Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mantel - Roman

Der Mantel - Roman

Titel: Der Mantel - Roman
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
Vom Netzwerk:
Albrecht schlecht gepflegte deutsche Umfeld einschließlich seiner eigenen Familie bereits abgelehnt haben musste, ehe er ausgerechnet auf ihn gekommen war.
    Albrecht blieb seelenruhig, wohl eine neu gewonnene Eigenschaft aus seiner indischen Phase: »Du bist zuverlässig. Du kannst es. Und karmisch gehört ihr zusammen, ist mir klar geworden …«
    Bodenlos. Ulrich versuchte es mit Empörung: »Mal ehrlich, so einen Blödsinn habe ich noch nie gehört.« Er war etwas laut geworden vor Panik. Die beiden Alten am Nachbartisch drehten neugierig die Köpfe. Schmidt fuhr mit gepresster Stimme fort: »Da waren deine Visionen der rechtlichen Neuordnung im Kommunismus noch genießbarer als dieser Schmarrn von meinem Karma mit einem Hund, der dir lästig geworden ist!«
    Albrecht blieb souverän. Das war wirklich neu an ihm. »Ich kann Shiva nicht mit zurück nach Indien nehmen. Too much. Der Papierkram. Und von karmischen Zusammenhängen verstehst du nichts, aber vielleicht mehr von jungen Hunden.«
    Da war sie wieder, dachte Schmidt, seine ungeheuere Arroganz. Jetzt zumachen, beschloss er mit einem raschen Blick auf das eingerollte beige Häufchen auf dem Boden: »Ali, es langt. Das erinnert mich verdächtig an früher. Du, war super, dich wiedergesehen zu haben. Und mit dem Hund wünsche ich dir eine gute Zukunft. Wie immer du dich entscheidest.«
    Er winkte dem Kellner zum Zeichen seiner Entschlossenheit, an dieser Stelle abzubrechen. Bis heute wusste er nicht recht, warum er kaum eine Stunde später mit dem kleinen Hund auf dem Arm auf der Straße stand. Albrecht hatte sie beide zum Abschied umarmt, ihn mit Hund. Das passte ihm gar nicht nach der vollkommenen Niederlage. Aber er sollte auch nie wieder von ihm hören. Albrecht Berker war nach Indien zurückgegangen, nachdem er den Gott des Werdens und Vergehens in Schmidts Armen zurückgelassen hatte.
    Schon bald darauf erkannte Schmidt, dass der Halberleuchtete einen ziemlich weltlichen Trick benutzt hatte, um das kleine Ungetüm für die entscheidende Übergabebegegnung ruhigzustellen: Baldrian oder Valium, was immer es war, die Wirkung jedenfalls hatte nach wenigen Momenten nachgelassen.
    ***
    Ein leichtes Frösteln, das dem frühlingswarmen Dauerregen geschuldet ist, reißt ihn aus seinen Gedanken. Er prüft den nassen Boden zwischen dem Baumstamm und der nahen Böschung zum Hochufer auf starke Wurzeln. Wo er mit seinen Probestichen mit dem Spaten am wenigsten Widerstand findet, will er beginnen. Die Fläche soll knapp einen Meter lang und halb so breit sein. So würde Shiva ausgestreckt liegen können. Er hat ihm die Tierkörperbeseitigungsanstalt erspart. So heißt das, hat er gelernt. Schmidt musste das dicke blaue Kompendium bayerischer Gesetze nicht bemühen, um herauszufinden, welches Gesetz den Vorgang regelt. Sicher verstößt er gegen gleich mehrere Vorschriften des Ziegler/Treml . Aber es kümmert ihn nicht. Shiva soll in seiner Wahlheimat unter einem seiner Lieblingsbäume, den er so oft markiert hatte, bestattet werden. Das stand für Schmidt schon vor dem sich seit längerem ankündigenden Tod des Hundes fest. Er hatte diese Operation gut vorbereitet, den alten Seesack seiner Militärzeit von den Requisiten jener Phase, Uniform und Helm, entleert, einen Spaten gekauft. Wie tief das Loch werden sollte? Er konnte dem Verkäufer schlecht sagen, so tief halt, dass mein Hund von keinem anderen mehr ausgebuddelt werden kann.
    Warum er aber den Hut und Mantel seines Vaters zu diesem Anlass angezogen hat, weiß er selbst nicht. Er will auch nicht darüber nachdenken.
    Er muss endlich anfangen. Mit genügend Abstand zum Stamm sticht er eine Fläche des schwach mit Unkraut und Gras bewachsenen Bodens unter dem Blätterdach aus. So hofft er, den Wurzeln aus dem Weg zu gehen. Nachdem er die Umrisse einen halben Finger tief ausgestochen hat, hebt er behutsam die oberste Schicht mit Spatenstichen in spitzem Winkel ab. Er will am Ende die zusammenhängenden Lappen der Grasnarbe wieder auflegen und festtreten, um Spuren so gut wie möglich zu verwischen. Es gelingt ihm nur eingeschränkt. Einige Stücke kann er in tellergroßen Placken ablösen, an anderen Stellen fällt die Erde schlicht auseinander.
    Er streckt sich noch einmal, schiebt den Filzhut etwas in den Nacken und beginnt. Der erste Versuch, das Spatenblatt mit einem Druck des rechten Fußes in die Erde zu treiben, missglückt kläglich. Der nasse Gummistiefel rutscht seitlich ab, Schmidt fällt seinem plump
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher