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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Autoren: Julian Altmann
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gegeben, ein geeignetes Objekt zu finden. Rachen hatte sich Urlaub genommen. Die beiden guckten sich jeden Tag mindestens zwei Hotelanlagen an. Aber so einfach, wie sich Marc das vorgestellt hatte, ging es nicht. Rachen, der ja im Hotelgewerbe groß geworden war, winkte jedes Mal ab.
    »Marc, wir dürfen nichts überstürzen. Wir müssen wirklich etwas Einzigartiges finden.«
    Doch sie fanden nichts. Ernüchtert und frustriert saßen sie abends auf der Terrasse von Rachens kleinem Haus. Die Zeit drängte, denn Marc musste nach Europa. Nur dort konnte er die Adoption abschließen. Mary war die Einzige, die gute Laune ausstrahle. Plötzlich hielt sie inne.
    »Wisst ihr was, wenn wir kein Hotel finden, dann könnten wir doch einfach eins bauen. Das könnten wir dann so gestalten, wie wir es wollen. Ich würde mich um die Innenausstattung kümmern.«
    »Das lässt du schön bleiben«, lachte Rachen. »Wir sind von Gästen abhängig.« Nun lachte auch Mary, nur Marc war plötzlich ruhig.
    »Was hast du denn?«, fragte Mary. »Du kannst mir direkt in mein wunderschönes Gesicht sagen, welche Aufgabe du mir zuteilen willst.«
    »Nein«, rief Marc, »die Idee ist genial!«
    Mary strahlte vor Stolz. »Ich soll also die Innenausstattung gestalten?«
    »Nein«, lachte Marc, »das nicht, aber selbst zu bauen ist genial.«
    Mary holte sich beleidigt einen Drink.
    »Meinst du das ernst?«, fragte Rachen vorsichtig.
    »Natürlich meine ich das ernst. Ich hätte da sogar einen Vorschlag. Kennst du die kleine Bucht am Ende von Lamai?«
    »Ja«, meinte Rachen und setzte sich auf. »In der wir als Kinder immer gespielt haben?«
    »Genau die, und die wäre zu kaufen. Aber ich denke mir, das wird sehr teuer.«
    Rachens anfängliche Hoffnung dämpfte sich wieder.
    »Das weißt du doch nicht. Lass uns morgen früh sofort hinfahren.«
    Li quietschte vor Vergnügen in ihrem Buggy. Es schien, als gefiele ihr das Meer.
    »Das müssten mindesten dreitausend Quadratmeter sein!«, schrie Rachen, der gerade zwischen den Palmen hervorkroch. Marc stand völlig überwältigt am Strand und träumte vor sich hin. Rachen kam auf ihn zu, und Marc nahm ihn in die Arme.
    »Rachen, wir haben es gefunden! Das wird unser gemeinsames Leben, mein Kleiner.«
    Der Bauplatz sollte eine Menge kosten, aber Marc wischte alle Bedenken beiseite. So waren sie nach ein paar Tagen Eigentümer eines Fleckchens Erde auf Samui. Es war höchste Zeit, nach Europa zu fliegen. Zuvor musste Marc aber noch nach Bangkok, um die Papiere für Li in der Botschaft abzuholen.
    Marc war so konzentriert, Li und das ganze Gepäck zusammenzuhalten, dass er die beiden winkenden Frauen zuerst gar nicht sah. Li gefiel dieses Winke-Spielchen anscheinend gut, denn sie zappelte und juchzte vergnügt. Selbst nach zwölf Stunden Flug hatte dieses kleine Mädchen noch unglaubliche Energie. So hatte er sie noch nie erlebt.
    »Marc!«
    Er blickte auf. Unter der wartenden Menge erkannte er Willma und Eva. Er war froh, Willma zu sehen. Evas Anwesenheit erstaunte ihn. Willma rannte auf ihn zu. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht. Wortlos drückte sie ihn fest an sich.
    »Hallo mein großes Mädchen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe dich vermisst.«
    Mittlerweile stand Eva neben ihnen. Marc löste sich vorsichtig aus der Umarmung und zögerte einen Moment. Dann nahm er auch sie in die Arme.
    »Hallo Mama, danke, dass du gekommen bist.« Marc holte Li aus dem Buggy und legte sie Eva in die Arme.
    Ihre Augen glänzten wässrig, aber sie behielt Contenance.
    »Das ist dein Enkelkind. Sie heißt Li.«
    »Marc, ich bin so froh, dass du …«, sie blickte auf Li, »dass ihr hier seid!« Sie rief einen Träger, den sie anscheinend zuvor schon organisiert hatte. »Bringen Sie bitte das Gepäck zum Wagen.«
    Marc nahm Eva Li aus den Armen und setzte sie zurück in den Buggy. Und so verließen sie die Flughalle. Marc entgingen nicht die Blicke einzelner Passanten. Sofort schnürte es ihm die Kehle zu.
    Draußen stand ein Wagen bereit. Als dieser sich in Bewegung setzte, rief Willma: »Wir haben eine Überraschung für dich, aber ich sag dir nicht, welche!«
    Marc küsste sie auf die Wange. »Dass ihr mich abgeholt habt, ist doch schon Überraschung genug. Wir müssen uns nur beeilen, Fräulein Li bekommt sonst einen Tobsuchtsanfall. Sie hat Hunger, und das schon eine ganze Weile.«
    Während Willma und Marc sich scherzend unterhielten, sprach Eva kein Wort. Sie beobachtete ihren Sohn, wie er so mit dem
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