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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit
Autoren: Stefan Wolf
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Firma eigentlich?«
    »Den Alleininhaber, Tim. Ihm
gehört der gesamte G-Block. Seit Anbeginn.«
    »Aber das ist nicht der
Parteivorsitzende, der Chef der PEW?«
    »Doch, Tim. Genau der.
Otto-Alexander Mugus zu Grapsbach. So heißt dieser Mensch.«
    Tim und seine Freunde sahen
sich bedeutungsvoll an.
    »Haben Sie mit dem schon
geredet?«, fragte Gaby.
    »Der ist unerreichbar für mich.
Falls er sich überhaupt mal hier in der Stadt aufhält. Sein Hauptwohnsitz ist
zwar hier. Aber noch öfter hört man von ihm aus der Schweiz. Aus Zürich.«
    Tim stand mit dem Rücken zum
Schaufenster, Gaby ihm gegenüber. Der Blick ihrer Kornblumenaugen glitt
manchmal hinaus. Draußen war ja auch allerhand los — besonders an einem
Freitagnachmittag vor Pfingsten. Die dicksten Brieftaschen und die schicksten
Portmonnees, bestückt mit Kreditkarten ohne Limit, wurden von entsprechend
beklufteten Personen vorbeigetragen.
    Gabys Augen wurden weit, der
Blick fixierte etwas.
    »Tim!« Unwillkürlich flüsterte
sie. »Da ist er.«
    Der TKKG-Häuptling wusste
sofort, wer gemeint war. Aktuell war im Moment nur der Typ vom Abrissgelände.
    »Bist du sicher, Pfote?« Tim
drehte sich nicht um.
    »Klar. Er steht an der Ecke vom
Dom und glotzt her. Was... will der Kerl von uns?«
    »Das frage ich ihn«, erklärte
der TKKG-Häuptling und sauste hinaus.

5. Die
Spitzen der Partei
     
    Der Ehrenvorsitzende der PEW —
kurz Eh-Vo genannt — stand im 83. Lebensjahr, war aber immer noch rüstig und
redete meistens im Befehlston. So war er mit seiner Frau verfahren — und hatte
sie ins Grab getriezt so war er mit seinen beiden Söhnen umgegangen. Der eine
hatte sich mit 15 Jahren den goldenen Schuss gesetzt, ohne vorher mit Drogen
was am Hut zu haben. Der andere war mit 19 nach Kanada ausgewandert und hatte
nie wieder von sich hören lassen. Vielleicht lebte er noch.
    Den Eh-Vo hatte das alles nicht
verbittert. Er liebte nur die Partei und ging auf in ihren Zielen. Sein Name
war Richard A. Körner. Das A. stand für Adolf. Aber dieser Zweitname wurde
immer von ihm abgekürzt.
    Lediglich wenn er mit dem
Parteichef redete, verzichtete Körner auf seine harsche, stampfende Prosa und
bemühte sich um Verbindlichkeit. Manchmal säuselte er sogar. Was empfehlenswert
war bei Otto-Alex. Denn schließlich hat ja jeder — auch der tollste Hecht im
Karpfenteich — noch jemanden über sich. Wie zum Beispiel den Otto-Alexander
Mugus zu Grapsbach, den Krösus, den Parteigründer. Der redete nicht nur im
Befehlston, der setzte seine Befehle auch durch »Über mir«, pflegte er zu
sagen, »ist nur die Unendlichkeit des Universums — und wer auch immer dort
rumhängt.«
    Die beiden duzten sich.
    Körner, der — obwohl allein
stehend — immer noch eine Acht-Zimmer-Stadtwohnung behauste, saß am Telefon.
    Er hatte sich zweimal verwählt,
aber jetzt war Zürich am Rohr, Otto-Alex’ Büro.
    »Selbstverständlich, Herr
Körner«, sagte eine Vorzimmerdame in gemäßigtem Schwyzerdütsch und stellte
durch.
    »Hallo, Richard!« Otto-Alex
klang wie immer metallisch.
    »Grüß dich! Wie ist das Wetter
bei euch?«
    »Keine Ahnung. Hab noch nicht
rausgeguckt.« Das hieß: Fass dich kurz! Bin in Eile.
    »Ich habe eine gute und eine
weniger gute Nachricht«, sagte Körner. »Zuerst natürlich, wie immer, die
weniger gute: Drei Jungs aus dem Nachwuchs sind eigenmächtig geworden. Ich
hörte von Meier-zwei, dass sie sich wegen des Artikels in der Schülerzeitung
die Verfasser vorknöpfen werden. Ich habe das untersagt. Aber Meier-zwei wusste
nicht, ob er die drei rechtzeitig erreicht.«
    »Instinktlos!«, schnaubte
Otto-Alex am anderen Ende der Leitung. »Wenn das ruchbar wird, schadet es uns.
Sorg dafür, dass es unterbleibt.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Wer sind die drei?«
    »Herbert Nocke, Pit Simon und
Jürgen Schulken.«
    »Sonst schon aufgefallen?«
    »Eigentlich nicht. Sie sind
dämlich, aber sehr bemüht. Fühlen sich zu Hause bei uns. Als Stoßtrupp kann man
sie einsetzen. Haben harte Fäuste.«
    »Hm. Falls die was anzetteln —
wir haben nichts damit zu tun. Über den Artikel habe ich mich zwar geärgert.
Aber offiziell beachten wir ihn nicht. Angeschossen werden wir ja von ganz
anderen Seiten.«
    »Gehört zur Politik.«
    »Du sagst es. Und die gute
Nachricht?«
    »Dr. Geeber will dich in Zürich
besuchen.«
    »Wer?«
    »Dr. Ferdinand Geeber.
Erinnerst du dich?«
    »Im Moment sagt mir der Name
nichts. Weißt ja, mein Gedächtnis für Namen! Miserabel!«
    Da
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