Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes
Autoren: Rick Yancey
Vom Netzwerk:
finden! Vielleicht sollten wir zum Gipfel zurückkehren. Er könnte dort oben sein, bereit zum Aufplatzen.«
    »Sie sehen doch den Zustand von diesem hier«, entgegnete Warthrop, womit er sich auf das Opfer zu seinen Füßen bezog. »Falls sich die nicht infizierte Bevölkerung sicher isoliert hat, dann hat die Krankheit fast ihren Verlauf genommen. Wahrscheinlich ist er schon ›aufgeplatzt‹.«
    Kearns war jedoch nicht bereit, es so einfach dabei bewenden zu lassen. Er beschloss, das letzte Opfer ausbluten zu lassen, statt es zu verbrennen, denn er hoffte, dass der Blutgeruch Erfolg haben würde, wo das Feuer versagt hatte. Dann scheuchte er uns weg. »Ruht euch gut aus! Wir haben am Morgen einen ordentlichen Marsch zum Meer hinunter vor uns. Ich werde euch nicht im Stich lassen, das verspreche ich!«
    »Vielleicht ist das sein Plan«, sann der Doktor, nachdem wir uns zu unserm Unterschlupf zurückgezogen hatten. »Sich davonschleichen und darauf vertrauen, dass wir den Weg nicht rechtzeitig finden werden.«
    Ich fand, jetzt war mein Herr naiv. Ein Mann wie John Kearns überließ solche Dinge nicht dem Zufall.
    »Wir sollten es jetzt tun«, sagte ich. »Er glaubt, dass wir schlafen gegangen sind. Ich werde es machen, wenn Sie wollen.«
    »Du wirst ›es‹ machen? Was ist ›es‹ ?«
    »Ihm auf den Kopf schlagen.«
    »Noch einmal, ich begreife nicht den Reiz einer solchen Tat …«
    »Sie haben ihn doch gehört, Sir. Er wird heute nicht mehr schlafen gehen, und heute gehen wir nach Gishub, um die Dagmar zu treffen.«
    »Wir könnten trotzdem noch warten«, schlug er vor. »Irgendwann muss er das Gewehr ja einmal hinlegen.«
    »Wieso sollte er das tun?« Ich merkte, wie ich die Geduld mit ihm verlor. Ich, mit Pellinore Warthrop! »Er plant, uns umzubringen, sobald die Sonne aufgeht!«
    »Ja. Ja, du hast natürlich recht, Will Henry. Das muss sein Plan sein. Und er muss argwöhnen, wie unserer aussieht, deshalb wird er auf der Hut sein. Wie überlisten wir ihn?«
    Ich erzählte ihm meine Idee. Er brachte mehrere Einwände dagegen vor, dessen hauptsächlichster der wichtigste war – Kearns mochte Lunte riechen.
    »Und wenn er das tut«, sagte der Monstrumologe, »dann wirst du ganz bestimmt den höchsten Preis zahlen.«
    Aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Wir mussten schnell handeln; jeden Moment konnte Kearns beschließen, dass unsere Zeit gekommen war.
    Bevor wir uns trennten, berührte er meine Schulter und schaute mir tief in die Augen. Ich sah in seinen eine Frage. Ich wiederholte, was ich in Dover zu ihm gesagt hatte: »Ich habe keine Angst, Sir.«
    »Das weiß ich«, sagte er ernst. »Und das macht mir Angst.«
    * * *
    Es gibt kein Monster , hatte John Kearns gesagt. Es gibt nur Menschen.
    Er hörte mich kommen, lange bevor ich sein Versteck erreicht hatte, und wirbelte mit erhobenem Gewehr herum. Ich blieb sofort stehen und rief leise: »Dr. Kearns! Dr. Kearns!«
    »Was ist los?«, rief er leise zurück. »Wo ist Warthrop?«
    »Wir haben etwas gehört … da hinten.« Ich zeigte den Pfad hinunter. »Er ist gegangen, um nachzuschauen, was es ist.«
    »Er ist … Warum hat er das getan, Will?«
    Ich ging näher. Er senkte das Gewehr nicht. Damit verriet er sich. Hätte er das Gewehr gesenkt, hätte ich vielleicht gedacht, der Doktor und ich hätten uns einer paranoiden Wahnvorstellung hingegeben. Aber er senkte das Gewehr nicht; er behielt es exakt auf die Mitte meiner Brust gerichtet.
    »Um nachzuschauen, was es sein könnte.«
    »Dann hat er den Verstand verloren! Alles, was er hätte tun müssen, war, sich hier zu mir zu gesellen und zu warten, bis es zu uns kommt!«
    »Es war sehr nah an der Höhle«, sagte ich mit zitternderStimme. »Direkt auf der anderen Seite der Felsen. Er wollte kein Risiko eingehen. Es war sehr nah, Sir, und er ist schon zu lange weg. Ich habe Angst, dass …«
    »Hast du?«, fragte er. »Hast du?«
    Er kam von seinem Ansitz herunter und langsam auf mich zu, bis er vor mir stand.
    »Hast du?«, fragte er wieder. Seine grauen Augen glänzten hart im Feuerschein. Sein Gesichtsausdruck war uncharakteristisch ernst.
    »Können wir ihn bitte suchen gehen?«, wimmerte ich. Da war die vertraute Anspannung in meiner Brust, die zusammenpressende Macht, die die Welt zerbrechen konnte, und die Stimme des Doktors in Aden, die sagte: Wir müssen einander unentbehrlich sein.
    »Na ja, sicher. Wir gehen zusammen, Will. Zahlenmäßige Stärke, nicht?«
    Er setzte sein typisches
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher