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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Autoren: Julian Altmann
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hätte Li am liebsten in die Arme genommen und wäre weggelaufen.
    »Ja, das ist Li.«
    Christian schaute wieder zu ihm. Es fielen ihm die Flecken auf Marcs Hose und T-Shirt auf.
    »Kinder können ziemlich anstrengend sein, was?«
    »Was meinst du?«, fragte Marc skeptisch.
    »Na ja, so als alleinerziehender Vater.« Christian deutete jetzt auf die Flecken und lächelte ihn liebevoll an.
    »Da hast du wohl recht«, meinte Marc und stand auf. »Ich muss nach Hause. Schau uns an, ich muss …«
    »Musst du das wirklich, oder willst du mit mir nichts mehr zu tun haben?« Christians direkte Art, die Marc so geliebt hatte, war ihm in diesem Moment sehr unangenehm.
    »Ich brauche Zeit«, sagte er knapp. »Bitte, Christian, ich weiß, dass ich viel von dir verlange, aber gib mir Zeit.«
    Dieser blieb auf der Bank sitzen und meinte nur: »Die gebe ich dir, Marc. Wenn du wüsstest, wie viel ich dir schon davon gegeben habe. Aber, Marc, nicht mein ganzes Leben lang.«
    Marc hielt es nicht mehr aus. Er schnappte den Wagen und schob ihn schnell davon. Plötzlich stoppte er und drehte sich um. Christian saß immer noch auf der Parkbank.
    »Können wir uns mal treffen?« Marc war zurückgekommen und wartete auf Christians Antwort. Dieser rührte sich nicht.
    Dann blickte er auf, sah ihm tief in die Augen und meinte: »Wenn du wirklich willst, gerne.«
    »Darf ich dich anrufen?«, fragte Marc weiter.
    »Sicher.«
    Christian stand nun auch auf und kam näher. Marc machte einen Schritt zurück, um ihn in den Kinderwagen schauen zu lassen.
    »Also das ist Li.« Christian beugte sich vor und streichelte der Kleinen zärtlich über den Kopf.
    »Entschuldige, Christian, aber ich habe dich einfach nicht erwartet.«
    »Ist schon gut«, meinte der, »ich freu mich auf unser Treffen.«
    Christian drehte sich um und verließ den Park. Marc stand noch lange da und schaute ihm nach. Erst als Li sich aus ihrem Schlaf zurückmeldete, schlug auch er den Weg nach Hause ein.
    »Warum hast du das getan? Ich dachte du bist meine Freundin.«
    Willma stand angriffslustig in der Terrassentür und hörte sich Marcs Geschichte an.
    »Ich wäre bald gestorben, als ich Christian da so stehen sah. Du kannst wirklich nichts für dich behalten! Weißt du was ich für einen Schreck bekommen habe, als Christian so plötzlich vor mir stand.«
    »Und du mutierst zu einer hysterischen Mutter, mein Kleiner«, begann sie spitz. »Du glaubst wirklich, es geht nur um deine Gefühle. Du bist nicht mehr der Fußballstar, dem alles in den Arsch geschoben wird. Auch Christian hat Gefühle. Und wenn dir das nicht klar wird, du kleiner verwöhnter Egoarsch, dann bleib doch, wo der Pfeffer wächst.«
    Marc verschlug es die Stimme. Eine solche Reaktion hätte er von Willma nie erwartet.
    »Weißt du was«, begann sie erneut. »Ich werde jetzt gehen. Ich habe wirklich die Schnauze voll. Und bevor ich noch was Falsches sage, geh ich lieber.«
    Marc hörte nur noch die Tür ins Schloss fallen. Er blieb wie vom Donner gerührt auf dem Sofa sitzen. Was Willma da gesagt hatte … Meinte sie das wirklich so? War er wirklich so egoistisch, dass er alle rund um sich vergaß? Er war froh, dass Li mit Eva einen Ausflug machte.
    Schnell nahm er seine Autoschlüssel und fuhr los. Er wählte Willmas Nummer, doch er erreichte nur die Mailbox. »Willma, bitte geh ran!«, flehte er laut. Er fuhr zu ihr nach Hause.
    Marc läutete Sturm. Endlich hörte er etwas hinter der Tür.
    »Willma, bitte lass mich rein!«
    Langsam öffnete sie die Eingangtür und blinzelte feindselig heraus. »Was willst du denn hier?«, ihr Ton klang nicht sehr einladend.
    »Bitte, Willma, ich muss mit dir reden!«
    Sie öffnete nun ganz die Tür und ließ ihn herein.
    »Willma, es tut mir leid. Echt! Ich war wirklich ein Arschloch.«
    »Setz dich erst mal hin«, herrschte sie ihn an.
    »Dich zu verletzen, ist wirklich das Letzte, was mir in den Sinn kommen würde. Willma, bitte verzeih mir.«
    Endlich blickte Willma zu ihm. »Was willst du eigentlich, Marc? Du jammerst, zerfließt in Selbstmitleid, und dabei hast du Menschen um dich, die dich aufrichtig lieben. Das Einzige aber, was du immer tust, ist zögern und dich nicht festlegen. Schon klar, du musstest dich wegen deiner Karriere immer verleugnen. Aber jetzt musst du in die Zukunft schauen, in deine Zukunft, Marc! Was ist mit Rachen? Der liebt dich abgöttisch. Aber du spielst mit ihm.«
    »Willma, bitte«, versuchte Marc, sie zu beruhigen. »Ich liebe Rachen, nur
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