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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit
Autoren: Charles L Harness
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ebenfalls verändern würde.
    Sie fragte sich, was Muir-Alar tun könnte, um die Operation Finis zu vermeiden. Vielleicht würde er in die Zeit zurückgehen und verhindern, daß Haze-Gaunt geboren wurde. Aber dann mochte ein anderer Diktator, möglicherweise einer, der noch unbarmherziger war, heranwachsen und die Zivilisation zerstören. Natürlich konnte der Gottmensch Muir daran hindern, Muirium zu entdecken oder sogar die klassischen Kernphysiker Hahn, Meisner, Fermi und Oppenheimer von der Erforschung der Kernspaltung abbringen.
    Aber sie vermutete, daß diese Entdeckungen dann zu passender Zeit von anderen gemacht würden. Wahrscheinlich konnte das Michelson-Morley-Experiment, welches die Masse-Kontraktion im Zusammenhang mit Bewegung bewies und Einstein zu seiner Theorie der Äquivalenz von Masse und Energie veranlaßte, so verfälscht werden, daß Michelson tatsächlich seine ursprünglichen Vorstellungen über die Interferenz bestätigt bekäme. Aber dann gab es immer noch Rutherfords Arbeit über die verdächtig schweren Elektronen und unendlich viele damit verbundene Forschungen … Und so wie es nun einmal um die menschliche Natur bestellt war, würde es sich erneut nur um eine Frage der Zeit handeln.
    Nein, die Hauptschwierigkeit würde das Bewußtsein des Menschen sein. Er war das einzige Säugetier mit dem teuflischen Trieb, seine eigene Art auszurotten.
    Sie war froh, daß es nicht ihre Aufgabe war, die Menschheit zu vermenschlichen oder eine Gottmutter für Toynbee zweiundzwanzig zu sein.
    Sie sah hinab auf das pelzige Bündel in ihrem Schoß und fragte sich, ob Muir jemals dessen Identität geahnt hatte. Vielleicht hatte sie allein die Wahrheit herausgefunden.
    Zwei Wesen würden das Schiff verlassen, wenn die Reise beendet war. Kennicot Muir würde sich dann in Alar verwandelt haben. Das andere Wesen würde Haze-Gaunt sein – ein veränderter Haze-Gaunt …
    Die dunkle Halle drehte sich langsam immer wieder um sie herum. Sie konnte nicht länger ihre Lippen bewegen, aber noch konnte sie ihre Augen so drehen, daß sie auf den winzigen Körper des Tarsioiden gerichtet waren. Unter großer Anstrengung zwang sie ihren letzten klaren Gedanken in eine Form: Armer Haze-Gaunt. Armes kleines Tier Haze-Gaunt. Sich vorzustellen, daß du immer darauf aus warst, mir den letzten Rest Leben zu nehmen.
    Einen Augenblick später wurde die Halle zu Staub zerblasen.
    Der Anführer, grau, haarig, unruhig, hielt inne und sog schnuppernd die Luft ein, die das Tal heraufstrich. Ein paar hundert Meter weiter unten im Luftstrom roch der alte Neandertaler Rentierblut, aber auch einen anderen, unbekannten Geruch, dem stinkenden Gemisch von Ruß, Schweiß und Kot ähnlich und doch nicht ähnlich, der für seinen eigenen Haufen charakteristisch war.
    Er wandte sich dem winzigen Haufen zu und schüttelte seinen mit einer Feuersteinspitze versehenen Speer, um anzuzeigen, daß er die Spur gefunden hatte. Die anderen Männer hielten die Speere, zum Zeichen dessen, daß sie verstanden hatten und schweigend folgen würden, in die Höhe. Die Frauen verloren sich im spärlichen Gebüsch der Talhänge.
    Die Männer folgten dem Rentierpfad durch die Rinne hinab und erspähten innerhalb weniger Minuten im Dickicht einen alten männlichen Eoanthropus, drei Frauen unterschiedlichen Alters und zwei Kinder, die, sämtlich zusammengekrümmt schlafend, unter einem Windschutz aus Zweigen, der über das Ufer des Rinnsals herabhing, lagen. Stockendes Blut troff noch immer aus einem halbverzehrten Rentierkadaver, der unter dem Kopf des alten Mannes lag.
    Irgendein sechster Sinn warnte den Eoanthropos vor der Gefahr. Der alte Mann schüttelte seinen fünfhundert Pfund schweren Körper und duckte sich, über dem Rentier knurrend, in Hockstellung. Dabei suchte er aus kurzsichtigen Augen nach den Störenfrieden. Die Frauen und Kinder drängten sich halb angstvoll und halb neugierig hinter ihm.
    „Alle Menschen sind Brüder!“ rief der betagte Neandertaler. „Wir kommen in Frieden, und wir sind hungrig.“
    Er legte seinen Speer zu Boden und reckte beide Hände empor, die Handflächen dabei nach außen gedrückt.
    Der Eoanthropus ballte nervös seine Fäuste und beäugte unsicher die ungebetenen Gäste. Er knurrte seiner kleinen Familie ein Kommando zu, die sich daraufhin schattengleich den Hügel hinauf davonmachte. Nachdem er einen letzten Fluch ausgestoßen hatte, flüchtete der alte Mann selbst den Hügel hinauf.
    Die Jäger beobachteten die
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