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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition)
Autoren: Markus Tillmanns
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sein.
    Valenuru balancierte einen fünften Lakaien auf der Nase. Dann warf er sie alle ins Wasser. »Nun? Ich verschaffe dir, was immer du möchtest.«
    Dadalore spürte, dass sie die Kraft verließ. »Ich will nicht«, sagte sie zitternd.
    Valenuru sah sie verwirrt an. »Du willst nicht, dass ich dir gebe, was du willst?«
    Ihre gepeinigten Hände schmerzten abgrundtief. »Was du mir geben konntest, das hast mir schon gegeben.« Ihre Zähne schlugen beim Sprechen aufeinander.
    »Dadalore, sei keine Närrin! Bedenke, wie schön es sein könnte.« Er strich ihr über die Wange. Die Berührung weckte das Verlangen nach mehr.
    »Ich will nur eines«, sagte sie.
    »Alles, was du willst«, erwiderte der Nachtelf und lächelte.
    »Ich will«, sagte sie mit brüchiger Stimme, »dass du wieder dorthin gehst, wo du hingehörst.«
    Valenuru sah sie mit einem Ausdruck unendlicher Traurigkeit an. Seine Gestalt begann zu flackern.
    Er beugte sich zu ihr hinüber, wie um sie zum Abschied zu küssen. Durch seine Brust schimmerte bereits der Himmel hinter ihm.
    Dadalore schloss die Augen und erwartete seinen Kuss.
    Doch in dem Moment, als sie seine Lippen spüren müsste, traf sie nur mehr ein Lufthauch. Ein leichter Hauch mit einem unbeschreiblich köstlichen Duft, der nur so in sie hinein strömte.
    Und verblasste.
    Das Wasser war jetzt vollständig abgelaufen. Mit einem Rumpeln kippte der Kopf des Kolosses nach unten, zurück in die ursprüngliche Position.
    Dadalore war am Ende ihrer Kräfte.
    Lotrecht stürzte sie in die Tiefe.

 
     
    Epilog
     
     
    Der Sturz währte ewig .
    Es war das Entsetzlichste, das ihr je widerfahren war. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren. Wusste nicht mehr, ob sie noch auf dieser, oder schon in einer der jenseitigen Welten war.
    So stellte sie sich den Abgrund vor und es hätte sie nicht gewundert, wenn sie unterwegs Ghalikan überholt hätte.
    Das schreckliche Ziehen und Reißen, der Wind, der ihr in den Ohren pfiff, und die Welt, die unaufhaltsam auf sie zuraste.
    Da traf sie auf etwas Weiches. Es gab unter ihr nach, nahm sie in Empfang wie ein riesiges Bett aus Watte, das sie behutsam auffing.
    Dadalore sank tief und immer tiefer ein, bis ihr Sturz vollständig zu Ende war.
    Sie lag dort und schaute in den Himmel.
    Erst jetzt schlugen die Geräusche über ihr zusammen, wie von einer tobenden Menschenmenge, die kein Halten mehr kannte. Dadalore versuchte, auf die Beine zu kommen. Sie stützte sich kurz auf die verletzte Hand, schrie auf und schaffte es dennoch irgendwie in die Höhe.
    Sie kletterte über den braunen Untergrund, der unter ihren Schritten federnd nachgab, eine Hügelkuppe hinauf.
    Als sie den Scheitelpunkt erreicht hatte, sah sie Tausende und Abertausende von Menschen auf dem König-Jakobi-Platz.
    Das Toben verstummte. Es wurde gespenstisch still.
    Alle sahen sie an.
    Dadalore hatte Mühe, ihre Gedanken zu sortieren. Vermutlich waren die Leute noch verwirrt, weil Ghalikan ihren König entführt hatte. Oder weil der Koloss heute kein Wasser schluckte, sondern spuckte. Oder weil ein Capitalmeisterobservator und eine Capitalobservatorin vom Himmel fielen.
    Sie blickte sich um.
    Osogos Leichnam war nirgends zu sehen. Vermutlich war ihm weniger Glück beschieden als ihr und er hatte irgendwo ein Hausdach durchschlagen.
    Ein schwarzer Hüne trat vor sie. Tongulaus-Wem-es-schmeckt, der erste königliche Hofbäcker, stand wutentbrannt dort. »Ihr habt es zerstört!«, brüllte er.
    Dadalore fühlte den Zorn in sich aufsteigen. Nach allem, was sie für Reich und Bürger getan hatte, wagte es dieser Löffeldompteur, sie hier vor allen Leuten ...
    Mit einem Mal war ihr, als stiege die Erinnerung an einen wunderbaren Duft in ihr auf.
    Sie atmete tief durch.
    Sie schluckte ihren Zorn hinunter, wo er sich rasch auflöste.
    An Stelle einer Antwort lächelte sie auf eine eigentümliche Art schief.
    Tongulaus sah sie an, und als er begriff, dass keine Reaktion mehr erfolgen würde, schüttelte er nur fassungslos den Kopf. »Das schöne Brot.«

 
     
    Sach- und Personenregister
     
     
    Abgrund
    Der A. ist die unterste der drei Welten. Dort herrschen die Dämonen unter ihrem Herrn Sagard.
     
    Adamant
    1) Der A. ist der wertvollste Edelstein, den die Gelehrten des Imperiums kennen.
    2) A. bezeichnet die höchste Sicherheitsstufe bei Staatsangelegenheiten.
     
    Alabasterpalast
    Der A. ist traditionell die Residenz der Könige des Reiches von Rakabi. Das Gebäude ist über acht Jahrhunderte zu
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