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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition)
Autoren: Markus Tillmanns
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Die Menschen reden davon, ihr Herz an jemanden zu verlieren, aber in Wirklichkeit verlieren sie nur den Verstand.«
    Dadalore starrte Valenuru fassungslos an. »Ist dein Spott alles, was du am Ende für mich übrig hast?«
    Der Nachtelf wechselte den Nagel. »Nein, ehrlich, ich an deiner Stelle würde mir Zeit lassen.«
    Und plötzlich begriff sie.
    Sie sah den Capitalmeisterobservator an. »Osogo, eines habe ich an Eurem Plan nie verstanden. Warum ließet Ihr Euch so viel Zeit, bis Ihr begannt, Eure Mitverschwörer auszulöschen? Wie nanntet Ihr das noch: Risikominimierung?«
    »Damit habt Ihr Eure Frage im Grunde bereits selbst beantwortet«, erwiderte er. »Die Morde eigenhändig zu begehen, wäre zu riskant gewesen, immerhin waren meine Mitverschwörer allesamt mächtige Zauberer. Außerdem verabscheue ich Gewalt. Mein nächster Plan war, Valenuru damit zu beauftragen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich feststellte, dass er diese Befehle nicht ausführte. Ich versuchte zu verstehen, warum. Als mir klar wurde, dass dieser Göttersohn seiner Natur nach nicht morden konnte, verfiel ich auf eine andere Idee. Aber von dem Einfall, den Geist eines Mörders zu verwenden bis zur Umsetzung war es ein weiter Weg. Immerhin musste ich dazu einen uralten Zauber erlernen und darin hinreichende Übung erlangen, dass nichts mehr scheitern konnte.«
    Ein seltsames Rauschen setzte ein.
    Mit einem Rumpeln schloss sich die Öffnung, durch die sie heraufgekommen war.
    Dadalore lächelte. »Ich danke Euch für diese ausführliche Antwort.«
    Osogo schaltete sofort. Sein Kopf ruckte herum. Jenseits der Raubtierzähne des Kolosses hatte die Abenddämmerung eingesetzt und der Acht-Uhr-Regen strömte herab. Darauf riss der Koloss mit einem gewaltigen Knirschen sein Maul auf. Sein Kopf legte sich unter metallischem Ächzen in den Nacken.
    Das Plateau wurde schlagartig so schräg, dass es alle drei von den Beinen schleuderte. Dadalore bekam einen der fest montierten Spiegel zu fassen und klammerte sich an den Rahmen, neben ihr rollte sich Valenuru geschickt auf dem Boden ab, der eben noch die rückwärtige Wand gewesen war. Osogo schlug schwer auf dem Stahl auf. Dadalore baumelte zwei Mannslängen darüber. Verflucht, sie hasste den Blick in die Tiefe!
    Dann kam der Regen. Sturzflutartig schoss er in den gierigen Rachen der Bestie hinein. Binnen weniger Lidschläge war sie völlig durchnässt und – schlimmer noch – der Rahmen des Spiegels, an dem sie hing, begann rutschig zu werden. Dadalore klammerte sich verzweifelt fest. Ihre Quetschung schmerzte wie wahnsinnig.
    Irgendwo jenseits der Plattform musste ein Abfluss sein, durch den das Wasser gurgelnd in den Leib des Kolosses fuhr. Aber es prasselte schneller Regen nach, als Wasser abfließen konnte. Unter ihr stauten sich die Fluten und schossen höher.
    Dadalore ließ sich fallen.
    Das Gewicht ihrer Rüstung zog sie unter Wasser. Sie musste aus dem Rettarock heraus. Sie ließ den Säbel los. Fangkufas sank nach unten, wurde von der Strömung erfasst und fortgezogen. Dadalore strampelte sich halb wahnsinnig vor Angst aus der Rüstung heraus. Der letzte Atem entwich ihren Lungen. Endlich! Sie schwamm nach oben, streckte den Kopf aus den tosenden Fluten heraus und sog gierig die Luft ein. Osogo war nirgends zu sehen. Auch Valenuru war fort. Das Unwetter peitschte die Fluten hoch und die Strömung warf sie wild hin und her.
    Etwas stimmte nicht.
    Das Wasser stieg viel zu rasch an. Das Toben der Elemente war zu heftig. Dadalore wurde untergetaucht. Schluckte Wasser. Sie tauchte wieder auf und hustete erbärmlich. Sie musste hier raus, bevor es zu spät war.
    Da tanzte eine Stahltruhe auf den Wellen. Die Urgewalt des Wassers musste sie aus ihrer Verankerung gerissen haben. Dadalore hielt in kräftigen Zügen darauf zu. Als sie das Ziel fast erreicht hatte, warf ihr eine Welle die Kiste hart gegen den Schädel. Benommen klammerte sie sich fest.
    Da klappte der Deckel auf.
    Eine weiße Hand streckte sich ihr entgegen. »Einfache Überfahrt kostenfrei«, brüllte Valenuru über den Sturm hinweg. Dadalore griff zu und wurde ins Innere der Truhe gezogen. Ihr Gefährt schaukelte heftig auf den Wellen. Auch innen schwappte bereits eine Handbreit Wasser auf und ab. Dennoch schien es Dadalore das Paradies zu sein. Erschöpft sackte sie direkt in Valenurus Arme. Ihr Kopf sank auf seine Brust und das Chaos draußen schien so fern.
    Er streichelte ihr über das tropfnasse Haar.
    Eine gefühlte
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