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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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Ahnung, warum. Vielleicht war
er neidisch, dass sein Bruder einen Thronfolger hatte und er nicht.
Er war immer neidisch auf meinen Vater. Vielleicht fürchtete
er, die Baumschule würde eines Tages mir allein gehören.
Vielleicht gefiel ihm auch einfach meine Nase nicht. Jedenfalls ließ
er keine Gelegenheit aus, mich zu tyrannisieren. Wenn Albert nicht
da war – was, wie gesagt, leider oft vorkam –, dann
spielte er sich als Erziehungsberechtigter auf. ‚Christoph, tu
dies nicht, Christoph, tu das nicht!’ Oh, wie ich ihn hasste!
Meine Mutter war zu schwach, um ihm Paroli zu bieten.“
    Tom und Elfi lauschten
nun gebannt dem Fortgang der Geschichte.
    „ Dennoch war es
eine tolle Zeit. Meist war der Alte ja mit dem Betrieb beschäftigt,
mit seinen dämlichen Rosen oder seinen noch dämlicheren
Filmen. Da konnte ich dann unbehelligt spielen, auf Bäume
klettern oder gar im Wald herumstreunen. Ein bisschen einsam war
ich, ja, aber als Einzelkind lernt man früh, sich selbst zu
beschäftigen. Die Baumschule war groß, sie war mein Reich
und um nichts in aller Welt hätte ich mit irgendjemandem
tauschen wollen.“
    Christoph war beinahe
ins Schwärmen geraten, doch auf einmal nahm seine Stimme einen
bitteren Beiklang an. „Als ich zehn Jahre alt war, brach meine
kleine heile Welt, ehe ich mich versehen konnte, wie ein Kartenhaus
in sich zusammen. Es ging Schlag auf Schlag: Die Großeltern
kamen bei einem Autounfall ums Leben, ihre Söhne zerstritten
sich und mein Vater nahm seine Familie und zog fort.
    Für mich war das
eine Katastrophe. Ich war völlig verstört, konnte gar
nicht begreifen, was passierte. Meine Eltern haben kaum mit mir
darüber gesprochen. Sie meinten wohl, ich sei zu klein, um es
zu verstehen. Erst Jahre später konnte ich meinem Vater ein
paar Informationen wie Würmer aus der Nase ziehen und mir
zusammenreimen, was damals vorgefallen war.“
    „ Was“,
fragte Elfi atemlos.
    „ Herrmann
Landgraf“ – er spie die Worte aus – „dein
Vater, mein Onkel hat seinen eigenen Bruder um die Baumschule
geprellt.“
    „ Das
glaube ich nicht. Davon hat er nie etwas erwähnt.“
    „ So, hat er
nicht“, fragte Christoph spöttisch. „Was für
ein Märchen hat er dir denn aufgetischt? Oder nein, lass mich
raten: Er hat das Thema gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Hab’
ich recht?“
    Elfi schwieg betreten.
    „ Wusste ich’s
doch. Hat er etwa gar ein schlechtes Gewissen gehabt? Jedenfalls
muss ihm klar gewesen sein, was seine Mitmenschen von ihm halten
müssten, falls sie von dieser miesen Tour erführen.“
    „ Was für
eine ‚miese Tour’?“
    „ Walter, unseren
Großvater, plagten anscheinend Zweifel, ob er seinem Ältesten
wirklich die Baumschule übergeben sollte. Gewiss, Pflanzen
liebte mein Vater mehr als jeder andere. Er ging leidenschaftlich
gerne auf botanische Expeditionen in die entlegensten Winkel der
Welt. Dass ihn das viel mehr interessierte, als sich um einen
konventionellen Betrieb in der Provinz zu kümmern, hat Opa nie
verstanden. Du weißt, unsere Familie war immer sehr
bodenständig. Dass der Kronprinz sich so ‚verantwortungslos’
gab, konnte der Monarch ihm nicht verzeihen. Er begann sich
einzureden, dass Albert ein Taugenichts sei und Herrmann bekräftigte
ihn darin. Ein ‚Herumtreiber’ sollte die Baumschule
nicht bekommen! Dann besser so einer wie Herrmann, der stets brav
Männchen gemacht hatte.
    Eines Tages jedoch –
das war kurz vor meinem zehnten Geburtstag – kehrte Albert aus
Afrika zurück und verkündete seine Absicht, fortan in
Deutschland zu bleiben und in den Betrieb einzusteigen. Er machte
Walter und auch Herrmann ein Versöhnungsangebot. Seinem Bruder
hatte er von seiner Expedition sogar mehrere bislang unbekannte
Sorten Wildrosen für die Züchtung mitgebracht.
    Walter reagierte
skeptisch und Herrmann war alles andere als erfreut darüber,
die sicher geglaubte Beute womöglich vor der Nase weggeschnappt
zu bekommen. Sie vereinbarten eine Probezeit von einem Jahr und zur
allgemeinen Überraschung – positiv für Walter,
negativ für Herrmann – bewährte sich Albert. Nach
einem Jahr änderte Großvater sein Testament: Nach seinem
Tode sollte der älteste Sohn die Baumschule weiterführen
und der jüngere ihm assistieren. Wenig später hatte er den
tödlichen Autounfall.“
    „ Willst du etwa
behaupten, mein Vater habe etwas damit zu tun“, fuhr Elfi auf.
    „ Alles deutet
auf einen tragischen Unfall hin. Aber wer weiß? Zuzutrauen
wäre es
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