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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)
Autoren: Alexander Röder
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Goethe genommen wurde.
    Krafft kam ihm entgegen, erschrocken, aufgelöst. Er sprach hastig auf ihn und die beiden anderen ein, erzählte etwas von einem teuflischen Plan Balsamos. Von einem Befehl, den dieser in Lewis’ Kopf verborgen haben musste, und von einer unheimlichen, geistigen Kraft, mit der der Mesmerist auf den jungen Engländer eingewirkt habe, um durch diesen Rache an Goethe zu nehmen. Nur durch einen betäubenden Schlag auf Balsamos Haupt habe er den Bann brechen können.
    Lewis konnte dem nur zum Teil folgen. Noch immer fühlte er sich benommen, konnte kaum glauben, was er fast getan, ja verbrochen hatte. Es eröffnete sich ihm die entsetzliche Gewissheit, sich zu früh in Sicherheit gewähnt zu haben. Dass er angenommen hatte, die Gefahr sei vorüber und dass er die Macht des Bösen unterschätzt hatte. Er sah in die besorgten Gesichter, die wenige Augenblicke zuvor noch froh und erleichtert gewesen, jetzt jedoch durch dieses grauenvolle Ereignis von Falten der Sorge und der Ernüchterung gefurcht waren.
    Er blickte die Gasse entlang zum Horizont. Dort sah er ein rotes Schimmern, ein Glühen von Licht.
    Erst hoffte er, es sei der Sonnenaufgang, doch dann erkannte er, dass es der Widerschein eines brennenden Hauses sein musste, fern am Rande Weimars.
    Er spürte, dies war ein Symbol dafür, dass es nur auf den ersten flüchtigen Blick eine Erlösung von allem Übel gab. Dass in Wahrheit aber überall Entsetzen und Verdammnis lauerten.
    Er fühlte einen Stich im Herzen und fragte sich: Oh Gott, nimmt dieser Alptraum denn niemals ein Ende?

Epilog
    T ief in der Silvesternacht saß Lewis in seinem Zimmer am Schreibtisch, das Gesicht in die Hände gestützt. Die Neujahrsglocken waren schon lang in den frostigen Himmeln verhallt, doch die Schrecken der vergangenen Stunden hatten sie nicht vertreiben können.
    Vor Stunden war er zurückgekehrt, nach all den matten Wünschen und Abschiedsworten. Karl und Eleonore Böttiger hatten ihn still umarmt, dann hatte er sich sofort zurückgezogen. Der Schlaf wollte allerdings nicht über ihn kommen, doch Lewis erschien dies gnädig, denn dieser erste Schlaf hätte gewiss nur Schatten geboren.
    Lewis saß da und dachte stumm in die Leere hinein.
    Von den nächtlichen Erlebnissen, von den Erlebnissen des verflossenen Jahres hatte ihn eines besonders aufgewühlt: die Auswirkung der geistigen Macht, die Balsamo über ihn erlangt hatte. Lewis fühlte jedoch, dass dessen mesmerische Kraft, die damals in Tiefurt auf ihn eingewirkt hatte, mehr getan hatte, als nur seinen Willen zu brechen.
    Es schien sich eine Tür in seinem Inneren geöffnet zu haben, die in eine Welt hinüberführte, in der all das Wirklichkeit war, was ihn hier nur in seinen Träumen heimsuchte. Lewis fürchtete, dass diese Nachtmahre zu ihm herübergleiten könnten, in seine Welt, oder gar, dass er durch diese Pforte hinübergelangte zu jenem Ort, an dem die Alpträume herrschten und dort für immer gefangen sein würde.
    Dieses Tor musste er verschließen, und er war sicher, dass ihm dies gelänge, wenn er all die Schrecken aus seinem Kopf verscheuchte, sie durch die Feder auf das Papier trieb und sie dort in der trocknenden Tinte bannte, damit sie nicht wieder zurück in seine Gedanken kröchen.
    Er erinnerte sich des im sommerlichen Fieberwahn geschriebenen Manuskriptes.
    Er erinnerte sich des gespenstischen Mönches, der ihm im Dunst des unterirdischen Gewölbes erschienen war. Er erinnerte sich aller wirklichen und unwirklichen, aller wohlgesonnenen und üblen Geister, die ihm in Weimar begegnet waren – und dann tauchte er die Feder ein und begann zu schreiben.

Nachwort des Verfassers
    A uch wenn dieser Roman eine fiktive Geschichte erzählt, so basiert sie doch zu größeren Teilen auf der historischen Wirklichkeit, als man zunächst glauben mag.
    Der Brite Matthew Gregory „Monk“ Lewis (1775-1818) war der Autor eines der wichtigsten und berüchtigtsten Romane der englischen Schauerliteratur, des im Jahr 1794 verfassten und 1796 veröffentlichten Der Mönch , der seinem Autor auch den wenig schmeichelhaften Spitznamen einbrachte. Das Werk übte einen großen Einfluss auf die phantastische Literatur Englands, Frankreichs und Deutschlands aus; so wurde es auch das Vorbild für E. T. A. Hoffmanns Elixiere des Teufels .
    Lewis besuchte als Siebzehnjähriger zu Studienzwecken den europäischen Kontinent und hielt sich von Sommer 1792 bis Frühjahr 1793 in Weimar auf. Er verbesserte seine
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