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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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zum Lotustempel hinaufführten. Mit der Rikscha waren er und Marchant bis zum Westrand des Tempelkomplexes gelangt, und sie mussten sich durch Tausende von Schaulustigen drängeln, die sich versammelt hatten, um den neuen Führer der westlichen Welt zu bestaunen.
    Ein bewaffneter indischer Polizist versperrte ihnen den Weg an einem Kontrollpunkt. Er wollte niemanden durchlassen, auch Fielding nicht, der seinen britischen Geheimdienstausweis zeigte. Fielding spürte eine Welle der Erleichterung, als er sich, plötzlich erschöpft von der Hitze, an die heiße Absperrung lehnte. Jetzt hatte Marchant die Sache
in der Hand. Er war der Einzige, der Leila noch aufhalten konnte.
    »Sie gehen allein weiter«, sagte Fielding und schüttelte Marchant die Hand. »Viel Glück.«
    Die förmliche Geste überraschte Marchant, bis er die zusammengerollten Rupienscheine spürte, die Fielding ihm in die feuchte Hand drückte. Er schob sie sich in die Hosentasche und ging nach rechts weiter, immer am Absperrgitter entlang, bis er an einen Durchlass kam, an dem ein anderer Polizist stand, ein jüngerer. Marchant blickte sich um und entdeckte einen Souvenirverkäufer: Holzschlangen in den amerikanischen Farben; Spielzeug-Rikschas, auf deren Windschutzscheiben aus Plastik der Name des Präsidenten gedruckt war. Außerdem verkaufte er Einwegkameras. Marchant ging zu ihm und erstand zu einem völlig überteuerten Preis eine Kamera. Es war nicht der richtige Zeitpunkt zum Feilschen.
    Hinter der Absperrung vermischten sich gut gekleidete Inder in Saris und Sherwanis mit hohen Militärs, auf deren Uniformen Orden prangten. Marchant blickte sich rasch um und überlegte. Der abgesperrte Bereich befand sich auf der Südseite des Hauptwegs, wo er bis an die Stufen zum Tempeleingang reichte.
    »Ich muss unbedingt ein Foto machen«, sagte Marchant zu dem Polizisten und zeigte ihm seine Kamera. In der gleichen Hand hielt er unübersehbar mehrere Fünfhundertrupienscheine. »Bitte.«
    Der Polizist sah rechts und links die Absperrung entlang und dann Marchant an. Die Blutergüsse im Gesicht bereiteten ihm Sorgen, aber nicht genug. Mit der Gewandtheit eines Taschendiebs nahm er Marchant das
Geld aus der Hand, durchsuchte Marchant gründlich und ließ ihn durch. Zwischen Marchant und den Stufen befanden sich jetzt nur noch zwanzig Meter. Er konnte Leila in einer Gruppe nervöser Agenten vom Sicherheitsdienst erkennen. Sie redete mit dem Präsidenten, der mitten in der Gruppe gerade so zu erkennen war.
    Der Präsident schien ihr aufmerksam zuzuhören und neigte den Kopf zu ihr nach rechts. Für einen Moment war Marchant stolz auf sie. Eine Gruppe Bahai-Würdenträger wartete geduldig, dass die Gesellschaft die Treppe erreichen würde. Als sie näher herantraten, zogen sich die Leibwächter und auch Leila für einen Augenblick zurück, was den Fernsehkameras und Fotografen ein Bild erlaubte, auf dem der Präsident und die Bahai scheinbar allein vor dem beeindruckenden Hintergrund des Lotustempels standen. Marchant blickte auf die Uhr. 17:35.
    Er musste näher zu Leila heran, aber das war unmöglich. Überall standen Sicherheitsbeamte mit dem Rücken zum Präsidenten und schrien die Menschen an, sie sollten nicht so stark gegen die Absperrungen drücken, die sie vom Gefolge des Präsidenten trennten. Die VIPs jubelten aufgeregt, weil der Präsident vor ihnen stehen geblieben war. Marchant drängte sich durch die Menge und verärgerte dabei etliche der anderen Zuschauer.
    Zunächst überlegte er, Leila zu rufen, aber in dem Lärm würde sie ihn nicht hören. Was immer auch passieren würde, er wusste, ihr Leben war in Gefahr, ob die Bedrohung für den Präsidenten nun von ihr ausging oder von jemand anderem. Marchant ließ den Blick über die Menge hinwegschweifen und suchte nach etwas, irgendetwas, was ihm ein paar Sekunden Aufschub verschaffen würde.

    Leila war nun wieder neben den Präsidenten getreten. Was tat sie? Was hatte sie getan? Im gleichen Augenblick drehte sie sich nach Norden und starrte über den Park und das angrenzende Brachland hinweg. Marchant folgte ihrem Blick zu einer Wohnsiedlung in mittlerer Entfernung und erstarrte.
    »Leila!«, schrie er.
     
    Die Atmosphäre am großen Tisch im Besprechungsraum des Weißen Hauses war angespannt, und die niedrige Decke erhöhte den Druck noch. Dhar war bislang nicht gefasst worden, und Straker wusste, sein Posten stand auf dem Spiel. Der Direktor des Secret Service, der rechts neben ihm saß,
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