war zu An­fang nicht ganz ehr­lich zu Ih­nen. Es war nicht Ross­mans Neu­gier, die mich her­ge­bracht hat; er hät­te sie be­frie­di­gen kön­nen, in­dem er den Ko­lo­ni­sie­rungs­aus­schuß fra­gen oder selbst kom­men wür­de. Ich woll­te mich hier per­sön­lich um­se­hen, weil … nun ja, Sie wer­den bald ein neu­es Mit­glied in Ih­rer Ge­mein­de ha­ben.“
    Brock sah ihn fra­gend und leicht ver­wun­dert an. Le­wis blieb ste­hen, als er sei­ne Ma­schi­ne er­reicht hat­te.
    „Es han­delt sich um ei­ne al­te Freun­din von mir“, er­klär­te er. „Ih­re Ge­schich­te ist ziem­lich tra­gisch; sie wird sie Ih­nen selbst er­zäh­len, wenn ihr da­nach ist. Aber sie ist ein präch­ti­ger Mensch, ei­ne wun­der­vol­le Frau, wirk­lich, und wir al­le, die sie ken­nen, möch­ten, daß sie glück­lich wird.“
    Das Me­tall vor ihm schim­mer­te auf. Er reich­te Brock die Hand. „Viel Glück“, sag­te er ein­fach und trat in das Fahr­zeug. Einen Mo­ment spä­ter war es nur noch ein Punkt im Him­mel.
    Brock starr­te ihm nach, bis es ganz ver­schwun­den war.
    Als er sich wie­der dem Haus zu­wand­te, stand die Son­ne schon sehr tief, und ein kal­ter Wind­stoß ließ ihn er­schau­dern. Sie wür­den heu­te abend den Ka­min an­zün­den müs­sen. Wenn ein neu­es Mit­glied ein­traf, konn­ten sie viel­leicht et­was von dem ver­blie­be­nen Ale op­fern, Jim­my wür­de Gi­tar­re spie­len, und sie al­le wür­den da­zu sin­gen. Die Lie­der wa­ren rauh, un­be­hol­fen und oft laut­stark, mehr konn­te man von Pio­nie­ren nicht er­war­ten, aber es war Wär­me in ih­nen, Stand­fer­tig­keit und Ka­me­rad­schaft.
    Dann sah er sie, wie sie die Auf­fahrt her­auf­kam, und sein Herz stock­te.
    Sie war nicht groß, aber ih­re Fi­gur zeich­ne­te sich stark und ge­schmei­dig un­ter der schwe­ren Klei­dung ab, bron­ze­far­be­nes Haar weh­te um ein jun­ges, freund­li­ches und ein­neh­men­des Ge­sicht. Sie trug ein Bün­del auf dem Rücken, die Son­ne vie­ler Ta­ge der Wan­der­schaft auf of­fe­nen Stra­ßen hat­te sie ge­bräunt und ihr groß­äu­gi­ges Ge­sicht mit ei­ner Viel­zahl von Som­mer­spros­sen über­zo­gen. Er stand einen Mo­ment lang völ­lig be­we­gungs­los da und rann­te dann los; aber als er sie er­reicht hat­te und vor ihr stand, fand er kei­ne Wor­te.
    „Hal­lo“, sag­te sie scheu.
    Er brach­te nur ein lin­ki­sches Ni­cken zu­stan­de. Er war sich nicht im ge­rings­ten be­wußt, daß er ein kraft­voll und be­ein­dru­ckend aus­se­hen­der Mann war, nicht ge­ra­de hübsch oder gar schön, aber mit et­was an sich, das Ver­trau­en er­weck­te.
    „Ich ha­be ge­hört, das hier sei ei­ne Frei­statt“, sag­te sie.
    „Ja. Bist du
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