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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt
Autoren: Ian Fleming
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seiner Abteilung. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich habe da jemanden, der erklärt, er sei James Bond und wolle mit M sprechen. Ich weiß, es klingt verrückt, und ich habe auch die üblichen Vorkehrungen mit der Spezialabteilung getroffen, aber würden Sie bitte eine Minute lang zuhören? Danke, Sir.«
    Zwei Zimmer entfernt sagte ein gequälter Mann, der Chefsicherheitsbeamte des Geheimdienstes: »Verdammt!« und drückte auf einen Knopf.
    Ein Mikrophon auf seinem Schreibtisch wurde lebendig. Der Beamte saß sehr still da. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich eine Zigarette anzuzünden, aber sein Zimmer stand jetzt in direkter Verbindung mit Walker und dem Verrückten, der sich als James Bond bezeichnete.
    Walkers Stimme kam in voller Lautstärke durch: »Tut mir leid. Also, dieser Mr. Emm, mit dem Sie sprechen wollen . . . Sie brauchen sich wegen der Geheimhaltung nicht zu sorgen. Könnten Sie etwas deutlicher sein?«
    James Bond runzelte die Stirn. Er sagte, wobei er wieder die Stimme senkte: »Admiral Sir Miles Messervy. Er ist Chef eines Departments in Ihrem Ministerium. Seine Zimmernummer war zwölf im zweiten Stock. Seine Sekretärin hieß Miss Moneypenny. Hübsches Mädchen, brünett. Soll ich Ihnen den Namen des Personalchefs sagen? Nein? Einen Augenblick, heute ist Mittwoch. Soll ich Ihnen sagen, wie heute das Hauptgericht in der Kantine heißt? Es müßte Fleischpastete sein.«
    Der leitende Sicherheitsbeamte nahm das direkte Telefon zu Captain Walker auf.
    Dieser sagte zu Bond: »Verdammt! Da ist wieder das andere Telefon. Einen Augenblick, bitte.«
    Er hob den Hörer des grünen Telefons ab. »Jawohl, Sir?«
    »Die Sache mit der Fleischpastete gefällt mir nicht. Geben Sie ihn an den Scharfen Mann weiter. Nein. Lieber nicht. Lassen wir’s beim Sanften. Etwas an dem Tod von 007 war merkwürdig. Keine Leiche. Kein fester Beweis. Und die Leute auf dieser japanischen Insel schienen mir immer ein gewagtes Spiel zu treiben. Das Spiel mit dem Steinernen Gesicht. Es wäre immerhin möglich. Halten Sie mich auf dem laufenden, ja?«
    Captain Walker wandte sich wieder an James Bond. »Entschuldigen Sie bitte. Sehr viel zu tun heute. Aber zu Ihrer Anfrage. Ich fürchte, ich selbst kann Ihnen da nicht helfen, ist nicht mein Ressort im Ministerium. Der Mann, den Sie brauchen, ist Major Townsend. Er sollte den Mann ausfindig machen können, den Sie suchen. Haben Sie einen Bleistift? Nummer 44 Kensington Cloisters. Haben Sie’s? Kensington 55-55. Lassen Sie mir zehn Minuten Zeit, ich werde mit ihm sprechen und sehen, ob er Ihnen helfen kann. In Ordnung?«
    James Bond sagte lustlos: »Sehr nett von Ihnen«, und hängte ein.
    Er wartete genau zehn Minuten, dann hob er ab und verlangte die Nummer.
    James Bond wohnte im Hotel Ritz.
    Oberst Boris hatte ihm dazu geraten. Bonds Akte im Archiv des KGB beschrieb ihn als einen Mann, der an ein luxuriöses Leben gewöhnt war, und so mußte er sich nun bei seinem Eintreffen in London an das Bild halten, das man sich beim KGB - dem russischen Geheimdienst - von einem luxuriösen Leben machte.
    Bond fuhr mit dem Lift zum Eingang Arlington Street.
    Ein Mann beim Zeitungsstand machte mit einer Knopfloch-Minox ein gutes Profilfoto von ihm.
    Als Bond die Stufen zur Straße hinunterstieg und den Portier bat, ihm ein Taxi zu rufen, wurde eifrig aus einem Wäschereiwagen vor dem Lieferanteneingang von einer Rolleiflex mit Teleobjektiv fotografiert.
    Und dann folgte der gleiche Wagen Bonds Taxi, während der Mann, der drinnen saß, kurz an den Bereitschaftsraum der Spezialabteilung berichtete.
    Kensington Cloisters 44 war ein langweiliges viktorianisches Gebäude aus schmutzig-rotem Ziegelstein.
    Es war für seinen besonderen Zweck ausgewählt worden, früher hatte es das Hauptquartier der Liga für Lärmbekämpfung beherbergt; im Eingang hing noch immer die Messingtafel dieser Gesellschaft, die schon vor langer Zeit aufgelöst worden war.
    Es besaß ein geräumiges altmodisches Kellergeschoß, in dem Gefängniszellen eingerichtet waren, und einen Hinterausgang auf einen stillen Hof.
    Der Wäschereiwagen wartete, bis sich das Tor hinter James Bond schloß, dann fuhr er zu seiner Garage nicht weit von Scotland Yard, während in seinem Innern der belichtete Film entwickelt wurde.
    »Verabredung mit Major Townsend«, sagte Bond.
    »Jawohl, er erwartet Sie, Sir. Soll ich Ihnen Ihren Regenmantel abnehmen?«
    Der kräftig aussehende Beamte hängte den Mantel auf einen Bügel und dann an einen der
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