Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
kannst du mit mir nicht
mithalten, dachte Körner gehässig. Aber sein Ton war wie Sahne.
    »Dr. Geeber gehört zu
Pfeilmüller & Oberquill.«
    »Ah ja. Klar.«
    Zu Pfeilmüller
& Oberquill, einem führenden deutschglobalen Rüstungskonzern, bestand
guter Kontakt — seitens der PEW. Freilich musste das unter allen Umständen
geheim bleiben. Geheimer, wie es geheimer nicht geht.
    »Die Leute sind uns sehr
dankbar für unsere Linie«, sagte Körner. »Geeber kommt mit großem Koffer.«
    Das hieß: Mit einem Koffer voll
Geld — mit etlichen Millionen in bar. Geld für die Partei, die die Interessen
der Firma vertrat bei Verkäufen von Kriegsgerät, von
Menschenvernichtungsinstrumenten in alle Welt. Das Schmiergeld war natürlich
bestimmt für die geheimen Konten der Partei. Konten in der Schweiz. Konten, von
denen Typen wie Nocke, Simon und Schulken gewiss nichts wussten. Auch sonst
niemand innerhalb und außerhalb der Partei — außer Körner und Otto-Alex.
    Wenn der Parteichef dann an
treue und willfährige Mitglieder Sümmchen und Summen verteilte, glaubten alle,
es wäre Geld aus seinem privaten Vermögen, aus der Schatulle seines
unermesslichen Reichtums. In Wahrheit hatte Otto-Alex noch nie eine Mark davon
abgezweigt. Warum auch? Die Schmiergelder flössen reichlich.
    »Na, großartig!«
    »Finde ich auch«, sagte Körner.
    »Wann will er kommen?«
    »Passt es dir übermorgen —
Sonntag?«
    »Ich bin hier.«
    »Wo wäre es dir angenehm?«
    »Im Hotel Beauchâteau.«
    »Sage ich ihm.«
    »Um... äh... 11.30 Uhr. Dann
können wir zusammen essen. Die machen dort das beste Rösti. Natürlich mit
Kaviar.«
    »Diese Art von Schweizer
Bratkartoffeln verträgt meine Galle leider nicht mehr.«
    »Du bist ja auch ein alter
Sack, hähäh.«
    Körner lachte mit,
pflichtschuldig — obschon ihm die Galle hochkam, auch ohne Rösti.

6. Story vom
Schulstreich
     
    Dich kriege ich!, dachte Tim.
Und preschte über die Straße, wo immer noch Betrieb war. Beinahe hätte der
TKKG-Häuptling eine Fahrrad-Rikscha umgefegt. Der stoppelhaarige »Kuli« trug
Trikot, besaß eine austrainierte Schenkelmuskulatur und zog nach dem
Sightseeing-Prinzip ein fußfaules Touristenpaar, das den G-Block anstaunte.
    »Pass doch auf!«, keuchte der
Kuli.
    »Mache ich Tag und Nacht«,
erwiderte Tim.
    Der Typ vom Abrissgelände stand
noch am Dom, der hinter ihm aufragte wie ein Verhängnis. Noch hatte der Kerl
nicht geschnallt, was Tim vorhatte; denn der zickzackte über die Fahrbahn,
wollte vielleicht zum Portal, um eine Nachmittagsandacht nicht zu verpassen,
oder zur nahen U-Bahn-Station.
    Mitnichten! Aus fünf Meter
Entfernung änderte Tim die Richtung und hielt auf ihn zu.
    Der Typ mochte Mitte zwanzig
sein, hatte Tims Größe und eine schlechte Haltung, ließ nämlich die fleischigen
Schultern hängen und stützte das lange Kinn auf der Brust ab. Bekleidet war er
mit alten Cordhosen, Turnschuhen, die wie Gummi aussahen, und einer
militärischen Tarnjacke. Er hatte ein bleiches, flaches Gesicht und rotblonde
Haare. Nur seinesgleichen hätte ihn als Anhalter mitgenommen. Und Frauen, die
ihm allein des Abends im Park begegneten, dachten sicherlich: Gott sei Dank,
dass mich mein Pitbull begleitet.
    Cordhose machte eine
Abflug-Bewegung. Doch dann fiel ihm ein, dass er Fersengeld nicht nötig hatte.
Weshalb auch? Sein Gewissen war ja so rein. Er hing hier nur rum. Er stand
nicht mal im Halteverbot. Also blieb er stehen und stierte Tim aus listigen
Augen an.
    Tim rannte ihn nicht um, nahm
ihn auch nicht in den Schwitzkasten, sondern machte rechtzeitig Halt.
    Nach kurzem Blick-Duell sagte
der TKKG-Häuptling:
    »Behaupte nicht, du wärst
zufällig hier!«
    »Was?«
    »Sperr die Ohren auf! Ich
wiederhole mich nicht.«
    »Mann, was willst du?!«
    »Ich frage dich, was du
willst!«
    »Ich weiß nicht, was du
meinst.«
    »Du warst vorhin auf dem
Abrissgelände an der Klausen-Straße. Du hast uns beobachtet, mich und meine
Freundin. Du bist getürmt, als ich auf dich zu rannte. Du benimmst dich, wie
mir das überhaupt nicht gefällt. Also spuck aus, was du willst — bevor ich dir
die Jacke ausziehe.«
    »Du mir? Hähäh!« Er lachte.
    »Nicht pampig werden, Cordhose,
sonst lachst du weiter auf der Unfallstation!«
    Der Typ veränderte seine
Haltung etwas, indem er eine Schulter aufrichtete. Er wirkte träge. Sicherlich
trank er die ersten zehn Bier am Abend ganz langsam. Immerhin war hinter der
verschwitzten Stirn eine Entscheidung gefallen.
    »Du bist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher