Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel
Autoren: Thomas Raab
Vom Netzwerk:
wenig aus!«
    »Pospischill, du sprichst in Rätseln. Warum ist Ausmustern schwierig?«
    Deutlich energisch folgt die Erklärung: »Zwischen uns fliegen gerade die Fetzen, verstehst du’s jetzt?«
    Jetzt ist es also heraus. Und auch die weitere Erklärung lässt nicht lange auf sich warten: »Das ist immer dasselbe, wenn sie auch nur in die Nähe ihrer Tage kommt, ist sie ein wandelnder Sprengsatz. Wir haben nun mal keine Kinder, ich bin Alleinverdiener, meine Frau hat dochZeit, oder? Verlangt ja keiner von ihr, dass sie den Haushalt führt, aber wenn ich sie schon durchfüttern muss, kann ich doch erwarten, dass sie nicht nur auf meinem Konto, sondern auch die Wohnung aufräumt. Ein Saustall ist das bei uns, da kommst du nicht bei der Tür hinein, vom leeren Kühlschrank will ich gar nicht erst reden. Gestern hab ich es gewagt, in unserer momentan ohnedies heiklen Situation einen dezenten Einspruch zu erheben. Und was ist passiert? Aus der eigenen Wohnung bin ich geflogen. Und wer hat dann auf mich gewartet? Eine Leich. So schaut’s aus, mein Leben. Traurig, oder? Apropos Trommel: Sag, könnt ich schnell bei dir meine Hose in die Waschmaschine schmeißen und vielleicht kurz duschen?«
    Und wie dann ein für die so traurige Lebenssituation doch vergnügtes Pfeifen aus dem Badezimmer durch die Wohnung dröhnt, schleicht sich beim Metzger der Verdacht ein, es könnte noch schlimmer kommen. Und recht hat er. Das betrifft allerdings nicht den ausgemergelten Körper des Kettenrauchers Eduard Pospischill, der sich wenig später, nur umschlungen von einem Handtuch, triefend durchs Wohnzimmer bewegt, sondern die Antwort auf die Frage: »Und wo wohnst du jetzt?«
    »Wohnen tu ich untertags ja eigentlich eh schon im Kommissariat. Ich bräuchte nur noch ein Bett zum Schlafen. Maximal für ein paar Nächte. Was denkst du, Willibald, glaubst du, dein Chesterfieldsofa hält mich ein Weilchen aus?«
    »Das Sofa schon!«
    Eduard Pospischill kramt eine Zahnbürste aus seiner Umhängetasche hervor, verschwindet wieder ins Bad, und auch beim Metzger verschwindet der letzte Funkenan Zurückhaltung: »Ja, gibt’s das! Die Zahnbürste hast du also auch schon dabei! Ich bin kein Asylheim für vor die Tür gesetzte Ehemänner – die an ihrer Ausweisung übrigens zumeist gar nicht so unschuldig sind. Ich will mich ja nur ungern einmischen, aber bekanntlich hast du der Trixi versprochen, dir das mit einem Kind zu überlegen, und ihr angeraten, mit dem Kellnern aufzuhören. Das ist, soviel mir aus diversen Schilderungen bekannt ist, mittlerweile einige Jährchen her, oder?«
    »Verdammt, Metzger, ich bin über vierzig. Das Kind wird zu mir Opa sagen, lange bevor ich auch nur theoretisch wirklich Großvater werden könnte!«
    Richtig in Rage kommt er jetzt, der Willibald: »Dann stell nicht solche Versprechungen in den Raum. Nur zur Information: Die Trixi hat auch bald den Vierer vorne stehen. Da ist es selbst für den größten Idioten nachzuvollziehen, dass eine Frau in der Nähe ihrer Tage zum, wie du sagst, wandelnden Sprengsatz wird.«
    »Bravo, Metzger, bravo. Ein toller Freund bist du!«
    »So ein toller Freund will ich gar nicht sein, wie du ihn gerne hättest! Des Weiteren weigere ich mich, als Unterkunftsgeber für dich Partei zu ergreifen, also ruf deine Frau an.«
    »Wie bitte? Es ist kurz vor sieben, bin ich verrückt, da weck ich doch meine Frau nicht auf!«
    Der Metzger traut seinen Ohren nicht: »Schad, dass wir nicht verheiratet sind, dann läge ich jetzt wahrscheinlich noch gemütlich im Bett. Wenn du auch nur eine Minimalchance auf dieses Sofa hier haben willst, ruf gefälligst an, begrüß sie höf lich, und gib mir den Hörer!«
    So leise hat der Metzger den Pospischill noch nie reden gehört, dann wird ihm das Telefon überreicht: »Hallo,Trixi, glaub mir, ich weiß, es ist früh, aber dein Mann will mein Sofa besetzen, was mir wirklich äußerst unrecht ist!«
    Nervös geht der Kommissar im Zimmer auf und ab, während Willibald Adrian Metzger seine ganze Aufmerksamkeit dem ergiebigen Monolog auf der anderen Seite schenkt. Schließlich kommt auch er wieder zu Wort: »Also gut, ausnahmsweise! Wenn du momentan den Abstand brauchst, lass ich eben einem kleinen Spinner in seiner selbst verursachten Obdachlosigkeit ein Winkerl zukommen  – aber bitte für einen überschaubaren Zeitraum. Seid so gut und bringt eure Angelegenheit ins Reine, was auch heißt: Wenn dein Göttergatte frische Wäsche braucht oder irgendetwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher