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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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hochriskant, aber immerhin.
    Konnte Tom seine Idee
überhaupt in die Tat umsetzen? Christophs Geschichte näherte
sich erkennbar ihrem Ende. Gerade sprach er von dem anonymen Brief,
den er Elfi geschrieben hatte. Falls er sie mit dem Flammenwerfer
töten wollte, was nahelag, würde er ihnen vorher befehlen,
noch ein Stück zurückzutreten. Sonst lief er Gefahr, dass
die Blume etwas abbekam. Tom schielte unauffällig nach links
unten. Im Augenwinkel erfasste er, worauf es ihm ankam. Alles würde
nun vom Timing abhängen.
    „ Ich werde mir
jetzt holen, was mir zusteht“, hörte Tom Christoph sagen.
„Nehmt die Hände wieder hinter den Kopf, dreht euch
langsam um und geht in Richtung Wand!“ Jetzt oder nie!

48
    Tom und Elfi wandten
sich um. Als die junge Frau den ersten, zaghaften Schritt machte,
hielt Tom sich fast unmerklich zurück. Im Geiste ging er die
geplante Bewegung durch. Ein, zwei Sekunden. Mehr Zeit würde er
nicht haben. Los!
    An den folgenden
Augenblick sollte Tom später keinerlei Erinnerung mehr haben.
Sein Verstand musste rekonstruieren, was passiert war. In
Sekundenschnelle hatte er die Arme hinter dem Kopf hervorgerissen
und Elfi einen kräftigen Schubs gegeben, so dass sie nach vorne
stürzte. Noch im Schwung dieser Bewegung griff Tom nach der
Pikierschale, die er vorhin aus den Augenwinkeln heraus links von
sich am Boden stehend erspäht hatte und die sich jetzt zu
seiner Rechten befand. Er wirbelte herum und stürmte, das
Metall zum Schutz vor sich haltend, auf Christoph los. Dieser
betätigte reflexhaft den Flammenwerfer und tat damit genau das,
was Tom erwartet und erhofft hatte. Ein mächtiger Feuerstoß
schoss auf den Angreifer zu, wurde jedoch von der Pikierschale
abgewiesen und zurückgelenkt.
    Christoph stieß
einen grauenvollen Schrei aus. Sein gesamter Oberkörper stand
in Flammen. Als Tom mit voller Wucht auf ihn prallte, konnte er sich
nicht auf den Beinen halten.
    „ Elfi“,
schrie Tom, „raus hier! Raus!“ Seine Hände
schmerzten höllisch, und auch Unterarme sowie Stirn hatten
Verbrennungen abbekommen. Aber das war ihm jetzt egal. Über den
brennenden Christoph hinweg stolperte er ins Haus, Elfi taumelte
hinterher.
    Der Mörder konnte
ihnen nicht folgen. Er wälzte sich brüllend am Boden, um
die Flammen zu ersticken. Als Elfi über die Schwelle war,
schlug Tom die Tür zum Gewächshaus zu und drehte den
Schlüssel um. Dann eilte er ins Büro und rief die Polizei.

49
    Das Kundentor der
Baumschule Landgraf stand weit offen, als Tom am Freitagabend auf
den Parkplatz einbog. Der Gedanke an das erste Treffen mit Elfi seit
den aufwühlenden Ereignissen des zurückliegenden
Wochenendes machte ihn nervös. Was sie wohl fühlte?
Trauer, Wut, Furcht, Erleichterung, Freude?
    Nach dem vorläufigen
Abschluss der behördlichen Untersuchungen, welche noch einmal
einen enormen Stress mit sich gebracht hatten, hatten Tom und Elfi
beschlossen, jeder für sich eine Auszeit zu nehmen und sich
nach ein paar Tagen zu einem Abendessen zu treffen. Tom hatte seine
Brandwunden behandeln lassen und nachdem seine aufgeschreckte
Familie sich wieder beruhigt hatte, konnte er auch sein
Schlafdefizit ausgleichen. Am Freitagnachmittag, zwei Wochen nach
seinem Weinfest-Besuch, nahm er ein wohltuendes Bad und ordnete
seine Gedanken. Nein, wie schrecklich das Geschehene auch sein
mochte, er wollte heute nicht Trübsal blasen. Er würde
sich in Schale werfen, Elfi Blumen mitbringen –
selbstverständlich keine Rosen – und sich einen schönen
Abend machen. Erst als er vor ihrer Haustür stand, kamen ihm
Zweifel, ob sein Aufzug angemessen war.
    Tom erkannte die Frau,
die ihm öffnete, kaum wieder. Elfi hatte ihr Haar aufgemacht
und die Brille abgesetzt. Sie trug elegante Schuhe, einen engen,
schwarzen Rock und ein figurbetonendes, türkisfarbenes
Oberteil. Tom stockte der Atem, während ihn eine Welle der
Erleichterung durchflutete. Auch Elfi hatte offensichtlich nicht
vor, sich den Abend verderben zu lassen.
    „ Hallo! Bist du
sicher, dass du mit mir ausgehen möchtest“,
raunte er ungläubig.
    Elfi lachte. „Was
für eine Frage! Wer könnte würdiger sein als mein
Lebensretter? Deine Aktion hätte in einen James-Bond-Film
gepasst.“
    „ Wenn Heidi mir
nicht die Geschichte von einem schweren Unfall mit einem
Abflammgerät erzählt hätte, wäre ich wohl gar
nicht auf die Idee gekommen. Dein ‚James Bond’ hatte
mehr Glück als Verstand.“
    „ Das Glück
ist mit dem Mutigen. Sind die Blumen etwa für
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