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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt
Autoren: Ian Fleming
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sein behaupte. Und ich tue das, was meiner Ansicht nach selbstverständlich ist, nämlich mich bei M zurückmelden.«
    »Gewiß. Aber Sie müssen sich darüber klar sein« (ein mitfühlendes Lächeln), »daß Sie fast ein Jahr ohne Kontakt mit uns waren. Offiziell werden Sie als >vermißt, wahrscheinlich getötet< geführt. Ein Nachruf auf Sie ist sogar in der Times erschienen. Haben Sie irgendeinen Beweis für Ihre Identität? Ich gebe zu, daß Sie Ihren Fotos sehr ähnlich sehen, aber Sie verstehen, daß wir erst ganz sichergehen müssen, bevor wir Sie die Leiter hinauflassen.«
    »Eine Miss Mary Goodnight war meine Sekretärin. Sie wird mich bestimmt erkennen. Ebenso Dutzende von anderen Leuten im Hauptquartier.«
    »Miss Goodnight ist ins Ausland versetzt worden. Können Sie mir eine kurze Beschreibung des Hauptquartiers geben, bloß eine Art allgemeine Übersicht.«
    Bond tat es.
    »Richtig. Nun sagen Sie mir: Wer war eine gewisse Miss Maria Freudenstadt?«
    »War?«
    »Ja, sie ist tot.«
    »Das dachte ich mir - daß sie nicht lange durchhalten würde. Sie war Doppelagentin, arbeitete für den KGB. Abteilung 100 war ihr Auftraggeber. Ich würde keinen Dank ernten, wenn ich Ihnen mehr erzählte.«
    Major Townsend war bezüglich dieser ganz geheimen Frage instruiert worden.
    Man hatte ihm die Antwort mehr oder weniger so gegeben, wie Bond sie eben formuliert hatte.
    Das war das entscheidende Argument. Das mußte James Bond sein. »Nun, wir sind ausgezeichnet vorangekommen. Es bleibt jetzt nur noch übrig herauszufinden, woher Sie kommen und wo Sie all diese Monate gewesen sind, dann werde ich Sie nicht länger aufhalten.«
    »Tut mir leid, aber darüber kann ich nur M persönlich berichten.«
    »Ich verstehe.«
    Major Townsend setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Nun, ich möchte nur ein oder zwei Telefongespräche führen, dann werde ich sehen, was wir für Sie tun können.« Er stand auf. »Haben Sie die heutige Times schon gelesen?«
    Er hob sie auf und reichte sie Bond. Sie war besonders behandelt worden, um gute Fingerabdrücke zu liefern. Bond nahm sie. »Ich bin bald wieder da.« Major Townsend schloß die Tür hinter sich, ging über den Gang und durch die Tür mit der Aufschrift »A«, wo, wie er wußte, »Mr. Robson« allein war.
    »Tut mir leid, Sie zu stören, Fred. Kann ich Ihren Verschlüßler benutzen?«
    Der gedrungene Mann hinter dem Schreibtisch brummte etwas durch seinen Pfeifenstiel und blieb über die Rennberichte in der Mittagsausgabe des Evening Standard gebeugt. Major Townsend nahm den grünen Hörer auf und wurde mit dem Labor verbunden. »Hier Major Townsend. Was gibt es?«
    Er horchte sorgfältig, bedankte sich und ließ sich mit dem leitenden Sicherheitsbeamten im Hauptquartier verbinden.
    »Nun, Sir, ich glaube, es muß 007 sein. Etwas schlanker als auf den Fotos. Ich gebe Ihnen seine Abdrücke, sobald er fort ist. Trägt seine übliche Kleidung
    -    dunkelblauen Einreiher, weißes Hemd, schmale schwarze Strickkrawatte aus Seide, schwarze Schuhe -, aber alles sieht ganz neu aus. Regenmantel gestern bei Burberry gekauft. Antwort auf die Freudenstadtfrage richtig, sagte aber, er werde nur M persönlich irgend etwas über sich selbst erzählen. Aber wer er auch ist, mir gefällt das Ganze nicht sehr. Bei seinen Spezialzigaretten hat er gepatzt. Er hat einen merkwürdig glasigen, irgendwie abwesenden Blick, und die Röntgenaufnahme zeigt, daß er in seiner rechten Rocktasche eine Pistole trägt
    -    ein merkwürdiges Ding, scheint keinen Griff zu haben. Ich möchte sagen, er ist krank. Ich persönlich würde nicht dazu raten, daß M ihn empfangen soll, aber ich weiß auch nicht, wie wir ihn zum Reden bringen könnten, wenn er das nicht tut.«
    Pause.
    »Sehr wohl, Sir. Ich bleibe beim Telefon. Ich bin am Apparat von Mr. Robson.«
    Im Raum war es still. Die beiden Männer vertrugen sich nicht gut. Major
    Townsend starrte in das Gasfeuer und dachte über den Mann im Zimmer nebenan nach. Das Telefon schlug an. »Jawohl, Sir? In Ordnung, Sir. Bitte lassen Sie durch Ihre Sekretärin einen Wagen aus der Garage herüberschicken. Danke, Sir.«
    Bond saß in der gleichen aufrechten Stellung da, die Times noch ungeöffnet in der Hand. Major Townsend sagte fröhlich: »Also, das geht in Ordnung. Mitteilung von M, er ist außerordentlich erleichtert, daß Sie wohlauf sind, und er wird Ihnen in etwa einer halben Stunde zur Verfügung stehen. Der Wagen dürfte in zehn Minuten hier sein. Und
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