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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit
Autoren: Charles L Harness
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fünf Jahre früher landet, als er aufgebrochen ist. Er taucht als Alar auf und ist fortan nicht mehr als Herr X zu erkennen.“
    Haze-Gaunt blickte mit grimmigem Mund auf das Gehirn. „Verstehe ich Sie richtig, daß Sie mir einreden wollen, jemand breche heute nacht in der T-zweiundzwanzig auf, fliege in der Zeit zurück, stürze vor fünf Jahren in den Ohio und schwimme als Alar ans Ufer?“
    Das Gehirn nickte.
    „Phantastisch – doch hat es die Elemente des Möglichen an sich“, überlegte sich der Kanzler. „Wenn wir vorläufig annehmen, daß ich Ihnen glaube – wer ist dann die Person, die die T-zweiundzwanzig betritt und zu Alar wird?“
    „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte das Gehirn kühl. „Unzweifelhaft handelt es sich um jemanden aus der Hauptstadt, denn die T-zweiundzwanzig fliegt in zehn Minuten. Es könnten … Sie … sein.“
    Haze-Gaunt warf ihm einen harten, berechnenden Blick zu.
    Keiris fühlte sich beschwingt und schwindlig. Haze-Gaunt mochte zu Alar werden? Erklärte das ihr Scheinerkennen des Diebes? Instinktiv verwarf sie diesen Einfall.
    Jedoch …
    „Diese Hypothese wird wirklich hochinteressant, wenn wir Ihr bisheriges Verhältnis zu Alar betrachten“, sagte Haze-Gaunt. „Erst vor ein paar Wochen haben Sie uns selbst mit übertriebener Bescheidenheit gewarnt, daß Alar der für die kaiserliche Regierung gefährlichste Mensch sei. Nachdem er mehrmals entwischt war, teilten Sie uns auf der Stelle mit, wo wir ihn finden könnten, und es gelang uns mehrmals beinahe, ihn mit Hilfe der von Ihnen gelieferten Informationen zu töten.
    Die Schlußfolgerung ist vielleicht nicht unangebracht, daß Sie Alar als bitteren persönlichen Feind betrachten, eine Kategorie, die leicht auch mich einschließen könnte – als Alar natürlich. Doch steht dem eine sehr ernste Schwierigkeit entgegen. Ich habe nicht die leiseste Absicht, die T-zweiundzwanzig zu betreten. Daher bin ich nicht Ihr Herr X, und es gibt keine Erklärung, aus welchem Motiv Sie Alar verfolgen sollten. Ich muß Sie auffordern, deutlicher zu werden.“ Er hob neuerlich die Nadelpistole.
    „Eine alte Methode, um Kindern das Schwimmen beizubringen, bestand darin, sie ins Wasser zu werfen“, erklärte das Gehirn.
    Haze-Gaunt blickte scharf auf ihn herab. „Sie wollen sagen, daß es Ihre Absicht war, Alar dazu zu bringen, seine bemerkenswerten Fähigkeiten – welcher Art auch immer sie sein mögen – zu entwickeln, indem es sich für ihn als notwendig erwies, sie zu entdecken, wenn er nicht umkommen wollte. Das ist eine bemerkenswerte Erziehungsmethode. Aber wie kamen Sie überhaupt auf den Gedanken, daß er solche Möglichkeiten besäße?“
    „Lange Zeit waren wir uns nicht sicher. Alar schien ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein, bis auf eines – den Herzschlag. Dr. Haven berichtete, daß Alars Herzschlag in Zeiten der Gefahr auf die medizinisch unerhörte Frequenz von 150 Schlägen und mehr pro Minute anwuchs. Ich kam daher zu dem Schluß, daß, wenn Alar ein Homo superior sei, seine Überlegenheit latenter Art sei. Er glich einem Kind, das von einem Rudel wilder Tiere aufgezogen wurde.
    Wenn man ihn nicht dazu zwang, seine überlegene Abkunft zu erkennen, wäre er dazu verurteilt, das ganze Leben auf den metaphorischen vieren herumzulaufen – mit uns anderen Tieren zusammen. Wenn ich ihn jedoch dazu zwang, sich auf die Füße zu stellen, mochte er uns den Weg aus dem Untergang zeigen, der eben jetzt über uns hereinbricht.
    Als Sie also vor etwa sechs Wochen darangingen, den Zeitpunkt der Operation Finis festzulegen, mußte ich, möglicherweise verfrüht, handeln. Mittels einer ungewöhnlich gewaltsamen Verfolgung zwang ich Alar, eine außergewöhnliche Lichtgabe zu entwickeln, mittels der er ähnlich einem Diaprojektor ein Bild projizieren konnte.
    Später wurde er durch die Reizwirkung von ekstatischen Schmerzen, wie sie ihm von Shey mit Begeisterung zugefügt wurden, mit der Zeitachse seines vierdimensionalen Körpers vertraut. Unglücklicherweise war er ohne diese Reizwirkung nicht imstande, in der Zeit zu reisen, und ich kann nicht behaupten, daß ich ihm Vorwürfe machte, daß er sich derartigen Erlebnissen nicht willig aussetzte. Nichtsdestoweniger war es eine Errungenschaft, die er meistern mußte, wie wir das Reden erlernen – durch Übung. Ich bin überzeugt davon, daß er diese Fähigkeit schließlich im Solarion Neun beim Sterben selbst anwandte.
    Ich führte dann Alar zunächst auf den Mond, wo er
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