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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und hinfällig an der Wand lehnte.
    „Ich muß Ihnen leider die Mitteilung machen, daß Ihr Mann keinen Selbstmord beging“, sagte er behutsam. „Er wurde das Opfer eines Verbrechens. Es steht so ziemlich fest, daß Ihr Gatte heute Nacht in diesem Zimmer den Besuch eines Fremden erhielt. Hörten Sie etwas davon?“
    „Nein“, sagte Evelyn Bloom mit weit aufgerissenen Augen.
    „Schliefen Sie nicht in diesem Raum?“
    „Nein, Sir.“
    „Wo denn?“
    „Im Gästezimmer.“
    Hilfsinspektor Kirk warf einen raschen Blick auf die beiden Betten. Sie erstrahlten zwar in reinem Weiß, aber man konnte deutlich sehen, daß sie beide nicht neu überzogen waren.
    „Sie schlafen aber nicht immer im Gästezimmer?“ fragte Kirk rasch.
    Evelyn Bloom blieb bei der Wahrheit. „Nein, Sir“, gestand sie leise. „Ich schlief nur in den letzten Nächten getrennt von meinem Mann. Wir hatten öfter Streit. Er machte mir vor dem Einschlafen stundenlang Vorwürfe. Da wollte ich lieber allein sein.“
    Hilfsinspektor Kirk nickte. Streit zwischen Eheleuten war an sich nichts Auffälliges. So etwas kam in den feinsten Familien vor.
    „Gut. Sie schliefen also im Gästezimmer“, stellte er sachlich fest. „Sie hörten dort keinerlei Geräusche in der vergangenen Nacht?“
    „Nein, Sir!“
    „Wann entdeckten Sie den Toten?“
    „Heute früh nach dem Auf stehen. Ich sagte das schon am Telefon. Es war kurz nach sieben Uhr.“
    „Hat Ihr Mann in der letzten Nacht einen Besuch erwartet? Vielleicht einen Arzt? Oder einen guten Bekannten?“
    „Nein, Sir!“
    Hilfsinspektor Kirk machte seufzend ein paar Eintragungen in seinem Taschenbuch.
    „Schildern Sie mir den Verlauf des gestrigen Abends“, brummte er wortkarg. „Vergessen Sie nichts. Auch die unwichtigste Kleinigkeit kann von größter Bedeutung sein.“
    Evelyn Bloom sank noch tiefer in sich zusammen. Nun kam das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte. Sie mußte Farbe bekennen. Sie mußte von dem häßlichen Auftritt in Carters Palmengarten berichten. Ein beklommener Atemzug straffte ihre Brust.
    „Wir sind weggewesen, mein Mann und ich“, sagte sie gepreßt. „Wir waren im Palmengarten am Ivy Square.“
    Hilfsinspektor Kirk notierte sich die Adresse des Lokals.
    „Weiter!“'“ sagte er dann. „Wie lange blieben Sie in diesem Palmengarten? “
    „Eine halbe Stunde etwa“, sagte Evelyn Bloom scheu.
    „Nicht länger?“
    „No, Sir!“
    „Komisch“, meinte Hilfsinspektor Kirk kopfschüttelnd. „Wenn man schon ausgeht, so bleibt man doch gewöhnlich länger weg. Sind Sie nach dem Besuch des Palmengartens sofort nach Hause gegangen?“
    „Ja, Sir!“
    „Bitte erzählen Sie weiter! Was geschah nach Ihrer Rückkehr?“
    „Wir gingen schlafen.“
    „Wie spät war es da?“
    „Neun Uhr etwa.“
    „Hm. Sie zogen sich in das Gästezimmer zurück und Ihr Mann in das gemeinsame Schlafzimmer. Stimmt das?“
    „Ja, Sir!“
    „Dann sahen und hörten Sie nichts mehr von ihm, bis Sie ihn heute morgen tot auffanden?“
    „So ist es, Sir! Ich kann nichts .anderes sagen. Es ist die Wahrheit.“
    Hilfsinspektor Kirk beendete das unerquickliche Verhör. Er hatte nicht viel in Erfahrung gebracht. Es war sogar bedrückend wenig. Aber schon eine Stunde später sah alles wieder ganz anders aus. Wachtmeister Hendrick brachte aus der Erkennungsabteilung Scotland Yards eine sensationelle Nachricht mit. Er hatte die Fingerabdrücke, die er von der Glasscheibe im Schlafzimmer abgenommen hatte auf einer Karteikarte finden können, die mit zwei roten Strichen durchkreuzt war.
    „Ich habe die Karte eben aus dem Kasten genommen“, hatte ihm der diensttuende Sergeant in der Erkennungsabteilung erklärt. „Wir brauchen sie nicht mehr.“
    „Und warum nicht?“ hatte Wachtmeister Hendrick erstaunt gefragt.
    „Weil sie von Joseph Hattan stammt“, war die Antwort gewesen.
    Mit dieser sensationellen Nachricht kam Wachtmeister Hendrick nun zu Hilfsinspektor Kirk.
    „Was sagen Sie dazu, Sir?“ schnaufte er aufgeregt. „Die Fingerabdrücke, die wir in der Wohnung des Ermordeten fanden, stammen von Joseph Hattan, den man gestern früh im Pen- tonville Gefängnis hängte. Klingt wie ein Märchen, nicht wahr? Aber eine Täuschung ist ausgeschlossen.“
    Hilfsinspektor Kirk blickte ungläubig von seinem Schreibtisch auf. Seine Augen wurden groß wie Suppenteller. Ein ratloses Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    „Sagen Sie das noch einmal“, stieß er hervor. „Ich habe wohl nicht
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