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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita
Autoren: Michail Bulgakow
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Die existierende Kritik trägt nur Verwirrung hinein und beschäftigt sich mit Zänkereien, Karrierismus und persönlichen Rechnungen." Gorki, der Bulgakows Talent sehr hoch schätzte und dessen Entwicklung genau verfolgte, verstand, daß dieser in dem molekularen Prozeß schöpferischer Wechselbeziehungen der damaligen Sowjetliteratur zu einem bedeutenden Schriftsteller heranreifte, der neue zukunftswichtige Wege beschritt. Deshalb hat Gorki Bulgakow und seine Werke immer wieder gegen eine sektiererische Kritik im Geiste der RAPP verteidigt und als wesentlich herausgestellt. 1
    Die Sektierer der RAPP trieben dagegen Bulgakow, der von bürgerlich humanistischen Positionen zur Anerkennung der Revolution und der Sowjetmacht gelangt war, 2 Ende der zwanziger Jahre fast bis zur Selbstaufgabe. Bulgakow fühlte sich als Sowjetschriftsteller schließlich vernichtet, und resigniert verbrannte er eigenhändig das Manuskript eines "Romans über den Teufel", die erste Variante des späteren Romans "Der Meister und Margarita".
    Diesen Tiefpunkt seiner Resignation hat Bulgakow in der Geschichte des Meisters künstlerisch verarbeitet. Doch Bulgakow selbst überwand diesen kritischen Punkt sehr schnell. Das wichtigste Ergebnis dieser Neubesinnung war der Roman "Der Meister und Margarita", die künstlerische dialektische Aufhebung der Resignation des Meisters in einer neuen Menschheitsdichtung.
II
    Im Streit um Ziel und Weg der sozialistischen Kulturentwicklung hatte Lunatscharski bereits 1925 hervorgehoben: "Von einem Widerspruch zwischen der proletarischen Klassenkultur und der allgemeinmenschlichen Kultur haben wir niemals gesprochen. Wir haben immer gesagt, daß die proletarische Bewegung letzten Endes ein allgemeinmenschliches Ziel hat, aber auf dem Wege dahin hat diese Kultur Klassencharakter." Letzteres hatte Bulgakow Ende der zwanziger Jahre nicht einsehen können. Angesichts der Auswirkungen des Awerbach-Kults in der RAPP war er von tiefer Skepsis über den Erfolg des kulturrevolutionären Prozesses in seiner Heimat erfüllt. Die weitere Entwicklung hat ihn jedoch zu der Einsicht geführt, daß die "glückliche und große Zukunft" nur erreicht werden kann, wenn es gelingt, Geist und Willen der Iwan Hauslos zu veredeln, damit diese zur eigenständigen, proletarischen Weiterentwicklung der Weltkultur beitragen können. Damit hatte Bulgakow den notwendigen Schluß- und Bezugspunkt für seine Menschheitsdichtung gefunden.
    Wann und wie Bulgakow diesen entscheidenden Bezugspunkt gewonnen hat, ist im einzelnen noch nicht erforscht. Wir wissen nur: Der ursprüngliche "Roman über den Teufel" war keine geschichtlich-philosophische Zeitalterdichtung wie "Meister und Margarita", sondern mehr ein Schelmenroman im Sinne von Lesages "Hinkendem Teufel", der als scharfsinniger Beobachter die Geheimnisse korrupter Menschen bloßlegt, oder von Gogols Tschitschikow, der "tote Seelen" aufstöbert. Solche Werke waren in der damaligen Sowjetliteratur keinesfalls ein Anachronismus. Bulgakows Kollegen von der satirischen Zeitung "Gudok", Ilja Ilf undjewgeni Petrow, haben dem Schelmenroman damals mit ihren berühmten Werken "Zwölf Stühle" (1928) und "Die Jagd nach der Million" (1931) gerade zu neuer Blüte verholfen. Und Gorki plante 1932 ein Theaterstück unter dem Titel "Wahrhafte Erzählung von den Übeltaten des Teufels", das er Bulgakows Freund Pawel Markow zur Inszenierung anbot und das offenbar viele Gemeinsamkeiten mit Bulgakows späterem Roman "Der Meister und Margarita" gehabt hätte. Nach Afino-genows Tagebuchnotizen sollte auch Gorkis Teufel "eine Verschwörung der Zufälligkeiten organisieren, damit die Menschen durch diese Zufälle miteinander in Berührung geraten und dadurch ihre inneren Eigenschaften, ihre Alltagsabnormitäten enthüllen. Der Teufel verrückt die Dinge und unterschiebt Briefe. Der Teufel schafft die äußeren Motivationen für die Entwicklung der Handlungen der Menschen in ihrer Alltagsumgebung. Zeitweilig lächelt er höhnisch ..."
    Vor allem fügte sich ein solches Werk aber organisch in Bulgakows künstlerische Entwicklung. Von etwa solch einer Satire lebte sein früher Zyklus von Novellen und Erzählungen "Die Teufeliade" (1925). Doch in allen diesen Werken ist das "Teuflische" nur das zerstörende und entlarvende Prinzip, das Gogol-sches Lachen unter Tränen hervorruft. Die Verwendung solch eines Motivs des "Teuflischen" reichte — ebenso wie bei Gogol — zur Satire über Absurditäten des Alltagslebens
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