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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal
Autoren: Ken Follett
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›erledigt‹ ist. Noch haben wir unser Geld nicht zurück.« Er fügte dem Gin Tonic hinzu.
    »Oh, das Geld werden wir bestimmt bekommen. Die Fälscher haben diese Geschichte gewiß nicht bloß eingefädelt, um uns einen Tort anzutun. Und noch etwas: Je eher sie uns das Geld zurückgeben, desto eher haben sie endgültig Ruhe vor der Polizei.«
    »Tja, das Geld - wenn's nur das wäre.« Lampeth nahm schwerfällig Platz und leerte mit einem Zug sein halbes Glas. »Es wird Jahre dauern, bevor sich die Kunstwelt von einem solchen Schlag erholt. Die Öffentlichkeit glaubt jetzt, wir seien alle Betrüger, die ein Meisterwerk nicht von einer Ansichtspostkarte unterscheiden können.«
    »Ich muß gestehen, äh ...« Willow zögerte.
    »Ja?«
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, es sei diesen Leuten gelungen, tatsächlich etwas zu beweisen. Was es genau ist, weiß ich nicht. Aber jedenfalls etwas sehr Tiefgründiges.«
    »Im Gegenteil - es liegt auf der Hand. Sie haben bewiesen, daß die hohen Preise, die für große Kunstwerke bezahlt werden, weniger Ausdruck von Kunstliebe als von Snobismus sind. Und allen war das nicht neu. Sie haben bewiesen, daß ein echter Pisarro nicht mehr wert ist als eine hervorragende Kopie. Aber es ist das Publikum, es sind die Käufer, welche den Preis in die Höhe treiben, nicht die Händler.«
    Willow lächelte und blickte durch das Fenster hinaus. »Ich weiß. Allerdings machen wir durch die Inflation einen hübschen Schnitt.«
    »Ja, was erwartet man denn? Mit dem Verkauf von 50-Pfund-Bildern könnten wir uns nicht unseren Lebensunterhalt verdienen.«
    »Bei Woolworth tut man's.«
    »Und was für ein Schund kommt dabei heraus? Nein, Willow. Der Fälscher mag sein Herz ja auf dem rechten Fleck haben, ändern wird er jedoch nichts. Für einige Zeit wird unser Ansehen angekratzt sein. Aber ob nun kurz oder lang, irgendwann wird alles wieder seinen gewohnten Weg gehen, weil's gar nicht anders sein kann.«
    »Zweifellos haben Sie recht«, sagte Willow. Er leerte sein Glas. »Nun, unten ist man schon dabei, dichtzumachen. Gedenken Sie aufzubrechen?«
    »Ja.« Lampeth erhob sich, und Willow half ihm in seinen Mantel. »Ach ja - steht in der Zeitung, wie sich die Polizei geäußert hat?«
    »Die Polizei sagt, da die Anzeigen zurückgezogen worden seien, bleibe gar keine andere Wahl, als die Ermittlungen einzustellen. Allerdings machten die Beamten den Eindruck, als würden sie diesen Renalle trotzdem sehr gern fassen.«
    Lampeth verließ sein Büro, und Willow folgte ihm. Lampeth sagte: »Ich glaube nicht, daß wir jemals wieder von diesem Renalle hören werden.«
    Schweigend gingen die beiden Männer die Treppe hinunter und durch die leere Galerie. Lampeth blickte durch die Fenster hinaus und sagte: »Mein Auto ist noch nicht da. Herrgott, dieser Regen.«
    »Ich darf dann schon gehen.«
    »Nein, warten Sie. Ich nehme Sie im Auto mit. Wir müssen über die Modigliani-Ausstellung sprechen. In den letzten paar Tagen war dafür ja keine Zeit.«
    Willow streckte plötzlich die Hand aus. »Dort hat jemand seine Einkaufstüten stehen lassen«, sagte er.
    Lampeth blickte in die gewiesene Richtung. In einer Ecke, unter einer eher mittelmäßigen Kohlezeichnung, standen zwei große Papier-Tragetaschen. Aus der einen lugte ein Karton Waschpulver hervor. Willow trat näher heran, um sich alles genauer anzusehen.
    Er sagte: »Ich glaube, wir sollten vorsichtig sein, wo doch heutzutage in solchen Taschen oft Bomben versteckt sind. Meinen Sie, die IRA könnte es auf uns abgesehen haben?«
    Lampeth lachte. »Ich glaube kaum, daß die in ihren Bomben Waschpulver verwenden.« Er trat zu Willow und hob eine der Tüten hoch.
    Das nasse Papier riß auf, und der Inhalt der Tüte fiel auf den Fußboden. Willow beugte sich darüber.
    Unter dem Waschpulver-Karton und einem Salatkopf lag ein von Zeitungspapier umhülltes Bündel. Willow wickelte es aus. Es handelte sich um einen Stapel von auffallend festem, fast steifem Papier. Er prüfte hier ein Blatt und dort ein Blatt, machte Stichproben.
    Schließlich sagte er: »Es sind Wertpapiere - und zwar von jener Art, die sofort veräußerbar ist, wenn sie eine Unterschrift trägt. Und die Unterschriften fehlen noch. Gütiger Himmel, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie soviel Geld auf einem Haufen gesehen.«
    Lampeth lächelte. »Der Fälscher hat bezahlt«, sagte er. »Der Handel ist abgeschlossen. Ich glaube, das sollten wir den Zeitungen mitteilen.« Ein oder zwei
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