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Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer

Titel: Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer
Autoren: Ilse Wenner-Goergen
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doch befriedigt war er noch nicht. Die Stauch hatte Recht. Es fehlte noch der Schluss, der dem Ganzen das I-Tüpfelchen aufsetzte.
    Frau Stauch beugte sich gerade über Pauls Schulter. „Wenn man einen Krimi ansprechend schreiben will, dann muss man Spannung produzieren, die bis zum Schluss anhält.“ In ihrer Stimmlage schwang unausgesprochener Zweifel an Pauls Fähigkeiten mit.
    „Ja, das habe ich getan“, erwiderte Paul. „Ich habe die Geschichte so aufgebaut, dass der Leser weiß, wo die Opfer sich aufhalten und was mit ihnen geschieht. Dieses Wissen bleibt der Polizei und dem privaten Umfeld der Opfer vorenthalten. Diese Menschen glauben an ein freiwilliges Verschwinden der beiden aus niederen Beweggründen. Und bis zum Schluss bleibt es spannend, ob die beiden gefunden und gerettet oder von ihrem Peiniger umgebracht werden.“ Frau Stauch ging nicht weiter darauf ein. „Wir sehen uns in einer Woche dann zum letzten Mal hier“, sagte sie in die Runde und schloss die Stunde.
    Nächste Woche würde also schon die letzte Seminarstunde sein. Bis dahin sollten alle Geschichten geschrieben und alle Leser befriedigt sein. Also musste auch Paul in seiner Geschichte wohl oder übel zu einem Schluss kommen. Als er an diesem Abend seinen Keller betrat, wusste er, was er zu tun hatte. Er fuhr seinen Wagen in die Garage und leerte den Kofferraum. Sack um Sack stellte er den Zement neben den Sekretär. Dann warf er den betagten Betonmischer an, der trotz seines Alters nach anfänglichem Ruckeln schließlich gleichmäßig zu rotieren begann. Paul gab Sand und Wasser hinzu und füllte schließlich die fertige Mischung jeweils in einen großen Bottich und beförderte das Ganze mithilfe einer kleinen Pumpe, an die er einen Schlauch angeschlossen hatte, durch den Spalt in die geheime Kammer seines Kellers. Das Geräusch des Mischers übertönte die Schreie aus dem Inneren der Kammer zwar nicht ganz, doch es machte sie erträglich. Nach eineinhalb Stunden Arbeit war Paul fertig. Die Schreie waren verstummt. Die Geschichte war zu Ende. Zumindest im realen Leben. Paul war befriedigt. Fehlte noch der Leser. Das musste sein!
    Ein Bier noch, eine schnelle Dusche, dann würde auch die literarische Geschichte ihr Ende nehmen.

    Zitate in dieser Geschichte:
    • ‚Du sollst nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen nicht die Kavallerie zur Rettung rufen’
    • ‚Du sollst die inneren und äußeren Herausforderungen des Lebens mit Ehrlichkeit, Integrität und ernsthafter Überlegung behandeln und einfache oder keine Antworten sowie Gefühlsduselei vermeiden.’
    • ‚Du sollst die Wahrhaftigkeit deiner Arbeit wertschätzen: Einer Geschichte einen pompösen Schluss aufzupfropfen, wo eigentlich ein anderer verlangt ist, ist ein Betrug an deinem Werk, deinen Lesern und dir selbst.’
    Zitiert nach: Garry Disher: Flugrausch
    Aus dem Englischen von Peter Torberg

Nachwort
    Geht es so, wie in diesem Buch, tatsächlich in unseren Wartezimmern zu?
    Natürlich nicht!
    Oder zumindest nicht immer.
    Wäre schlimm, oder?

Haben Sie Blut geleckt?
    Möchten Sie mehr, als nur eine Kurzgeschichte von der Autorin lesen? Versuchen Sie es mal hiermit:
Angekirrt – ein saustarker Jagdkrimi…
    Volker Lehmann, passionierter Jäger und Jagdpächter, fällt in seinem eigenen Revier einem brutalen Verbrechen zum Opfer. Der Täter legt gezielte Spuren, welche die Polizei schnell darauf schließen lassen, dass Volker Lehmann sein altes Leben hinter sich lassen und woanders neu beginnen will.
    Damit aber kann sich seine vermeintlich verlassene Frau Ina nicht abfinden. Als nach erfolglosem Suchen nach dem Verschwundenen die Polizei die Akte schließt, macht sie selbst sich auf die Suche nach Hinweisen über den Verbleib ihres Mannes. Jedem Anhaltspunkt geht sie nach, nicht ahnend, dass sie dabei dem Täter gefährlich nahe kommt.

Inhalt
     
    Auf den Zahn gefühlt
    Schreie in der Zahnarztpraxis, die bis ins Wartezimmer zu hören sind, können die wartenden Patienten durchaus nervös machen...
    (6 Normseiten, geschätzte Lesedauer: 8 – 10 Min.)
     
    Pflaumenmus
    Mit Nachbarn ein gutes Verhältnis zu haben, ist nicht jedem gegeben. Doch sich ihrer entledigen zu wollen, kann daneben gehen…
    (5 Normseiten, geschätzte Lesedauer: 6 – 8 Min.)
     
    Revanche
    Man(n) sollte nie die Fähigkeiten einer Frau unterschätzen, wenn ihr Unrecht widerfährt!
    (6 Normseiten, geschätzte Lesedauer: 8 – 10 Min.)
     
    Manuela und Ben
    Was sich in eine Kinderseele
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