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Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Titel: Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer
Autoren: Ilse Wenner-Goergen
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tun haben! Auch, wenn der Mord im Filmhaus begangen wurde. Kommen Sie jetzt bitte endlich zu Ihrer Aussage!“
    Die vermeintliche Zeugin ließ sich nicht abbringen und erzählte weiter: „Der Mann vergötterte die junge Frau ganz offensichtlich, und er trieb ein tödliches Spiel mit ihr. Genau wie mit vielen anderen vor ihr. Er hatte seine perversen Fantasien nicht unter Kontrolle, beim Anblick eines schönen Frauenkörpers, den er begehrte, begehrte er gleichzeitig ihr Blut, verstehen Sie? Der Drang, die makellose Schönheit zu zerstören, war größer, als seine Vernunft, zu der er durchaus fähig war. Es war ein animalisches, instinktives Verhalten, das ihm im Zustand sexueller Erregung leitete.
    Parallel dazu zeigte der Film, dass man mit Hochdruck nach ihm suchte, obwohl kaum einer seiner Jäger wusste, wie gefährlich er wirklich war.
    Man ermittelte zunächst natürlich ohne Erfolg, denn er war sehr geschickt und intelligent – wie auch in Wirklichkeit viele Psychopathen.“
    Patricia hätte spätestens an dieser Stelle wieder einhaken müssen, doch sie konnte nicht anders, als dieser Frau zuzuhören.
    „Und jedes Mal, wenn er sich im stillen Kämmerlein in seinen Fantasien erging, wenn er sich damit wieder ein Stückchen weiter auf sein Vorhaben vorbereitet hatte, gab es Rosen für die Angebetete. Mal eine einzelne, die er ihr - ganz Kavalier - aus dem Mund überreichte, mal ein ganzes Dutzend zu einem Strauß gebunden, ein anderes Mal hatte er sie auf Rosen gebettet oder ihr einen Pfad aus Rosenblütenblättern gelegt. Zum Beispiel als Wegweiser zu einem festlich gedeckten Tisch oder zu einer duftenden Badewanne, die ebenfalls gefüllt war mit Rosenblüten. Es waren immer tief rote Rosen. Außerdem hat er zu jeder Gelegenheit Kerzen für sie angezündet – für die junge Frau alles Zeichen großer Verehrung. Für ihn Teil seines fanatischen Spiels.“ Jetzt summte sie „I wanna lay you down…“ an, bevor sie weiter sprach: „Erst nach und nach kam ihr sein extremes Verhalten merkwürdig vor. Zeitgleich, als sie aus der Presse erfuhr, dass in ihrer unmittelbaren Nähe nach einem entflohenen Anstaltshäftling und Mörder gesucht wurde, fand sie bei ihm Fotos, auf denen bis zur Unkenntlichkeit zugerichtete Frauen zu sehen waren – allesamt aufgebahrt, mit roten Rosen umgeben, neben brennenden Kerzen.“
    Patricia schluckte. Genauso hatten sie am Morgen die Tote im Filmhaus aufgefunden. Sie erschauderte, als sie sich an den Geruch am Tatort erinnerte: eine Mischung aus süßem Rosenduft und Tod. Sie riss sich zusammen und sagte so nüchtern, wie sie konnte: „Das war sicher eine interessante Geschichte, aber was wollen Sie uns damit jetzt sagen?“
    „Es war meine Geschichte“
    „Ihre Geschichte?“ Patricia verstand nicht.
    „Und verdammt gut verfilmt. Nur knapp konnte sie am Ende ihrem Peiniger gerade so entkommen. Wirklich spannend und mitreißend. Sogar für mich. Selten, dass ein Roman, der nicht ursprünglich als Drehbuch vorgesehen war, so grandios verfilmt wurde!“ Kurz leuchteten ihre Augen begeistert auf, dann jedoch flüsterte sie: „Aber: Er ist wieder frei. Und er kennt den Film.“
    „Sie meinen, es hat jemand einen fiktiven Filmmord in die Wirklichkeit projiziert?“ Patricia war irritiert, sie versuchte Zusammenhänge herzustellen.
    Die Frau schüttelte den Kopf „Nein. Ein Teil der Filmhandlung ist tatsächlich so passiert. Es ist lange her, sicher mehr als fünfzehn Jahre, Sie erinnern sich nicht an das so genannte
    Patricia ertappte sich dabei, wie sich ein Bild von einem zotigen Urmenschen aus den Bergen vor ihrem geistigen Auge auftat, und sie wischte es schnell beiseite, während die Zeugin weiter sprach: „Den Psychopathen gibt es wirklich. Claudius Gaburek. Er wollte mir mit der Toten zeigen, dass es noch nicht zu Ende ist, sondern dass es gerade erst wieder begonnen hat.“
    „Ihnen?“
    „Ja, mir. Denn er weiß, wer damals für seine Festnahme gesorgt hat. Und er weiß auch, dass seine Geschichte zu einem Roman gemacht wurde.“
    Immer noch irritiert schüttelte Patricia den Kopf und sah der Dame herausfordernd entgegen.
    „Entschuldigen Sie. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Cyrgalla. Victoria Cyrgalla. Schriftstellerin.“ Sie blickte Patricia entgegen, als erwartete sie, von ihr erkannt zu werden, dann sprach sie weiter: „Mit diesem Mord an der Schauspielerin, im Film seine Verräterin, hat er der Geschichte ein neues Ende
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