Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
kann es warten, bis ich meinen Kaffee getrunken habe.«
    Während er im Taxi durch das West End in Richtung City fuhr, dachte Lampeth über den Fälscher nach. Der Mann war natürlich ein Verrückter, aber ein Verrückter mit altruistischen Motiven. Mit anderer Leute Geld den Philantrophen zu spielen, war allerdings leicht.
    Zweifellos würde es das Vernünftigste sein, seine Forderungen zu erfüllen. Doch Lampeth war der Gedanke zuwider, Opfer einer Erpressung zu sein.
    Das Taxi hielt bei der Agentur, und Lampeth betrat das Gebäude. Ein Assistent half ihm aus seinem Mantel, in den er wegen der kühlen Winde des frühen Septembers geschlüpft war.
    Lipsey wartete auf ihn in seinem Büro, das obligatorische Glas Sherry stand bereits auf dem Tisch. Lampeth nahm Platz, trank einen Schluck und empfand ein angenehmes Gefühl von Wärme.
    »Sie haben's also.«
    Lipsey nickte. Er drehte sich zur Wand und schwenkte einen Teil des Bücherregals zur Seite. Dahinter befand sich ein Safe. Mit einem Schlüssel, der an einer dünnen Kette an seinem Hosenbund hing, schloß er die Tür auf.
    »Nur gut, daß ich einen so großen Safe habe«, sagte er und streckte beide Hände hinein. Vorsichtig holte er eine gerahmte Leinwand von etwa neunzig mal hundertzwanzig Zentimetern heraus. Er stellte das Bild auf seinen Schreibtisch, so daß Lampeth es gut sehen konnte. Er selbst blieb dahinter stehen, um es zu stützen.
    Lampeth starrte, etwa eine Minute lang. Dann stellte er sein Sherryglas auf den Tisch, stand auf und kam näher. Er zog ein Vergrößerungsglas hervor und studierte den »Strich«. Dann trat er ein Stück zurück und versank wieder in Betrachtung.
    »Was haben Sie dafür hinblättern müssen?«
    »Fünfzigtausend, darunter war nichts zu machen.«
    »Es ist das Doppelte wert.«
    Lipsey stellte das Bild auf den Fußboden und setzte sich. »Ich find's scheußlich«, sagte er.
    »Ich auch. Aber es ist absolut einzigartig. Wirklich erstaunlich. Zweifellos handelt es sich um einen Modigliani - doch hat bis jetzt niemand gewußt, daß er solche Sachen malte.«
    »Freut mich, daß Sie zufrieden sind«, sagte Lipsey in einem Ton, der verriet, daß ihm an einer rein geschäftsmäßigen Abwicklung lag.
    »Sie müssen einen guten Mann für den Fall abgestellt haben«, meinte Lampeth.
    »Den besten.« Lipsey unterdrückte ein Lächeln. »Er reiste nach Paris, Livorno, Rimini ...«
    »Und kam meiner Nichte zuvor.«
    »Nicht direkt. Was passierte war, daß -«
    »Ich möchte keine Einzelheiten wissen«, unterbrach ihn Lampeth. »Haben Sie die Rechnung für mich bereit? Ich möchte sie sofort begleichen.«
    »Gewiß.« Lipsey ging zur Bürotür. Er sagte etwas zu seiner Sekretärin, kam dann mit einem Blatt Papier zurück.
    Lampeth las die Rechnung. Abzüglich der fünfzigtausend Pfund für das Bild belief sie sich auf eintausendneunhundert-vier Pfund. Er zog sein privates Scheckbuch hervor und schrieb einen Scheck aus.
    »Sie werden es natürlich in einem gepanzerten Fahrzeug transportieren.«
    »Ja«, sagte Lipsey. »Ist in der Rechnung bereits berücksichtigt. Sind Sie ansonsten mit allem zufrieden?«
    Lampeth riß einen Scheck heraus und reichte ihm dem Detektiv. »Ich glaube, ich habe ein wirklich gutes Geschäft gemacht.«
    Der New Room war für die Öffentlichkeit geschlossen. Man hatte einen langen Konferenztisch hereingebracht und in der Mitte aufgestellt. Rundum an den Wänden hingen dunkle, schwere viktorianische Landschaften. Sie schienen der düsteren Stimmung der anwesenden Herren angemessen.
    Die Vertreter der übrigen neun Galerien waren zugegen. Sie saßen am Tisch, während ihre Assistenten und Rechtsberater irgendwo in ihrer Nähe Platz genommen hatten. Willow befand sich am Kopfende des Tisches, Lampeth zur Seite. Unermüdlich prasselte Regen gegen die hohen, schmalen Fenster in der Mauer. Schwaden von Zigarrenrauch lagen in der Luft.
    »Gentlemen«, begann Willow, »wir haben alle eine Menge Geld verloren und sind überdies ziemlich lächerlich gemacht worden. Da sich letzteres nicht ändern läßt, sind wir hier zusammengekommen, um darüber zu sprechen, wie wir unser Geld zurückerhalten.«
    »Es ist immer gefährlich, einem Erpresser nachzugeben.« Die hohe Stimme gehörte unverkennbar Ramsey Crowforth. Er zupfte an seinen Hosenträgern und sah Willow über den Rand seiner Brille hinweg an. »Wenn wir mit diesen Leuten kooperieren, so könnten sie - oder jemand anders - den gleichen üblen Trick erneut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher