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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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winkt ab. „Ich weiß... Sie sagen mir da nicht viel Neues. Ich muß trotzdem fragen. Also — was wollte
    er?“
    „Er brachte etwas“, gibt Torsten widerstrebend zu.
    „Auch das weiß ich. Ferner, daß er den Gegenstand vorher von der Gepäckaufbewahrung im Hauptbahnhof abholte.“
    Torsten verzieht hochnäsig das Gesicht, während seine Hand in Richtung des Schlafzimmers weist: „Wo er es hergeholt hat, weiß ich nicht. Das Paket liegt noch drüben im Schlafzimmer... wollen Sie es sehen?“
    „Ich bitte darum...“
    Torsten schaltet im Vorbeigehen die Oberbeleuchtung ein und wendet sich dem Schlafzimmer zu. Patò folgt ihm langsam.
    Das Paket liegt auf einem Hocker neben dem Bett. Torsten nimmt es hoch und trägt es ins andere Zimmer zurück. Wieder folgt ihm der Detektiv.
    „Bitte, bedienen Sie sich... Ich werde allerdings Herrn Erikson davon Mitteilung machen müssen.“
    Patò nickt bestätigend. „Das dürfen Sie... Vergessen Sie auch nicht zu erwähnen, welch sparsamer Mensch Sie selbst sind... Ich meine welch stromsparender...“ setzt Patò rasch hinzu, als er Torstens verständnislosen Blick sieht. Torsten kann es nicht verhindern, daß ihm langsam die Röte ins Gesicht kriecht.
    Henry Patò fühlt das Paket an... Leise knistert das Packpapier unter seinen Händen... Behutsam beginnt er die Klebestreifen rechts und links zu lösen....
    Vorsichtig schlägt er das bunte Papier auseinander... Sekundenlang starrt er auf den Inhalt... Auf Torstens Gesicht malt sich hämische Schadenfreude...
    „Schonbezüge“, erklärt er mit beißendem Spott.
    „Scheint so...“ erwidert Patò gefaßt. Nichts deutet mehr auf seine Enttäuschung hin.
    „Herr Erikson hat sie mir schon lange versprochen... Vor Tagen hatte ich ihn darum gebeten... Es ist so umständlich, sämtliche Polstermöbel sauberzuhalten... wissen Sie...“
    „Verstehe...“Patò wendet sich ab... Doch während dieses Abwendens stutzt er einen Atemzug lang. Und für den Bruchteil einer Sekunde bleiben seine Augen an einem Gegenstand hängen...
    „Sagen Sie, Herr Torsten, sind Sie eigentlich sehr musikalisch?“
    „Musikalisch?“ Das Gesicht des Gefragten gleicht einem einzigen Fragezeichen.
    „Ja, musikalisch...“
    Torsten zuckt mit den Schultern. Man sieht, wie er sich innerlich bemüht, hinter den Sinn dieser merkwürdigen und in keinem Zusammenhang stehenden Frage zu kommen.
    Da ihm dies jedoch nicht gelingt, versucht er es mit einem abgeschmackten Witz: „Plattenspieler und Radio kann ich spielen...“
    Patò geht nicht darauf ein. „Kein Instrument?“
    „Ein bißchen Mundharmonika kann ich schon... ich kann zur Not auch einen Walzer pfeifen... und wenn es sein muß, kann ich auch Beethoven von Mozart unterscheiden...“
    Patò zeigt auf die Wand zur Rechten, an der eine Violine aufgehängt ist.
    „Gehört Ihnen diese Geige?“
    „Nein. Sie gehörte Herrn Holpert..
    Während Patò darauf zugeht, fragt er: „Darf ich sie mir mal ansehen?“
    „Bitte!“
    Bedachtsam hebt er das Instrument herunter. Sorgfältig betrachtet er es von allen Seiten. Besondere Aufmerksamkeit schenkt er der aus gewöhnlichem Hanfstrick gefertigten Schlinge, an der die Violine auf gehängt ist.
    Als Patò das Instrument zurückhängt, huscht ein feines Lächeln über seine Lippen...
    „Das wär’s wohl, Herr Torsten... es war sehr nett von Ihnen . .
    Torsten scheint über den plötzlich so liebenswürdigen Tonfall sehr erfreut zu sein, und freundlich erkundigt er sich: „Suchen Sie immer noch nach dem gelben Krokodil?“
    „Ja, ich suche noch immer... aber nicht mehr lange.“ Und sich zu Torsten hinbeugend, flüstert er diesem geheimnisvoll zu: „Der Fall steht sozusagen kurz vor dem Abschluß!“
    „A... A... Abschluß“, stottert Torsten entgeistert und greift sich an den Hals...
    „Wenn Sie mich bitte jetzt hinausbegleiten würden...“

Henry Patò bittet zum Stelldichein

    Der Detektiv übersieht geflissentlich das Schild, auf dem vermerkt ist, daß Doktor Björnson — Rechtsanwalt und Notar — erst ab zehn Uhr zu sprechen ist.
    Sich laut und vernehmlich räuspernd, betritt er das Wartezimmer. Nichts scheint sich seit seinem letzten Besuch verändert zu haben. Stramm ausgerichtet stehen die Korbmöbel um den großen runden Tisch, und auch die Zeitschriften liegen so da, als habe sie in der Zwischenzeit niemand in den Händen gehalten. Vorsichtig läßt sich Patò auf einen der Korbsessel nieder, um im selben Augenblick ingrimmig zu
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