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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle
Autoren: Joseph Wambaugh
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Abschluß schaffen, wenn du dauernd schwänzt?«
    »Ach, so oft mache ich gar nicht blau. Außerdem bin ich in der Schule ganz gut, ob Sie's glauben oder nicht. Ich war einfach gestern abend nur etwas komisch. Wenn man viel allein ist, kriegt man plötzlich so ein Gefühl, als würde einem die Decke auf den Kopf fallen, und dann muß ich raus und irgendwohin, wo Leute sind. Und da dachte ich natürlich zuallererst an die Innenstadt. Schließlich ist das ja auch das Naheliegendste. Nachdem ich mir aber die Nacht so recht und schlecht um die Ohren geschlagen hatte, fühlte ich mich heute morgen noch mieser, und als ich dann diese beiden Typen sah, fragte ich sie, ob sie nicht ein paar Muntermacher hätten. Und dann haben sie mir auch gleich welche angedreht. Ich wollte wirklich nur ein bißchen was zum Aufdrehen, Ehrenwort, und ich habe überhaupt erst ein paarmal Bennies genommen. Und einmal habe ich mit ein paar Typen aus der Schule einen Trip geschmissen, aber das ist auch schon alles. Irgendwie stehe ich nicht besonders auf das Zeug. Ich trinke nur ab und zu ein bißchen Bier, sonst nichts.«
    »Ich stehe auch am meisten auf Bier. Du kannst mich übrigens Bumper nennen.«
    »Also hören Sie mal, Bumper – das mit Ihrem Garten habe ich ernst gemeint. Ich bin ein verdammt guter Arbeiter. Der Alte taugt zwar nichts, aber der liegt sowieso nur irgendwo faul herum, während ich loslege. Es wird Ihnen bestimmt nicht leid tun, wenn Sie uns Ihren Garten machen lassen.«
    »Das Problem ist nur, daß ich gar keinen Garten habe. Ich wohne nämlich in einem Wohnblock, und ich helfe dem Hausmeister immer ein bißchen bei der Arbeit, weil der das Haus sonst ganz schön verfallen lassen würde. Im Garten haben wir vor allem Efeu und Eiskraut und Wacholder, und die könnten schon immer etwas Pflege vertragen. Und die Rasenfläche ist auch ziemlich winzig.«
    »Sie sollten mich mal beim Unkrautjäten sehen, Bumper. Dieses Eiskraut würde in Null komma nichts wieder richtig proper und gesund aussehen. Man muß es nur ein bißchen zurechtstutzen. Und einen Wacholderstrauch kriege ich hin, daß Sie denken, das wäre das Pelzchen einer Jungfrau. Könnten Sie nicht versuchen, daß die uns einen Auftrag zuschustern? Ich könnte Ihnen vielleicht ein paar Dollar Provision zukommen lassen.«
    »Ich werde mal sehen.«
    »Klar, wenn wir auf der Wache sind, werde ich Ihnen die Telefonnummer und die Adresse des Alten aufschreiben. Dann brauchen Sie nur anzurufen, wenn Sie wollen, daß wir den Garten machen. Ich werde uns jetzt auch bald mal ein paar Visitenkarten drucken lassen. Mit ein bißchen Reklame und diesen Karten kriegen wir sicher doppelt so viele Aufträge.«
    »Das würde mich nicht wundern.«
    »Ist das hier die Wache?« Der Junge sah zu dem alten Ziegelbau hoch. Ich parkte im Hinterhof.
    »Ja, das ist die Wache. Sieht nicht gerade einladend aus, was?«
    »Da bekommt man ja schon vom Hinschauen Schüttelfrost.«
    »Das Büro ist oben im ersten Stock«, sagte ich, während ich ihn nach drinnen führte, wo wir zufällig gerade auf einen Beamten stießen, der für Drogendelikte bei Jugendlichen zuständig war.
    »Tag, Bumper«, begrüßte er mich.
    »Na, wie geht's?« erwiderte ich, da mir sein Name nicht einfiel. »Ich habe da einen Jungen mit ein paar Bennies erwischt. Nichts Großartiges. Ich werde mich gleich mal um das Protokoll kümmern.«
    »Soll ich mal kurz mit ihm reden?«
    »Nein, nicht nötig. Er hatte nur eine kleine Menge. Außerdem hat er mir glaubwürdig versichern können, daß es das erstemal war. Ich werde das schon erledigen. Für wann soll ich ihn denn wieder herbestellen?«
    »Vielleicht für Dienstag. Im Augenblick stecken wir bis zum Hals in Vorladungen.«
    »In Ordnung.« Ich nickte einem anderen Beamten in Zivilkleidung zu, der sich zu uns gesellte und etwas zu seinem Kollegen sagte.
    »Warte mal kurz auf mich«, wandte ich mich an den Jungen, um aufs Klo zu gehen. Als ich wieder herauskam, ging ich an den Getränkeautomaten und holte für mich und den Jungen eine Cola heraus. Als ich dann wieder zu ihm zurückkam, sah er mich mit einem eigenartigen Blick an.
    »Hier hast du eine Cola.« Ich reichte ihm eine Dose und führte ihn in ein leeres Büro. Dann holte ich mir die nötigen Formulare und begann sie auszufüllen.
    Er sah mich immer noch mit diesem seltsamen Lächeln auf seinen Lippen an.
    »Was hast du denn?« fragte ich ihn.
    »Nichts.«
    »Und wieso grinst du dann dauernd so komisch?«
    »Ich habe
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