Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Hand einer Hofdame. Die Marineinfanteristen machten ihnen Platz, und nahmen dann mit erhobenen Speeren wieder Aufstellung.
    Die Botschaft war deutlich: Ptolemaios unterstellte sich und seine Familie der Obhut Roms. Als er den Absatz der Treppe erreicht hatte, übergab ihm Creticus wortlos den Vertrag.
    Während seine Familie in die Botschaft marschierte, überflog Ptolemaios das Dokument. Dann wandte er sich der Menge zu.
    »General Achillas, komm her«, sagte Ptolemaios.
    Das muß ich dem Mann lassen: Ich hatte nie jemanden von so kühler Unverschämtheit gesehen wie ihn. Er kam absolut selbstsicher die Treppe herauf und verbeugte sich tief.
    »Was wünscht mein König von mir?« fragte er.
    »Eine Erklärung«, sagte Ptolemaios. Er hielt Achillas das belastende Schriftstück unter die Nase. »Du hast versucht, den jungen Senator Metellus zu verhaften, als er mir dies bringen wollte. Kannst du mir erklären, warum?«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät. Er war offensichtlich verwirrt, eine Gefahr für sich selbst und die Gemeinschaft.
    Alexandria ist zur Zeit für Römer nicht sicher, und ich wollte ihn zu seinem eigenen Schutz bändigen.«
    »Und dieses kleine Dokument?« fragte Ptolemaios.
    »Ich habe es nie zuvor gesehen«, erwiderte er recht wahrheitsgemäß. Ptolemaios blickte in meine Richtung und zog eine Braue hoch.
    »Es war sein Kumpan Memnon, der gemeinsam mit dem parthischen Botschafter Orodes und diesem betrügerischen Heiligen Ataxas als Schreiber die letzte Fassung entworfen hat.«
    »Memnon wurde heute morgen ermordet aufgefunden«, sagte Achillas. »Was weiß der Senator darüber?«
    »Es war ein fairer Kampf. Er hat sich gegen König Ptolemaios und Rom verschworen. Er hat den Tod verdient. Aber er hat in deinem Namen gehandelt, Achillas.«
    Er studierte das Schriftstück mit spöttisch übertriebener Gewissenhaftigkeit. »Dann hat er es ohne mein Wissen getan.
    Ich sehe weder mein Siegel noch meine Unterschrift, die auf meine Beteiligung hinweisen könnten. Ich protestiere dagegen, daß mein von fremder Hand geschriebener Name als belastendes Beweismaterial angesehen wird.« »Holt den parthischen Botschafter!« rief Ptolemaios.
    »Leider«, sagte Achillas, »wurde Fürst Orodes heute morgen unweit des Palasttores tot aufgefunden. Offenbar ist er an einer Schnittwunde im Unterarm verblutet.«
    »Lachhaft!« sagte ich. »So schlimm hab ich ihn nicht erwischt. Sonst wäre bei seiner Flucht mehr Blut auf den Boden getropft.«
    »Du warst ja beschäftigt wie ein Gladiator bei einer munera, sine missione«, bemerkte Creticus.
    »Und wie würde die Antwort lauten«, fragte Ptolemaios, »wenn dein König den Priester Ataxas herzitieren lassen wollte?«
    »Meine Offiziere berichten, daß er bei den heutigen Aufständen ums Leben gekommen ist. Du weißt ja, wie so etwas läuft, Herr. Zuerst will der Pöbel nur die Römer umbringen, und hinterher erwischt es jeden beliebigen Ausländer. Offenbar war er frisiert und gekleidet wie ein asiatischer Grieche und niemand hat ihn als den heiligen Ataxas erkannt. Tragisch.«
    Ptolemaios seufzte. »General Achillas, die Nomoi des ersten Kataraktes befinden sich im Aufstand. Meine Märkte auf der Elephantinischen Insel sind in großer Gefahr. Du wirst deine Truppen zusammen rufen und noch vor Einbruch der Dunkelheit dorthin aufbrechen. Du wirst nicht in die Hauptstadt zurück kehren, bevor ich nach dir schicke.«
    Achillas verbeugte sich. »Majestät!« Ich protestierte, als Achillas die Stufen hinabstieg und begann, seinen Truppen Befehle zuzubrüllen. »Dieser Mann ist eine tödliche Gefahr für dich! Er hat sich an einer Verschwörung gegen dein Haus und Rom beteiligt. Er hat Iphikrates umbringen lassen, als er erfuhr, daß der Mann auch anderen Königen die gleichen Zusagen gemacht hatte. Er hat Orodes und Ataxas zum Schweigen gebracht, bevor man sie verhaften und ihnen ein Geständnis entlocken konnte. Er sollte auf der Stelle gekreuzigt werden.« »Seine Familie ist sehr wichtig, mein junger Decius«, sagte Ptolemaios. »Ich kann sie mir im Moment nicht zum Feind machen.«
    »Ich bitte dich, deine Entscheidung zu überdenken«, sagte ich.
    »Erinnere dich bitte, wie deine Vorfahren mit einer solchen Sache umgegangen wären. Es waren absolut Wilde, und sie hätten ihn getötet, dann seine Familie ausgelöscht und anschließend den ganzen langen Weg bis nach Makedonien auf sich genommen, um den Ort, aus dem die Familie stammte, dem Erdboden gleich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher