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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel
Autoren: John Maddox Roberts
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machen!«
    »Tja, nun, damals war die Welt noch jünger und einfacher.
    Meine Probleme sind sehr komplex. Ich danke dir für deine Dienste, aber überlasse die Staatskunst besser mir.« Dann wandte er sich an Creticus. »Exzellenz, wir sollten nach drinnen gehen. Wir haben einige sehr wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Ich brauche römischen Schutz vor meinen inländischen Feinden. Ich werde den Schaden, der den Römern in Alexandria entstanden ist, natürlich voll erstatten.«
    Die beiden gingen hinein, und das restliche Botschaftspersonal folgte ihnen. Ich blieb alleine auf dem Absatz der Treppe oberhalb der Schar der römischen Flüchtlinge stehen. Achillas war damit fertig, Befehle zu erteilen, und kam grinsend die Treppe herauf auf mich zu. Es juckte mir in den Fingern, mein Schwert zu ziehen und ihn zu töten, aber er hätte es mir wahrscheinlich einfach abgenommen und mich damit aufgespießt. Einen halben Meter vor mir blieb er stehen und musterte mich mit einem Ausdruck von Haß, Verwirrung und grimmigem Respekt.
    »Warum hast du das getan, Römer?« fragte er.
    Das war leicht. »Du hättest den Mord nicht auf dem geheiligten Gelände des Tempels der Musen begehen sollen«, erklärte ich ihm. »So etwas verärgert die Götter.« Er sah mich eine Weile an, als wäre ich wirklich verrückt; dann fuhr er herum und stieg die Treppe hinab. Mit bleiernen Knochen schleppte ich mich zurück in die Botschaft. Sie überfielen mich, sobald ich drinnen war.
    Lachend und johlend zerrten mich die Botschaftsangestellten Zu Boden und fesselten meine Hände und Füße.
    »Ihr glaubt wohl immer noch, ihr könnt euch um eure Wettschulden drücken!« Ich stöhnte, zu schwach, sonst etwas zu tun.
    »Vergeßt nicht, ihn zu knebeln«, sagte Creticus. Man stopfte mir einen Lumpen in den Mund und verknotete ihn fest hinter meinem Kopf. Creticus kam zu mir herüber und stupste mich mit seinem Zeh in die Rippen.
    »Decius, falls du dich gefragt hast, wo diese Marineinfanteristen hergekommen sind, die Schlachtschiffe Neptun, Schwan und Triton liegen im Hafen. Ich habe der Schwan den Befehl gegeben, den königlichen Hafen anzulaufen, und genau das wirst du jetzt auch tun. Die Marineinfanteristen der Neptun unternehmen noch einen kleinen Ausflug, um Fürst Achillas' nahegelegenes Landgut in Brand zu setzen; danach segelt die Flotte nach Rhodos. Und bis dorthin werden sie dich mit nehmen.«
    »Wunderschöne Insel, Rhodos«, sagte Ptolemaios.
    »Allerdings ein bißchen langweilig. Keine Armee, keine Politik.
    Nichts außer jeder Menge Schulen.«
    »Vielleicht kannst du ja ein paar Vorlesungen besuchen, Decius«, sagte Creticus vergnügt und stupste mich erneut mit dem Zeh. »Ein bißchen Philosophie studieren, was?« Dann lachten die beiden, bis Tränen über ihre verlebten Gesichter rannen.
    Ich wurde zum Hafen getragen und an Bord des Schiffes gebracht. Unter Tränen begleitete mich Julia auf dem ganzen Weg, hielt meine gefesselten Hände, die schon taub wurden, und versprach, mir sobald wie möglich nach Rhodos zu folgen. Wahrscheinlich wollte sie doch nur die ganzen Gelehrten kennen lernen. Hermes trug fluchend und vor sich hinmurmelnd meine Waffen und einen Krug Wein und vermißte das angenehme Leben in Alexandria schon jetzt.
    Als das Schiff ablegte, kam Creticus an den Kai und rief mir übers Wasser zu: »Wenn wir hören, daß Rhodos im Meer versunken ist, wissen wir, wer dafür verantwortlich war.
    Kapitän, binde ihn auf keinen Fall los, bis ihr den Pharos passiert habt!«
    Als wir den Leuchtturm umschifften, stieg östlich der Stadt ein wenig landeinwärts eine weitere Rauchwolke gen Himmel.
    Ich hatte gewußt, daß das ganze Holz ein erstklassiges Feuer abgeben würde, und ich war froh, daß wir weit genug weg waren, um den Gestank der Seile aus Menschenhaar nicht mehr zu riechen.
    Wenig später war Alexandria außer Sichtweite. Es sollte zwölf Jahre dauern, bis ich die Stadt wiedersah, aber als ich zurück kehrte, kam ich mit Caesar, Kleopatra war Königin, und die weiteren Geschehnisse ließen die kleinen Abenteuer meines ersten Aufenthaltes öde und langweilig erscheinen, auch wenn ich die Angelegenheit mit Achillas endgültig klären konnte.
    Diese Begebenheiten ereigneten sich in Alexandria im Jahr 692 der Stadt Rom, dem Jahr des Konsulats von Metellus Celer und Lucius Afranius.

Glossar
    As: Kupferbarren von einem Pfund Gewicht, gebräuchliche Währungseinheit.
    Bestiarius: Tierkämpfer im Zirkus.
    Caestus: ein mit
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