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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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bin kein Kommissar“, erklärte
Bunzkuhl und lockerte den Griff etwas. „Aber erst mal raus aus dem Licht. Dort
im Dunkeln werden wir uns unterhalten, Meisterdieb. Wie heißt du wirklich?“
    „Äh... Jean.
    „Und weiter?“
    „Das muss zunächst genügen.“
    „Aber nur zunächst.“
    Jean wurde ins Dunkel gezerrt.
Darunter verstand Bunzkuhl die überhängenden Zweige des Nadel-Gesträuchs, in
dem TKKG hockten.
    Bunzkuhl und Jean waren jetzt
nur drei Armlängen entfernt. Die Kids hielten den Atem an.
    „Ich mache es kurz“, sagte
Bunzkuhl. „Mein Auftrag ist, dich alle zu machen. Dafür kriege ich 250 000.
Denn du bist ‘ner Menge Typen auf die Zehen getreten, Meisterdieb. Typen, die
sich nicht gern von dir erpressen lassen. Sie haben die Prämie gestiftet — und
Bauer-Rottleben ist der Vermittler. Der gehört ja auch zu deinen Opfern. Worum
es mir geht, ist dies: Wenn du mir mehr bietest als ‘ne Viertelmillion, bleibst
du am Lehen — und ich bin auf deiner Seite. Aber es muss deutlich mehr sein.
Außerdem steige ich bei dir ein. Damit meine ich: Ich mache mit bei deinen Coups.
Denn du hast die richtige Nase. Bei dir läuft das große Geld. Außerdem hasse
ich diese angesehenen Protztypen in unserem Lande, bei denen hinter der
glänzenden Fassade ein stinkender Sumpf brodelt. Ein Sumpf aus Habgier und
üblen Geschäften. Also? Wie viel bietest du?“
    „Nicht einen Euro! Nicht einen
Cent!“, sagte eine Frauenstimme von rechts, wohin für TKKG die Sicht durch
einen dichten Zweig verdeckt wurde. „Und rühr dich nicht, Killer. Ich habe eine
Pistole auf dich gerichtet. Und ich schieße dich mindestens dreimal in den
Hintern, wenn du nicht sofort meinen Jean loslässt.“
    Aha!, dachte Tim. Jeans
Komplizin hat sich angeschlichen. Nette Versammlung. — Indem sich Tim etwas
tiefer kauerte, konnte er die Frau sehen.
    Bunzkuhl blickte über die
Schulter nach hinten, bemerkte die Pistole und die drohend auf seinen Steiß
gerichtete Mündung. Jean wurde losgelassen.
    Der Meisterdieb entfernte sich
einen Schritt und rieb seinen Hals. Mit einer raschen Bewegung wurde Bunzkuhl
der Totschläger weggenommen.
    „Gut gemacht, Helga!“, lobte
Jean. „Danke!“
    Dann schmetterte er Bunzkuhl
das lederüberzogene Gerät auf den Schädel. Der 100-Kilo-Mann fiel um wie vom
Taifun geschubst. Der Hut verhinderte vielleicht einen Schädelbruch, aber nicht
die tiefe Bewusstlosigkeit.
    „Oh!“, meinte Helga. „Das
kannst du also auch.“
    „Ich tue es ungern. Aber wie du
siehst...!“
    „Wir sollten abhauen, Jean“,
sie schob die Pistole in ihre Umhängetasche und schloss den Zipp. „Wir müssen
alles neu einfädeln. Bauer-Rottleben wartet dort hinten an der Straße. Er sitzt
in seinem Opel und freut sich auf die Nachricht von deinem Ableben, dieser
versiffte Bulle.“
    Mir schlackern die Hörmuscheln,
dachte Tim. Aber die Zeit ist nun reif — reif zum Eingreifen. Denn die Pistole
— meine einzige Sorge — befindet sich im Handtäschchen bei Puderdose und
Lippenstift.
    Tim stieß seine Freunde an.
Dann brach er aus dem Gesträuch hervor wie das Unheil in einer Verdi-Oper.
    Jean prallte zurück, stolperte
über Bunzkuhl und fiel auf den Hintern. Helga wollte aufschreien. Gleichzeitig
mit Tim griff sie nach ihrer Handtasche. Aber der TKKG-Häuptling war stärker
und riss den Flanier-Tornister an sich.
    „Keinen Widerstand!“, befahl
Tim. „Sonst machen wir von den Keulen Gebrauch.“
    Das bezog sich auf Karl und
Klößchen, die sich aus dem Gebüsch hervorgewühlt hatten. Karl schwang seinen
Hockeyschläger. Klößchen hatte seinen verloren, aber Gaby reichte ihn durch die
Zweige heraus.
    „Wir hauen ab!“, brüllte Jean
und wandte sich zur Flucht. Tim erreichte ihn im Sprung, warf ihn zu Boden und
drohte mit der pistolengefüllten Handtasche. Jean, der sich beim Sturz die
Schulter verletzt hatte, gab auf.
    Karl und Klößchen hatten Helgas
Arme gepackt und hielten sie fest. Gaby achtete auf Bunzkuhl, aber der kehrte
erst viel später und mit medizinischer Hilfe ins Bewusstsein zurück.
     
    *
     
    Anruf im Präsidium.
Schrottlebens Festnahme durch seine Kollegen. Und TKKG hatten fast den
Eindruck, dass die das gern taten — trotz der nun unvermeidlichen allgemeinen
Rufschädigung.
    Schrottleben stand unter
Schock. In diesem Zustand legte er ein umfassendes Geständnis ab. Er nannte
alle Namen. Noch im Laufe der Nacht kam es zu vielen Verhaftungen.
    Auch Jean-René Wenk und Helga
Drewes erkannten bald, dass
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