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Der Mythos des Sisyphos

Der Mythos des Sisyphos

Titel: Der Mythos des Sisyphos
Autoren: Albert Camus
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alle Kategorien der Welt, daß er über nichts anderes nachdenkt und spricht. Er zählt ihre verschiedenen Formen auf: den Überdruß, den der Durchschnittsmensch in sich auszugleichen und zu ersticken sucht; das Erschrecken des Geistes, der an den Tod denkt. Auch er trennt das Bewußtsein nicht mehr vom Absurden. Das Wissen um den Tod ist die Stimme der Sorge, und . Dieses Wissen ist eben die Stimme der Angst, die das Dasein beschwört, . Auch für ihn ist es nicht erlaubt zu schlafen, sondern man muß bis zum Ende wachen. Er hält sich in dieser absurden Welt und beklagt ihre Vergänglichkeit. Mitten durch diese Trümmer sucht er seinen Weg.

Jaspers

    JASPERS verzweifelt an der gesamten Ontologie und möchte beweisen, daß wir die verloren haben. Er weiß, daß wir nichts erreichen können, was das vergängliche Spiel der Erscheinungen transzendiert. Er weiß, daß der Geist am Ende verlieren muß. Er verbreitet sich des längeren über die geistigen Abenteuer, die wir aus der Geschichte kennen, und deckt rücksichtslos das Versagen aller Systeme auf - die Illusion, die alles gerettet, und die Predigt, die nichts verborgen hat. In dieser verwüsteten Welt, in der die Unmöglichkeit jeglicher Erkenntnis erwiesen ist, in der das Nichts die einzige Realität und die ausweglose Verzweiflung die einzig mögliche Haltung zu sein scheinen, versucht er den Ariadnefaden wiederzufinden, der zu den göttlichen Geheimnissen führt.

Schestow

    SCHESTOW wiederum zeigt in einem bewundernswert eintönigen, unaufhörlich auf dieselben Wahrheiten ausgerichteten Werk immer wieder, daß auch das lückenloseste System und der umfassendste Rationalismus schließlich immer auf das Irrationale des menschlichen Denkens hinauslaufen. Ihm entgeht keine unabweisbare Ironie, kein lächerlicher Widerspruch, der die Vernunft herabsetzt. Ihn interessiert nur eins: die Ausnahme, ob sie nun der Geschichte des Herzens oder des Geistes entspringen mag. DOSTOJEWSKIJs Untersuchungen über den zum Tode Verurteilten, die übersteigerten geistigen Abenteuer NIETZSCHEs, die Verwünschungen Hamlets oder die bittere Vornehmheit eines IBSEN - dergleichen dient ihm nur dazu, die menschliche Auflehnung gegen das Unabwendbare zu verfolgen, aufzuhellen und zu verherrlichen. Er versagt der Vernunft seine Gründe und dringt mit einiger Entschlossenheit nur in jene farblose Einöde vor, in der alle Gewißheiten Stein geworden sind.

Kierkegaard

    KIERKEGAARD, vielleicht der fesselndste von allen, tut wenigstens teilweise mehr, als das Absurde nur zu entdecken: er lebt es. Wenn ein Mann schreibt: , dann stellt er zunächst fest, daß es keine absolute Wahrheit gibt, die eine an sich unmögliche Existenz befriedigend machen könnte. Ein Don Juan des Erkennens, bedient er sich zahlreicher Pseudonyme und Widersprüche und schreibt gleichzeitig die und jenes Handbuch eines zynischen Spiritualismus, das . Er lehnt jeden Trost ab, jede Moral und alle beruhigenden Grundsätze. Er trachtet nicht danach, den Schmerz, den der Stachel in seinem Herzen verursacht, zu lindern. Im Gegenteil: er weckt ihn und stellt mit der verzweifelten Freude eines freiwillig Gekreuzigten Stück für Stück, klar, ablehnend und possenhaft, eine Kategorie des Dämonischen auf. Dieses empfindsame und gleichzeitig grinsende Gesicht, diese Kapriolen, denen ein Schrei aus tiefster Seele folgt, sind der absurde Geist selber im Kampf mit einer Wirklichkeit, die stärker ist als er. Und auch dieses, geistige Abenteuer, das KIERKEGAARD. in seine geliebten Skandale verwickelt, beginnt im Chaos einer Erfahrung, die ihrer Kulissen beraubt und ihrer ursprünglichen Zusammenhangslosigkeit preisgegeben ist.

Husserl und die Phänomenologen

    Auf der ganz anderen Ebene der Methode stellen HUSSERL und die Phänomenologen gerade durch ihre Übertreibungen die Welt in ihrer Mannigfaltigkeit wieder her und leugnen die transzendierende Macht der Vernunft. Die Welt des Geistes wird von ihnen unabsehbar bereichert. Das Rosenblatt, der Kilometerstein oder die menschliche Hand sind ebenso bedeutsam wie die Liebe, das Verlangen oder die Gesetze der Gravitation. Denken heißt nicht mehr zusammenfassen, die Erscheinungen unter einem großen Prinzip vertraut
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