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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit
Autoren: Charles L Harness
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gezwungen wurde, etwas über sich selbst und den Rückwärtsflug der T-zweiundzwanzig zu erfahren, dann zur Sonnenstation, Shey und Thurmond ihm dicht auf den Fersen. Er mußte daraus als Sieger hervorgehen – und in vollem Wissen um seine Überlegenheit und seine Mission. Die Alternative war nur der Tod. Ich ließ ihm keine Wahl.“
    Haze-Gaunt erhob sich und ging auf den Steinfliesen auf und ab. Sein Schoßtier lief vor Furcht schnatternd von einer Schulter zur anderen. Schließlich blieb er stehen und sagte: „Ich glaube Ihnen. Kein Wunder also, daß es uns nicht gelang, Alar zu töten. Andererseits müssen auch Sie die Niederlage eingestehen, denn Ihr Protege scheint sowohl Sie wie Ihre Sache im Stich gelassen zu haben.“
    „Sie haben mich nicht verstanden“, sagte das Gehirn kurz und bündig. „Alar ist tot.“
    Im Raum herrschte ein schockiertes Schweigen, das rasch von zwei gleichzeitigen Geräuschen gebrochen wurde. Kanzler Haze-Gaunt stieß „Gut!“ hervor, während Frau Haze-Gaunt „Nein!“ schrie.
    Keiris sank langsam gegen die Sessellehne gelehnt zusammen. Ihre Haut war so bleich geworden, daß sich zwei entsetzliche schwarze Kreise unter den Augen abzeichneten. Das Gehirn hatte Alars Schicksal vorausgesagt, doch hatte sie sich nie damit abgefunden, daß es wirklich so kommen würde. In ihrem Geist gab es nicht den geringsten Zweifel daran, daß das Gehirn nicht irren konnte. Nein, es war wahr. Und wenn sie auch die schreckliche Erkenntnis niederdrückte, so konnte sie dennoch die nackte, unwiderlegliche Tatsache, daß er tot war, nicht fassen. Alar konnte nicht für immer aus ihrem Leben dahingegangen sein. Nein, er konnte nicht vergangen sein, würde nie fort sein. Das mußte wahr sein. Was war es, was das Gehirn gesagt hatte? „Alar ist gottgleich geworden.“ Dann gab es also keinen Widerspruch. Alar war tot und lebte. Noch beim Verlust des Lebens hatte er triumphiert.
    Keiris verstand es nicht völlig, aber die Farbe kroch langsam in ihr Gesicht zurück.
    Haze-Gaunt hatte Keiris’ Aufschrei keine Beachtung geschenkt. Er ließ sich zu einem breiten Grinsen hinreißen und schlug sich mit der geballten Faust auf die offene Handfläche. Dann wurde er innerhalb von Minuten ernüchtert und fauchte das Gehirn an, das völlig ungerührt dasaß und ihn beobachtete.
    „Dann hat Sie Ihr Protege“, sagte er, und eine Spitze von Verärgerung kroch in seine Stimme, „nicht im Stich gelassen. Er ist lediglich gestorben. Kaum eine Lage, die Sie mit Erfolgszuversicht erfüllen sollte.“
    Irgendwo hinter ihm ging eine Aufzugstür auf und zu – und dann war das Geräusch laufender und stolpernder Füße zu vernehmen.
    Es war Eldridge, der Kriegsminister. Seine Uniform war in Unordnung, und am Hals und unter den Achseln war sie dunkler gefärbt. Blutunterlaufene Augen blickten aus einem aschfahlen Gesicht.
    Haze-Gaunt fing den zusammenbrechenden Mann auf. „Reden Sie, verdammt noch mal!“ rief er, hielt das zitternde Wesen unter den Armen gefaßt und schüttelte es.
    Aber Eldridge rollte bloß irre mit den Augen, und der Unterkiefer sank noch etwas weiter herab. Haze-Gaunt ließ den Mann zu Boden fallen. Der Kriegsminister stöhnte leise, als ihn Haze-Gaunt in den Magen trat.
    „Er wollte Ihnen mitteilen“, bemerkte das Gehirn, „daß das Küstenradar ungeheure Schwärme westwärts fliegender Raketen ausgemacht hat. Innerhalb von fünf Minuten wird dieses ganze Gebiet bis zu einer Tiefe von mehreren Meilen völlig zerstört werden.“
    In dem langen darauffolgenden Schweigen zuckte kein Muskel im Gesicht des Kanzlers. Selbst der Tarsioid auf seiner Schulter schien wie gelähmt.
    Sie sahen wie Zwillinge aus, dachte Keiris.



 
21
Der ewige Kreis
     
    Schließlich sagte Haze-Gaunt ziemlich nachdenklich: „Es gehört zum Berufsrisiko eines jeden Aggressors, daß das Opfer die Geduld verliert und den ersten Schlag führt. Aber dieses Ergreifen der Initiative ist bedeutungslos und sogar unklug, denn in diesem Fall haben unsere Abschußbasen Befehl, zu totalen Vernichtungsplänen statt der ursprünglich geplanten Drittelvernichtung überzugehen.“
    „Darf ich darauf hinweisen“, erklang die trockene und ernste Stimme von Juana-Maria, die gerade hereingerollt kam, „daß Shimatsu den Umfang Ihrer Vergeltungsmaßnahmen vorausgesehen hat? Daß sein eigener Vernichtungsplan für das Kaiserreich ebenso uneingeschränkt ist?“
    Keiris’ Gesicht verfärbte sich langsam weiß, als ein schreckliches,
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