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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken
Autoren: Edmund Crispin
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keineswegs unbegrenzt.
    Aber dann überstürzte George alles.
    Mit hundert Pfund die Woche ist heutzutage nicht allzuviel anzufangen. Man konnte kaum behaupten, daß George im Luxus lebte. Überdies war er die Sorte Mensch, die nicht nur Luxus begehrt, sondern auch ewige Untätigkeit. Und selbst wenn er Arbeit gewollt hätte, wäre sie in seinem jetzigen Zustand nicht so leicht zu finden gewesen. Er stellte sich ruhige Behaglichkeit vor, gutes Essen, anständige Kleidung, mindestens einen Jaguar, dazu die eine oder andere Blondine, und morgens und abends genug Doppelte in seinem Lokal, wo er einer der willkommensten und beliebtesten Gäste sein würde Das meiste davon konnte sein Bruder Andrew bewältigen wenn er, George, in dessen Haus einzog und sich dort einrichtete. Auf einiges würde er warten müssen, es am Ende aber auch bekommen…
    Und so standen die Dinge, als Andrew mit dem Saab nach Plymouth fuhr, um mit George zu verhandeln nur um festzustellen, daß George samt Gepäck darauf wartete, zu ihm in den Bungalow nach Burraford zu ziehen.
    In Plymouth aßen und tranken sie zusammen, an jenem Freitag abend kurz vor dem Pfarrfest. Und für Andrew wurde eines ganz klar: Obwohl seine Frau zweifellos einen Schwager für ein, zwei Wochen aufnehmen würde, konnte der Gedanke, daß er dort auf Dauer lebte, noch dazu als ausgehaltener Untermieter, für sie keinerlei Reiz besitzen. Einer von beiden mußte weg, die Frau oder der Bruder; und da er, wenn seine Frau tot war, immer noch George auf den Schultern haben würde, mußte derjenige, welcher zu verschwinden hatte, George sein. Außerdem hatte Andrew die ganze Geschichte bis obenhin satt, und nicht nur um seinetwillen: Er bemitleidete Youings und konnte ihn gut leiden, und jedesmal, wenn er Youings wieder um Bargeld erleichterte, fühlte er sich zutiefst verachtenswert.
    Ja, George mußte um jeden Preis verschwinden.
    In der Pause, die darauf folgte, wurde die schüchterne Stimme des Majors hörbar.
    »Verzeihen Sie, wenn ich einen Augenblick zurückgehe, mein Lieber. Ich bin dumm, ich weiß. Aber Luckraft stieß auf das, was die Waffe zu sein schien und es auch war mit welcher der Mord verübt wurde. Nun, worauf er stieß, sagen Sie, war dieser Knüppel von Ortrud, dieser Totschläger. Aber was er Widger und Co. gab, war ein Schraubenschlüssel aus seinem eigenen seinem eigenen – « Der Major erlag dem, was er gewiß als eine Aposiopese erkannt hätte. »Oh«, sagte er tonlos. »0 ja. Ja, ich verstehe. Ich bin wirklich dumm.«
    »Freut mich, daß Sie das einsehen«, erklärte der Pfarrer ziemlich scharf. »Das ist der viele Wein, den Sie getrunken haben, Sie sind solche Mengen nicht gewohnt. Was Luckraft offenkundig getan hat, war a) den Totschläger zu finden, b) seine erpresserischen Möglichkeiten zu erkennen, c) ihn in seinem Werkzeugkasten zu verstecken und einen schweren Schraubenschlüssel dafür herauszunehmen, um Platz zu schaffen, d) den Schraubenschlüssel mit Rouths Blut zu beschmieren (Gehirn oder Haare konnte er nicht beibringen, weil Hagberd den Kopf entführte und dieser Leeper-Foxe damit zu Tode erschreckte, bevor er ihn, als sie mit der Frühstücksköchin davonrannte, wieder mitnahm und die Büste vom Schlachter Cumberland dafür hinlegte, die er aus Thouless’ Bungalow entwendet hatte, vermutlich mit dem Gedanken, einen Kriegstanz um sie aufzuführen und sie dann zu pulverisieren, obwohl niemand weiß, was er in Wirklichkeit getan hat, weil man nichts mehr davon hörte, bis der Kopf Goodey anstieß). Letztens… wo war ich?«
    »Letztens«, sagte der Major. »Ich habe in Ihrer Predigt beim Frühgottesdienst am vergangenen Sonntag drei >letztens< gezählt, Pfarrer, von einem >abschließend<, >endlich< und >um zusammenzufassen ganz zu schweigen. Dazwischen lagen Abstände von etwa fünf Minuten. Wie Pepys uns sagt – «
    »Lassen Sie bloß Pepys«, unterbrach der Pfarrer düster. »Ja, noch d): keine Haare oder Gehirn für Luckrafts Schraubenschlüssel, aber genug Blut. Luckraft benutzt es also und e) wischt die Fingerabdrücke vom Schraubenschlüssel und legt ihn genau dorthin, wo er den Totschläger gefunden hat, und f) zeigt ihn Widger und den anderen, als diese auftauchen… Eigentlich sehr geschickt von ihm«, sagte der Pfarrer mit widerwilliger Bewunderung. »Ich meine, seinen eigenen Schraubenschlüssel zu nehmen und so zu tun, als könnte er ihm jederzeit in den vergangenen Wochen gestohlen worden sein. Das lenkt den Verdacht völlig
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