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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt
Autoren: Ian Fleming
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Geheimnisse: »Aber nur eine Minute«, ging hinaus und schloß die Tür.
    Leiter trat ans Bettende. Er hatte sein spöttischstes Lächeln aufgesetzt.
    »Ja, da soll mich doch der Teufel holen, James. Das war doch die am nettesten verpackte Sache, bei der ich je gelogen habe, daß mir der Kopf wackelt. Alles klar wie die Sonne, und sogar ein Stück Salat haben wir noch gekriegt.«
    Das Sprechen beginnt bei den Magenmuskeln. Bonds Wunden begannen zu schmerzen.
    Er lächelte, um es nicht zu zeigen. Leiter sollte diesen Nachmittag abreisen. Bond wollte sich nicht von ihm verabschieden. Er schätzte seine Freunde hoch, und Felix Leiter war ein bedeutendes Stück seiner Vergangenheit.
    Er sagte: »Scaramanga war schon ein Kerl. Man hätte ihn lebendig erwischen sollen. Solche Kerle gibt’s nicht häufig.«
    Leiter war nicht einverstanden.
    »So redet ihr Limeys auch über Rommel und Dönitz und Guderian. Nicht zu sprechen von Napoleon. Wenn ihr sie einmal geschlagen habt, macht ihr Helden aus ihnen. Meiner Meinung nach hat das keinen Sinn. Bei mir bleibt ein Feind ein Feind. Willst du Scaramanga wiederhaben? Jetzt, in diesem Zimmer, den berühmten goldenen Revolver auf dich gerichtet - den langen oder den kurzen? Hier, wo ich jetzt stehe? Eins zu tausend, daß du’s nicht willst. Sei kein Tor, James. Du hast gute Arbeit geleistet. Schädlingsbekämpfung. Jemand muß es tun. Machst du dich wieder daran, wenn du den Orangensaft los bist?« Felix Leiter war sehr spöttisch. »Selbstverständlich wirst du’s tun, Vogelhirn. Dazu bist du ja auf die Welt gekommen. Wie ich gesagt habe, Schädlingsbekämpfung. Die Schädlinge werden immer da sein. Gott hat die Hunde erschaffen. Aber auch die Flöhe auf ihnen. Zerbrich dir nicht dein Vogelhirn darüber, ja?«
    Leiter hatte den Schweiß auf Bonds Stirn gesehen. Er hinkte zur Tür und öffnete sie. Er hob nur kurz die Hand. Die beiden Männer hatten einander im Leben nie die Hand geschüttelt.
    Leiter sah in den Gang hinaus: »Okay, Miss Goodnight. Sagen Sie der Oberschwester, sie kann ihn von der Gefahrenliste streichen. Und richten Sie ihm aus, er soll sich ein, zwei Wochen von mir fernhalten. Jedesmal, wenn ich ihn sehe, nimmt mich das mit.« Nochmals hob er seine linke Hand in Bonds Richtung und hinkte hinaus.
    Bond schrie: »Warte, du Schweinehund«, aber bis Leiter wieder ins Zimmer zurückgehumpelt kam, war Bonds ganze Energie zum Fluchen dahin, und er war wieder bewußtlos.
    Mary Goodnight warf den reuevollen Leiter hinaus und lief den Gang hinunter zur Stationsschwester.
    17
    Eine Woche später saß James Bond aufrecht in einem Stuhl, ein Handtuch um die Hüften, las Allen Dulles’ Buch über den Geheimdienst und verfluchte sein Schicksal. Das Hospital hatte bei ihm Wunder vollbracht, die Schwestern waren reizend, besonders die eine, die er »Die Meerjungfrau« genannt hatte, aber er wollte auf und davon.
    Er sah auf seine Uhr. Vier Uhr. Besuchszeit. Mary Goodnight würde bald da sein, und er würde seinen Groll an ihr auslassen können. Vielleicht war er ungerecht, aber er hatte schon jeden in seiner Nähe im Hospital angeschrien, und wenn sie in die Feuerlinie geriet - ihr Pech.
    Mary Goodnight kam herein. Trotz der Hitze in Jamaika sah sie frisch aus wie eine Rose. Zum Teufel mit ihr! Sie trug so etwas wie eine Schreibmaschine. Bond sah, daß es die Dreifach-X-Dechiffriermaschine war.
    Bond grunzte ärgerliche Antworten auf ihre Fragen nach seinem Befinden. Er sagte: »Wozu, zum Teufel, bringst du das?«
    »Ein >Nur ganz persönlich< von M«, erklärte sie aufgeregt. »Ungefähr dreißig Gruppen.«
    »Dreißig Gruppen? Weiß denn der alte Saukerl nicht, daß ich nur einen Arm zum Arbeiten besitze? Komm, Mary. Machen wir uns dran. Wenn’s wirklich heikel klingt, übernehm ich’s selbst.«
    Mary Goodnight sah erschrocken drein. »Nur ganz persönlich« war eine geheiligte Vorschrift. Aber Bonds Kinn stand gefährlich vor. Heute war kein Tag für Diskussionen. Sie setzte sich auf den Bettrand, öffnete die Maschine und nahm ein Telegrammformular aus ihrer Tasche. Sie legte ihren Stenoblock neben die Maschine, kratzte sich mit dem Bleistift am Hinterkopf, um die für den Tag gültige Einstellung leichter zu finden - eine komplizierte Zahl, die mit dem Datum und der Abgangszeit des Telegramms zusammenhing -, stellte die Zahl auf dem Mittelzylinder ein und begann die Kurbel zu drehen. Jedes vollständige Wort, das in dem kleinen länglichen Fenster unten in der Maschine
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