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Der Mann, der starb wie ein Lachs

Der Mann, der starb wie ein Lachs

Titel: Der Mann, der starb wie ein Lachs
Autoren: Mikael Niemi
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Nachbar ging schließlich ans Handy in seinem Ferienhaus, irgendwo am Ufer des Tärendö-Flusses. Eine andere Familie war gerade erst nach Griechenland gereist, konnte aber übers Reisebüro aufgespürt und via Hoteltelefon befragt werden. Sie waren während des Pajala-Markts daheimgewesen und hatten wie alle anderen viele Besucher und Autos im Viertel gesehen. Unter anderem einen dunklen Mercedes. Der war herumgefahren. Dunkelgrau oder dunkelblau. Therese berief eine kurze, hastig improvisierte Pressekonferenz ein für die beiden Abendzeitungen, die sich auf den Weg gemacht hatten, sowie die Norrländskan, den Norrbottenskuriren, das Haparandabladet und Nordnytt. Sie bestätigte, dass ein älterer Mann tot aufgefunden worden sei, und rief dazu auf, sich zu melden, sollte man Ende letzter Woche bzw. während des Marktwochenendes etwas Verdächtiges gesehen haben. Die Gemeindeschwester hatte den Mann das letzte Mal am Donnerstag besucht, und da war er noch wohlauf gewesen. Zwischen Donnerstagabend und Montag also. Ansonsten verriet Therese nichts, weder über die Mordwaffe noch über die Herdplatte. Der blonde Reporter vom Aftonbladet versuchte ihr Details zu entlocken, aber Therese unterbrach ihn, ohne allzu unhöflich zu erscheinen. Sie wusste, dass das Interesse ein paar Tage anhalten, dann aber abebben würde. Schließlich war Sommer, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Mädchenmord passierte. Ein nackter Frauenkörper in der Sommerfrische irgendwo im südlichen Schweden und weinende Freundinnen um brennende Fackeln auf dem Fahrradweg. Da würde ein erschlagener Greis in den Hintergrund treten, und sie konnten in Ruhe arbeiten.
    Um Punkt 16 Uhr begann die Zusammenkunft im Konferenzraum. Anwesend waren Therese, Eino Svedberg, Sonny Rantatalo sowie zwei neue, durchtrainierte Kriminaltechniker aus Luleå, die beide auffallend braungebrannt und verbissen aussahen. Sie stellten sich als Petren und Dagewitz vor und waren offensichtlich gezwungen worden, ihren Urlaub abzubrechen.
    »Lundin ist noch vor Ort«, teilte Sonny mit. »Die Spurensicherung wird vermutlich heute Abend mit dem Haus fertig sein. Dann fahren sie direkt nach Luleå.«
    »Und Ånderman?«, wollte Therese wissen.
    »Der ist vor einer Stunde abgereist.«
    »Scheiße«, rutschte es Therese heraus. »Ich hatte ihn doch gebeten …«
    Ein Handy spielte plötzlich Tainted Love. Sonny kramte seinen Apparat hervor und schaltete einen winzigen Bildschirm ein. Das Armaturenbrett eines Autos tauchte auf, mit einem dichten Nadelwald hinter der Autoscheibe.
    »Hier ist Ånderman«, war eine Stimme zu vernehmen. »Habt ihr schon angefangen? Ich habe mich auf den Polarkreisparkplatz einige Kilometer vor Överkalix gestellt … hallo …?«
    »Du bist ausgezeichnet zu verstehen«, erklärte Therese trocken.
    »Es ist etwas Eiliges dazwischengekommen, ich war gezwungen, noch das Flugzeug nach Stockholm zu erreichen.«
    »Wir hören, Ånderman.«
    Sonny drehte den kleinen Bildschirm so, dass alle sehen konnten. Ånderman legte sein Handy auf das Armaturenbrett des Autos und blinzelte in die eingebaute Kameralinse. Nur seine Stirn und die dicken Brillengläser erschienen auf dem Bildschirm. Offenbar suchte er etwas in seiner Tasche, man hörte, wie er in seinen Papieren blätterte.
    »Einen Augenblick noch … Hier ist der vorläufige Bericht. Wir haben also nirgends irgendwelche Spuren eines Einbruchs gefunden. Und sämtliche Türen und Fenster des Hauses waren verriegelt. Wie ist also der Täter hineingekommen?«
    »Er hatte einen Schlüssel«, vermutete Therese. »Oder einen Dietrich.«
    »Oder der Alte hat ihn ganz einfach hereingelassen«, fügte Dagewitz schleppend hinzu.
    »Es hat sich mittlerweile herausgestellt, dass die Garage nicht verschlossen war«, fuhr Ånderman fort. »Die ist ans Haus angebaut, es gibt eine unterirdische Verbindung durch eine Kellertür. Wir können davon ausgehen, dass der Täter diesen Weg genommen hat und durch den Keller gekommen ist. Dort an der Wand des so genannten Partyraums hängt ein mächtiger Lachsspeer, den sich der Täter greift. Anschließend geht er die Kellertreppe hinauf in die Wohnung. Das Opfer wird in seinem Bett angegriffen, ohne dass wir Hinweise für einen vorangegangenen Streit hätten. Vermutlich liegt der Betreffende da und schläft. Der Zustand des Betts deutet darauf hin, dass das Opfer aufwacht und versucht, sich zu verteidigen. Es sind mehrere Stiche ausgeführt worden, in erster Linie in
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