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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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Sorgen, Arthur. Das Ding ist gelaufen. Ich habe
einen... Nennen wir ihn mal Killer. Jedenfalls einen Profi, der ihm das Licht
ausmacht. Den Meisterdieb kannst du vergessen. Mein Profi wird sich die Prämie
verdienen.“
    „Wilhelm, das hört sich gut an.
Habt ihr schon einen Plan?“
    „Einen perfekten. Der Typ hat
nämlich auch bei mir bereits angerufen. Gerade eben. Und gerade eben wollte ich
meinen Profi informieren. Okay, es läuft so: Heute Abend soll ich die 100 000
abliefern. Nettes Sümmchen, was! Ja, auch bei meiner Erpressung ist der nicht
zimperlich. Er hat mich, wie er meint, im Schwitzkasten, weil er von meinem
Kontakt zu Heribert Kulse weiß. Ja, dem Drogenbaron. Für den arbeite ich seit
langem. Denn — wie heißt es so schön — man muss ja auch leben. Angeblich borge
ich mir die 100 000 von ihm. Denn es geht ja auch um Kulses Hintern. Meine
lieben Kollegen im Präsidium sollten lieber nicht erfahren, dass Kulse einen
von ihnen schmiert. Nämlich mich. Kulse ist also eingeweiht. Er weiß von der Erpressung
— und auch davon, dass es den Meisterdieb bald nicht mehr geben wird.
Allerdings hat der noch ‘ne Komplizin im Schlepp. Auch mit der werden wir nicht
lange fackeln. Es sei denn, wir arrangieren uns. Das hieße: Ihr Stillschweigen
— über mich — gegen mein Stillschweigen — über sie. Mal sehen! Hängt davon ab,
ob sie eine vernünftige Person ist. Oder ob sie verrückt spielt.“
    „Hm. Und? Wie soll der
Hinterhalt laufen?“
    „Der Meisterdieb hat mich für
21.30 Uhr in den Lerchensang-Park bestellt. Zum Verdi-Denkmal. Dort soll ich
antanzen mit meinen Euros. Und das werde ich auch tun. Aber im Dunkeln lauert
mein Profi. Und dann Adieu, Meisterdieb.“
    „Fragt ihn vorher nach der
Komplizin! Es sei denn, sie ist dabei.
    „Daran werden wir denken.“

23. Die Stimme des Kommissars
     
    Für Tim war’s erwiesen:
Bunzkuhl lebte allein. Zumindest befand sich jetzt niemand in seiner Wohnung,
bzw. seinem Büro. Denn dort meldete sich nur der automatische Anrufbeantworter,
Bunzkuhls Stimme klang rau. Tim erkannte sie wieder. Gaby und Klößchen blieben
beim Kiosk, traten sich frierend die Füße breit, hielten aber ihre
Aufmerksamkeit wach und nach allen Seiten gerichtet.
    Tim und Karl trollten los,
sahen sich zunächst auf dem Flinterhof um, gingen von Eingang zu Eingang und
lasen die Namen der Bewohner auf den Klingelknopf-Schildern.
    „Siehst du irgendwen am
Fenster?“, fragte Tim durch die Zähne.
    „Nö. Kein Aas. Keine Seele.“
    „Was ein Unterschied ist“,
grinste Tim. „Also dann!“
    Sie standen vor der Tür einer
Parterre-Wohnung. Ein metallisches Schild zeigte an, dass hier das
Ermittlungsbüro C. Bunzkuhl residiere.
    Während Karl mit seinem
Schloss-auf-Werkzeug flink hantierte, stellte sich Tim brezelbreit davor,
rücklings zu seinem Freund, weitete die Schultern und lieferte den perfekten Sichtschutz
ab.
    „Offen“, verkündete Karl — und
hörte auf mit dem Klirren. „Wir können rein.“
    Sie schlossen die Tür hinter
sich.
    Die Diele war hässlich, der
Wohnraum war hässlich, für das Schlafzimmer genügte ein angewiderter Blick,
ebenso für Bad und Klo. Der dritte Raum verfügte über einen Schreibtisch, einen
Rollschrank, einen Garderobenständer und einen Sessel für Besucher. Auf dem
Schreibtisch stand eine moderne Kommunikations-Anlage, also Telefon und
Faxgerät und Anrufbeantworter.
    Tim öffnete den Rollschrank.
Leer. Im Schreibtisch fand er einen leeren Notizblock, Faxpapier und eine
Kladde. In ihr waren Adressen samt Telefonnummern aufgeschrieben — in
ungelenken, eckigen Zeichen, als hätte ein Eisbär den Bleistift bedient.
    Tim schnalzte mit der Zunge. „Sehr
aufschlussreich. Alles gastronomische Adressen. Auch das Tivoli. Auch das Roma.
Aber hinter denen ist ein Ausrufungszeichen. Das heißt sicherlich: Abgefackelt.
Corsas Che Italia steht natürlich auch dabei.“
    „Aufschlussreich“, nickte Karl.
„Du sagst es. Aber kein Beweis.“
    Tim wollte zustimmen. In diesem
Moment klingelte das Telefon.
    Sie starrten den Apparat an.
Würde sich der Anrufbeantworter einschalten?
    Er tat’s. Nach dem sechsten
Rufzeichen. Der Apparat war auf Mithören geschaltet. Na, also!
    Bunzkuhls Stimme tönte also vom
Band, erklärte, dass er im Moment fernab vom Telefon sei und der Anrufer nach
dem Signal ausführlich reden könne, nämlich ohne zeitliche Begrenzung. —
Entweder Bunzkuhl hatte ein 100-Stunden-Band eingelegt oder er wurde nur
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