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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit
Autoren: Charles L Harness
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…“ – Keiris hörte nicht zu bohren auf – „… worin bestand diese Politik ganz genau?“
    „Er wollte, daß die Produktion zur Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards auf der Welt und zur Befreiung der Sklaven diene, während ich, der Kanzler des Kaiserreichs Amerika, darauf bestand, diesen Stoff zur Verteidigung des Reiches zu verwenden. Ich befahl ihm, zur Erde zurückzukehren und mir im Kanzleramt Bericht zu erstatten. Wir waren in meinen inneren Amtsräumen allein.“
    „Kim war natürlich unbewaffnet?“
    „Natürlich. Und als ich ihm erklärte, er sei ein Staatsfeind, und es sei meine Pflicht, ihn zu erschießen, lachte er.“
    „Und darum hast du ihn erschossen.“
    „Mitten durch das Herz. Er fiel hin. Ich verließ den Raum, um Anweisung zur Entfernung seines Leichnams zu geben. Als ich mit den Haussklaven zurückkam, war er – oder sein Leichnam – verschwunden. Hatte ihn ein Komplize fortgetragen? Hatte ich ihn wirklich getötet? Wer weiß? Jedenfalls begannen am nächsten Tag die Diebstähle.“
    „Er war der erste Dieb?“
    „Wir wissen es natürlich nicht wirklich. Wir wissen nur, daß alle Diebe für die Kugeln der Polizei unverwundbar zu sein schienen. Trug Muir die gleiche Art von Schutzschirm, als ich auf ihn schoß? Ich glaube nicht, daß ich das je wissen werde.“
    „Woraus besteht denn dieser Schirm? Kim hat mit mir nie darüber geredet.“
    „Das wissen wir ebenfalls nicht. Die paar Diebe, die uns lebend in die Hand gefallen sind, wissen es auch nicht. Unter Sheys Überredungskünsten verrieten sie, es handele sich um ein auf hohe Geschwindigkeit ansprechendes Feld, das elektrisch auf ihren individuellen Gehirnmustern beruhe und durch die Gehirnwellen aufrechterhalten werde. Seine wahre Wirkung besteht in der Verteilung der Kugelwirkung über ein größeres Gebiet. Es verwandelt den Impuls der Kugel in den identischen Impuls eines Kissens.“
    „Die Polizei hat aber doch durch Schutzschirme geschützte Diebe getötet, nicht wahr?“
    „Stimmt. Wir haben semiportable Kadesgeschütze, die Hitzestrahlen von kurzer Reichweite abfeuern. Und dann natürlich gewöhnliche Artillerie mit Atomsprenggranaten; der Schutzschirm bleibt unbeschädigt, aber der Dieb stirbt ziemlich schnell an seinen inneren Verletzungen. Du kennst aber auch das wichtigste Gegenmittel sehr gut.“
    „Das Schwert.“
    „Stimmt. Da der Schirmwiderstand zur Geschwindigkeit des Geschosses proportional ist, bietet er keinen Schutz gegen sich verhältnismäßig langsam bewegende Gegenstände wie den Stoßdegen, das Wurfmesser oder selbst eine Keule. Und da wir gerade von Degen reden, fällt mir ein, daß ich mit dem Polizeiminister sprechen muß, bevor ich Shey treffe. Du kommst mit, und wir sehen uns ein paar Minuten lang Thurmond beim Degentraining an.“
    „Ich wußte gar nicht, daß dein vielgerühmter Polizeiminister Training braucht. Führt er nicht die beste Klinge im ganzen Reich?“
    „Die allerbeste. Und durch Training bleibt er auch der Beste.“
    „Nur eine Frage noch, Bern. Man sollte doch annehmen, daß du als ehemaliger Sklave eher für die Abschaffung der Sklaverei als für ihre Ausweitung bist.“
    Er erwiderte höhnisch: „Diejenigen, die sich mit aller Kraft gegen die Versklavung wehren, können ihren Erfolg am besten genießen, indem sie andere versklaven. Lies doch in der Geschichte nach.“

 
3
Das Gehirn
     
    Ein unterwürfiger Haussklave in der rotgrauen Livree des Polizeiministers führte sie einen gewölbten, bogenförmigen Korridor zu den Fechtsälen hinunter. An der Schwelle zur Kammer verbeugte sich der Sklave wieder tief und ließ sie allein. Haze-Gaunt zeigte auf die Sessel, und sie setzten sich unauffällig.
    Thurmond bemerkte ihre Ankunft von der Mitte des Turnsaales aus, nickte ihnen kurz zu und setzte ohne Unterbrechung die ruhige Unterhaltung mit dem Fechtpartner fort.
    Keiris ließ die Augen in widerwilliger Bewunderung über das aus Stahl gemeißelte Gesicht und die wunderbaren Muskeln am Körper des Polizeiministers schweifen, der lediglich mit einer Seidenjacke und wehenden Beinkleidern bekleidet war. Eine unbändig metallische Stimme drang an ihr Ohr.
    „Verstehst du die Regeln?“
    Der Gegner erwiderte mit belegter Stimme: „Ja, Eure Exzellenz!“ Sein Gesicht war schweißbedeckt, die Augen glasig.
    „Vergiß also nicht, daß du, wenn du nach sechzig Sekunden noch am Leben bist, frei gehst. Ich habe nahezu vierzigtausend Unitas für dich bezahlt und
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