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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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selten
angerufen.
    Jetzt, dachte Tim, melden sich
hoffentlich seine Komplizen, die Schutzgeld-Erpresser.
    Doch was dann geschah, kippte
die Jungs fast aus den Schuhen. Denn beide erkannten die Stimme des Anrufers
sofort — erkannten sie obwohl er sich namentlich nicht meldete.
    „Hallo, Claus!“, grüßte
Kommissar Bauer-Rottleben, genannt Schrottleben, frohgemut. „Ich bin’s. Schade,
dass ich dich nicht direkt erreiche. Vielleicht versuche ich’s später nochmal.
Aber damit du die Sache auf jeden Fall einplanst, auf jeden Fall, hörst du,
sage ich’s schon jetzt. Es ist so weit. Du verdienst dir die Prämie. Heute
Abend. Der Typ kommt um 21.30 Uhr zum Verdi-Denkmal im Lerchensang-Park. Will
mich dort treffen und schröpfen. Du bist natürlich vorher da. Noch was:
Vielleicht ist seine Komplizin im Hintergrund. Auch um die geht’s. Wir müssen
wissen, wer sie ist und wo wir sie finden. Alles klar? Und lösch bitte diesen
Anruf sofort! Bitte, unmittelbar! Nicht vergessen, Claus! Du weißt, es geht um
eine Viertelmillion. Bis später!“
    Schrottleben legte auf. In die
Stille sagte Tim. „Hältst du das für ein Dienstgespräch?“
    „Wie meinst du das?“
    „Ein guter Kripo-Kommissar hat
seine Spitzel in der Unterwelt. Aber wenn die mit Tipps aufwarten, hört sich
das anders an. Arbeitet Bunzkuhl, der Schutzgeld-Erpresser, für Schrottleben,
den Kommissar im Präsidium?“
    „Es klingt so.“
    „Ein gewisser Typ, Karl, will
Schrottleben schröpfen. Das heißt, erpressen. Bunzkuhl soll vorher da sein. Ich
vermute, mit ‘nem Totschläger im Gepäck.“
    „Das toppt unsere Einschätzung
von Schrottleben. Wir hielten ihn für mies, hinterhältig, durchtrieben,
unfähig, korrupt. Er scheint aber noch mehr zu sein, nämlich richtig
kriminell.“
    „Den Anruf nehmen wir auf.“
    „Klar doch!“
    Karl streifte seinen ledernen
City-Rucksack ab, seine tragbare Werkzeugkiste — wie er ihn nennt. Der
Computer-Experte war für alles gerüstet. Das kaum zigarettenschachtelgroße
Diktiergerät hatte sich bewährt. Geräusche und Stimmen wurden nicht verzerrt
bei der Wiedergabe.
    Tim hatte den Anrufbeantworter
zurückgespult. Abermals hörten sie sich Schrottlebens Mitteilung an. Und jedes
Wort wurde aufgenommen.

    Als Karl und Tim den Abflug
machten, hinterließen sie keine Spur. Sorgfältig schlossen sie die Eingangstür
ab.
    Das streckt Gaby und Klößchen
aufs Steißbein, dachte Tim. Diese Message! Schrottleben gehört zur Unterwelt.
Meschugger geht’s nicht. Da wird das Präsidium wackeln, als würde es von einem
Bomber gestreift.

24. Münzen, aber keine Knete
     
    Es dunkelte früh. Der
Samstagabend war kalt. Auf den Straßen der Millionenstadt tat sich weniger als
sonst. Gefragt waren In-Kneipen, unterhaltsame Fernseh-Pro-gramme, spannende
Bücher, heißer Tee, Kekse — die schon nach Weihnachten schmeckten, Karten- und
Brettspiele zu zweit oder mehreren und vielleicht auch ein Gespräch unter
Freunden/dinnen.
    Gegen 19 Uhr fuhren Helga
Drewes und Jean-René Wenk zur Breschke-Villa, die von der beginnenden Nacht
umhüllt wurde wie von dunklem Geschenkpapier.
    Der Meisterdieb trug seine Klettermax (Fassadenkletterer) -Ausrüstung
— jedenfalls nannte er sie so: alpine Steilwand-Hose in Schwarz, dunkles Shirt
mit Kapuze, dazu Einbrecher-Rucksack — der noch viel raffiniertere Werkzeuge enthielt
als Karl sie besitzt. In einem Seesack hatte Wenk außerdem eine
zusammengerollte Strickleiter.
    Helga fuhr. Sie benutzten ihren
Wagen, einen unscheinbaren Chaussee-Hopser mit schlappen 60 PS.
    „Ich gehe davon aus“, fasste
Wenk seine Überlegung zusammen, „dass Breschke jetzt vorsichtig ist. Einer wie
er macht jeden Fehler nur einmal. Reicht ja auch.“ Er lachte. „Bis man die alle
durch hat — da kannst du 100 werden und hast kaum die Hälfte geschafft.“
    „Ich mache lieber alles
richtig“, kicherte Helga. Sie fühlte sich high. Seit sie mit Wenk zusammen war,
entwickelte sich ihr Leben zur Dauer-Party.
    „Jedenfalls wird Breschke
Parterre und Keller einbruchsicher machen. Schon gemacht haben. Mit
Steckschlössern, Dreifach-Verriegelung und“, er lachte, „Selbstschussanlagen.
Aber er rechnet nicht damit, dass ich übers Dach komme. Dafür ist die Hütte
prachtvoll geeignet. Das habe ich festgestellt bei meinem ersten Besuch. Ich
steige aufs Garagendach, dann eine getarnte Feuerleiter hoch. Die ist hinter
Weinlaub versteckt. Von der oberen Etage führt eine Art Treppengiebel aufs
Dach. Das hat
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