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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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leis­ten konn­te. Auch die rei­ne Grund­la­gen­for­schung diente der Wirt­schaft. Er hat­te sein Ver­mö­gen mit Leicht­me­tal­len ge­macht, vom ro­hen Erz bis zu fer­ti­gen Pro­duk­ten und ei­nem run­den Dut­zend Quer­ver­bin­dun­gen zu an­de­ren Ge­schäf­ten; of­fi­zi­ell fast zu­rück­ge­zo­gen, hielt er die Zü­gel wei­ter fest in sei­nen schmalglie­dri­gen Hän­den. Selbst bak­te­rio­lo­gi­sche For­schung konn­te sich als nütz­lich er­wei­sen. Vor gar nicht so lan­ger Zeit hat­te man an der bak­te­ri­el­len Ex­trak­ti­on von Öl aus Schie­fer ge­ar­bei­tet, und Co­rinths Un­ter­su­chung der Re­so­nanz­ver­bin­dun­gen in Kris­tall­struk­tu­ren konn­te be­trächt­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Me­tall­ur­gie ha­ben. Gru­ne­wald stell­te sich schon jetzt be­geis­tert vor, was die­se Tat­sa­che für ih­ren wis­sen­schaft­li­chen Ruf be­deu­ten wür­de. Vor dem Mit­tages­sen hat­ten sie be­reits ei­ne gan­ze An­zahl von Dif­fe­ren­ti­al­glei­chun­gen auf­ge­stellt, die sie dem Com­pu­ter ein­ge­ben woll­ten, so­bald er wie­der zu ih­rer Ver­fü­gung stand.
    Dann klin­gel­te das Te­le­fon. Es war Le­wis, der vor­schlug, sie soll­ten mit­ein­an­der es­sen ge­hen. „Ich bin heu­te ei­ner hei­ßen Sa­che auf der Spur“, ant­wor­te­te Co­rinth aus­wei­chend. „Viel­leicht las­se ich mir nur ein paar Sand­wi­ches her­auf­schi­cken.“
    „Mir ist auch was Tol­les ein­ge­fal­len“, mein­te Le­wis, „aber ich weiß noch nicht, ob ich wirk­lich auf dem rich­ti­gen Weg bin. Des­halb möch­te ich es gern mit dir be­spre­chen.“
    „Oh, na gut. In der Kan­ti­ne, ja?“
    „Wenn du nur ir­gend et­was hin­un­ter­wür­gen willst – gut, ein­ver­stan­den.“ Le­wis lieb­te drei Stun­den lan­ge Ge­la­ge, kom­plett mit Wein und Vio­li­nen, ei­ne Ge­wohn­heit, die er wäh­rend sei­ner Dienst jäh­re im Nach­kriegs­wi­en an­ge­nom­men hat­te.
    „Paßt dir ein Uhr? Das Fuß­volk ist dann schon ab­ge­füt­tert.“
    „Okay.“ Co­rinth häng­te auf und ver­lor sich wie­der in der küh­len Ek­sta­se sei­ner Ar­beit.
    Als er wie­der auf die Uhr schau­te, war es be­reits halb zwei, und er has­te­te flu­chend zur Kan­ti­ne.
    Le­wis nahm ge­ra­de Platz, als Co­rinth sein Ta­blett her­über­brach­te. „Da­nach, wie du dich am Te­le­fon an­ge­hört hast, ha­be ich mir schon ge­dacht, daß du zu spät kom­men wür­dest“, sag­te er. „Was hast du dir ge­holt? Das nor­ma­le Caféte­ria-Me­nü, neh­me ich an. In Ma­ger­milch er­tränk­te Mäu­se, Fi­lets von See-Igeln, da­zu ge­ba­cke­ne … na ja, ist ja auch egal.“
    Er trank einen Schluck Kaf­fee und ver­zog das Ge­sicht.
    Er sah ei­gent­lich gar nicht ver­wöhnt aus, ein kurz ge­bau­ter vier­schrö­ti­ger Mann von achtund­vier­zig Jah­ren, der lang­sam dick und kahl wur­de mit schar­fen Au­gen hin­ter ei­ner dick­gla­si­gen, rand­lo­sen Bril­le. Beim Es­sen und Trin­ken lang­te er al­ler­dings auch wirk­lich kräf­tig zu. Aber acht Jah­re in Eu­ro­pa hat­ten sei­nen Ge­schmack be­ein­flußt, und er be­stand dar­auf, daß sei­ne Nach­kriegs­rei­sen rein ga­stro­no­mi­scher Na­tur ge­we­sen sei­en.
    „Was du brauchst“, sag­te Co­rinth mit der Selbst­ge­fäl­lig­keit des Be­kehr­ten, „ist ei­ne Frau. Hei­ra­te.“
    „Ich hat­te ähn­li­che Ge­dan­ken, als mei­ne Sturm- und Drang­zeit vor­bei war. Aber, na ja, was soll’s. Jetzt ist es zu spät.“
    Le­wis nahm ein Mi­nu­tens­teak in An­griff, das er im­mer so aus­sprach, als ob „Mi­nu­te“ ein Syn­onym für „win­zig“ sei, und nu­schel­te mit vol­lem Mund. „Im Mo­ment bin ich weit mehr an der his­to­lo­gi­schen Sei­te der Bio­lo­gie in­ter­es­siert.“
    „Du hast ge­sagt, du hät­test Är­ger …“
    „Ja, mit mei­nen As­sis­ten­ten. Je­der scheint heu­te ir­gend­wie auf­ge­kratzt zu sein, und der jun­ge Ro­berts hat noch wil­de­re Ide­en als sonst. Aber ge­nau das ist mei­ne Ar­beit. Ich ha­be dir schon da­von er­zählt, oder? Ich un­ter­su­che Ner­ven­zel­len-Neu­ro­nen. Ich ver­su­che sie in ver­schie­de­nen künst­li­chen Me­di­en am Le­ben zu er­hal­ten und da­bei fest­zu­stel­len, wie ih­re elek­tri­schen
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