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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken
Autoren: Edmund Crispin
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abzutrennen, als es eine Störung gab.«
    »Eine Störung, mein Lieber?«
    »Ja. Sie.«
    »Du meine Güte!«
    »Sie und Ihre Spanielhündin Sal.«
    »Da sind Sie noch einmal glücklich davongekommen«, sagte der Pfarrer.
    »Davongekommen, Pfarrer? Wovon?«
    »Von Luckraft, versteht sich, Sie Tropf. Da stand ein Mörder vor seinem Opfer, und Sie waren nahe daran, ihn zu überraschen. Wenn Luckraft keine Skrupel gehabt hätte, wären wir vor einer Woche langsam in Schwarz, die Hüte in den Händen, hinter Ihnen hergegangen, und im Hundefriedhof gäbe es auch ein frisches kleines Grab.«
    »Puh!« Der Major zog ein buntes, seidenes Taschentuch heraus und betupfte sich damit die Stirn. »Verdammt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Nur ein Glück, daß Luckraft wirklich Skrupel hatte.«
    »Ja, er ist ein sonderbares Bündel von Widersprüchen«, sagte Fen. »Sie zu töten, um seine eigene Haut zu retten, wäre ihm einfach nie in den Sinn gekommen. Jedenfalls hörte er Sie und Sal auf das Botticelli-Zelt zukommen und änderte schlagartig seinen Plan. Er machte nur ein paar vorbereitende Einschnitte in den Oberschenkeln und legte eine große Zeltbahn über die Leiche, für den Fall, daß es Ihnen einfallen sollte, ins Zelt zu schauen und mit der Lampe herumzuleuchten. Dann packte er die Kleidung und den Kopf und machte sich dünn, wobei Scorer es ihm bald nachmachte. Als Sie ankamen, war der Schrank leer. Haben Sie übrigens ins Zelt geblickt?«
    »Ja, aber nur ganz kurz, nicht mehr. Wenn jemand dagewesen wäre, hätte Sal Laut gegeben.«
    »Gewiß. Luckraft hatte also immer noch eine anstrengende Nacht vor sich, aber sie war nicht mehr so hektisch, wie sie hätte sein können. Abgesehen von allem anderen, beschloß er, den Kopf zu behalten, obwohl er lange Zeit brauchte, ihn zu verunstalten.«
    »Sein neuer Plan sah vor, den Behörden glaubhaft zu machen, sie hätten sich entweder geirrt und der Mörder und Verstümmler von Routh sei gar nicht Hagberd gewesen«, sagte der Pfarrer, »sondern jemand, der noch frei herumlief, oder es handele sich um eine Nachahmungstat. Daher Mrs. Clotworthy als grobe Entsprechung der Leeper-Foxe. Er wollte den Kopf von dort wieder holen und ihn durch etwas anderes ersetzen. Was kann das wohl gewesen sein?«
    »Eine Büste von Gladstone, um genau zu sein«, erklärte Fen. »Sie hatte seit Jahren unter Gerümpel in Luckrafts Garage gelegen, und Mrs. Luckraft wußte von ihr nichts. Luckraft schämte sich des Dings, weil er in einem Trödlerladen in Exeter ein Heidengeld dafür bezahlt hatte, nur um bei einem echten Antiquitätenhändler zu erfahren, daß die Büste nur ungefähr fünf Shilling wert war.«
    »Nur zwei Fragen, mein Lieber, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte der Major, und der Pfarrer seufzte theatralisch. »Erstens, haben Sie jemals den Verdacht gehabt, daß er es gewesen sein könnte?«
    »Eigentlich nicht, nein«, erwiderte Fen. »Das war kein Fall, in dem es zuwenig Beweismaterial gab, sondern einer, der viel zuviel aufwies. Nur, als ich die Einzelheiten von Mavis Trents Tod hörte, kam mir der Gedanke, daß der Mörder ein Polizeibeamter sein könnte, wenn sie ermordet worden war.«
    »Weshalb das?«
    »Die Fingerabdrücke an ihrer Handtasche waren abgewischt worden, bevor sie ihr in den Burr nachflog. Die meisten Leute glauben nun, daß Wasser, vor allem fließendes Wasser, Fingerabdrücke beseitigt, und manchmal ist das auch so. Aber manchmal eben auch nicht und dergleichen Einzelheiten kennt eher ein Polizeibeamter als jemand in irgendeinem anderen Beruf, außer vielleicht in dem eines Kriminalschriftstellers.«
    »Glauben Sie, daß Luckraft Mavis umgebracht hat?«
    Fen hob die Schultern und ließ sie wieder sinken.
    »Sagen wir, ich glaubte nicht an einen Unfall. Was den Spaß angeht, den sie sich mit Andrew leisten wollte, bevor sie ihn abschob, war der alte Witz: Ich bin schwanger von dir, Liebling, und was willst du tun? Dann noch ein bißchen Neckerei, nein, natürlich bin ich es nicht, ich wollte dich nur foppen. Aber ich fürchte, sie kam gar nicht dazu, ihr Dementi auszusprechen. Ein Stoß, und sie kippt hinunter, wobei sie ihre Handtasche fallen läßt. Der Mörder hebt sie auf, wischt sie ab und wirft sie ihr nach. Dann wartet er, bis sie wirklich tot ist, und geht nach Hause.«
    Trotz der Wärme im Raum fröstelte der Major ein wenig.
    »Grauenhaft«, sagte er. »Das arme, dumme Kind… Was hat Luckraft in seinem Geständnis selbst dazu zu
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