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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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angereisten Herren ließen sich in den vorderen Reihen, direkt an der Balustrade nieder: Der quirlige Dr. Justinian Moser; der Monsignore Umberto d’Angelis; Jakob Pertolph, der fuchsgesichtige Münzmeister von Hall, dem man neben seinem unbestrittenen Können auch weniger rühmenswerte Eigenheiten nachsagte. Der feiste Vizestatthalter Karl Freiherr von Wolkenstein nebst seiner Gemahlin Johanna, einer Schwester des Herrn Marx Fugger. Daneben der Landrichter von Innsbruck, Augustin Strobele, dessen stets getragene Sorgenmiene fast schon Amtszeichen war. Auf dem übernächsten Stuhl der olivhäutige Messer Zenon Querini aus Venedig, ein Bruder des berühmten Provveditore Marcantonio Querini, der bei dem grandiosen Sieg der Christen bei Lepanto Anno ’71 über die Türken mitgefochten hatte. Neben ihm der puppensteife Don Cristóbal María de Alvarez als Beobachter der Katholischen Majestät von Spanien. Daran anschließend der junge Herr Dreyling – mit vollem Titel: Herr Dr. Johann Dreyling von Wagrain, Hochaltingen, Ebbs, Oberndorf und Stumm, Hofrat des Erzherzogs Ferdinand. Zu seiner rechten Seite setzte sich gerade ein kleiner, leicht bucklig wirkender Herr in giftgrünem Brokatwams mit fuchsroten Haaren und kurzgeschnittenem Bart, schmalen Lippen und gletschergrünen, stechenden Augen nieder: sein Oheim Hans Christoph Löffler, der berühmte Geschützgießer zu Innsbruck, dem der Erzherzog erst vor wenigen Tagen Patent und Schwert eines Barons zu Büchsenhausen überreicht hatte.
    Zu seiner Linken hatte der Jesuitenpater Georg Scherer Platz gefunden. Hinter ihm hatte sich ein höchst ungleiches Paar niedergelassen: Der magere, vom Alter gebückte Mann mit scharfer Nase und ein paar schlohweißen Haarbüscheln an einem mit fleckiger Haut überzogenen Schädel, der auf einem dürren Hals mit vortretendem Adamsapfel balancierte, erinnerte mich entfernt an einen Geier. Seine Kleider, die, obwohl reich und kostbar, wie alte Lappen um seinen ausgemergelten Leib schlotterten, hatten etwas von hängenden Flügeln. Das einzig Lebendige an ihm waren seine Augen, die jede Sekunde eine junge, auffallend hübsche, wenn auch ein wenig blaß aussehende Frau an seiner Seite fast hämisch beobachteten: Katharina, die Tochter Hans Christoph Löfflers und seine, des Herrn Alexander Endorfers, Gattin.

Sonntag,
der 4. Februar, 10.15 Uhr
    Der Schlag der Uhrglocke drang aus dem Giebeldreieck der Kirchenfassade an jedes Ohr und schlug dort Alarm.
    Alle Köpfe waren geradeaus gerichtet auf die Altarzone im Knappenchor und fixierten dort den Annen-Altar, hinter dem der Ausgang der Sakristei liegt.
    Wie aus einer Felsenschlucht kamen die Geschworenen des Berggerichts hintereinander über die Ebene des Chores geschritten. Dreißig Fuß über Stein ging es bis zum endgültigen Standort – zur Geschworenenbank.
    In der pelzverbrämten, kurzen aber weiten und dunkel gehaltenen Schaube mit farblich abgesetzter Hose, Wams und Barett der ehrgeizige Bergmeister Thomas Hasl. Als Aufseher über den Bergbau bekleidet er wohl das schwierigste Amt. Sowohl über die Technik der Grubenarbeit als auch über die Arbeitsmoral der Knappen hat er zu wachen. Der ständige Ärger hatte ihm tiefe Falten ins Gesicht gemeißelt. Seine Berichte an das Berggericht bildeten die Grundlage für einen Punkt der Anklage gegen Adam Dreyling.
    Hinter ihm Abraham Schnitzer und Caspar Tanner, beide Schiener, Vermessungsingenieure am Falkenstein, Ringenwechsel und an der Alten Zeche. Viele Leute haben sich schon gefragt, ob die »Schienis« noch lachen können? Bei allen Neuschürfungen sind sie dabei, um die Richtung anzugeben, legen Grenzen fest, sind durch Genauigkeit bemüht, von vornherein zu vermeiden, zwischen den Ansprüchen der Gewerken - jener Gesellschaften oder Personen, die den Erzbergbau betreiben – aufgerieben zu werden. Bei den dauernden Grenzstreitigkeiten unter Tage, bei sinkendem Bergsegen wahrlich keine leichte Aufgabe.
    Neben dem Paar saßen die »Heiligen Drei Könige«, wie sie von ihren Knappen beim Bier in der R ATZENFALLE , gleich an der Alten Marktstraße, genannt werden: die Herren Schichtmeister Paul Hasselwarter, Hans Peer und Martin Posch, letzterer seit fünfzehn Jahren der Günstling des Bergmeisters Thomas Hasl. Sie überwachen den gesamten Bergwerksbetrieb bei Tag und Nacht im Namen des Landesherrn, Erzherzog Ferdinands II, durch Kontrollgänge und überzeugen sich vom ordnungsgemäßen Betrieb, der Pünktlichkeit der Knappen und der
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