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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Erscheinen deutet ja bereits daraufhin, dass Sie von Ihrem regulären Dienst freigestellt werden können.«
    Martin Beck hätte beinahe gelacht. Die beiden Ministerialbeamten sahen ihn streng an. Vermutlich fanden sie sein Verhalten unpassend.
    Der Referent zuckte mit den Schultern. »Sie fahren hin, nehme ich an, und machen ihn ausfindig. Sie können gleich morgen abreisen, wenn Sie wollen. Es ist alles geregelt, über unsere Kanäle. Sie werden vorübergehend auf unsere Gehaltsliste gesetzt, haben aber keinen offiziellen Auftrag. Wir helfen Ihnen natürlich auf jede denkbare Weise.
    Sie können beispielsweise mit der Polizei dort unten Kontakt aufnehmen, wenn Sie wollen - oder es seinlassen. Und Sie können, wie gesagt, morgen fahren.« Martin Beck überlegte. »Wenn, dann übermorgen.«
    »Das ist auch in Ordnung.«
    »Ich sage Ihnen heute Nachmittag Bescheid.«
    »Überlegen Sie bitte nur nicht zu lange.«
    »Ich melde mich in einer Stunde. Auf Wiedersehen.« Der Rothaarige sprang auf und stürmte um den Tisch. Er klopfte Martin Beck mit der Linken auf den Rücken und schüttelte ihm mit der Rechten die Hand.
    »Ja. Tschüs. Tschüs, Martin. Und tu, was du kannst. Die Sache ist wichtig.«
    »Sie ist wirklich wichtig«, bekräftigte der andere.
    »Ja«, sagte der Rothaarige. »Wir können uns keine neue Wallenberg-Affäre leisten.«
    »Genau das hätten wir nicht erwähnen dürfen«, sagte der andere mit matter Verzweiflung. Martin Beck nickte und ging.
    »Wirst du fahren?«, fragte Hammar.
    »Weiß noch nicht. Ich kann ja nicht mal die Sprache.«
    »Die kann auch kein anderer Kollege. Das haben wir überprüft, darauf kannst du Gift nehmen. Im Übrigen soll man dort mit Deutsch und Englisch gut zurechtkommen.«
    »Merkwürdige Geschichte.«
    »Dumme Geschichte«, sagte Hammar. »Aber ich weiß etwas, was die im Außenministerium nicht wissen. Wir haben ein Dossier über ihn.«
    »Über Alf Matsson?«
    »Ja. Vom ehemaligen Dezernat 3. Aus dem Giftschrank.«
    »Die Spionageabwehr?«
    »Genau. Der Staatsschutz hat vor drei Monaten einen Bericht über den Mann angefertigt.«
    Es hämmerte ohrenbetäubend an der Tür, und Kollberg steckte den Kopf herein. Verblüfft starrte er Martin Beck an. »Was machst du denn hier?«
    »Urlaub.«
    »Und was ist das hier für eine Geheimniskrämerei? Soll ich gehen?
    Genauso heimlich, still und leise, wie ich gekommen bin?«
    »Ja«, sagte Hammar. »Halt, nein. Ich habe die Geheimniskrämerei satt.
    Komm rein und mach die Tür zu.« Er nahm eine Archivakte aus der Schreibtischschublade. »Es handelt sich hierbei um eine Routineüberprüfung«, erklärte er, »und sie hat bisher keinen Anlass zu weiteren Maßnahmen gegeben. Aber wer sich mit der Sache beschäftigen will, stößt auf einige interessante Dinge.«
    »Was zum Teufel macht ihr hier eigentlich?«, fragte Kollberg. »Habt ihr eine Geheimagentur gegründet?«
    »Wenn du nicht den Mund hältst, kannst du gleich wieder gehen«, sagte Martin Beck. »Also warum hat sich die Spionageabwehr mit Matsson befasst?«
    »Die Grenzpolizei hat so ihre kleinen Eigenheiten. In Arlanda schreibt man zum Beispiel die Namen von Leuten auf, die in europäische Länder mit Visumpflicht reisen. Irgendeinem Schlaukopf, der in ihre Bücher geguckt hat, ist aufgefallen, dass dieser Matsson ein bisschen sehr oft verreist. Nach Warschau, Prag, Budapest, Sofia, Bukarest, Konstanza, Belgrad. Er hat einen hohen Passverschleiß. Daraufhin begann die Staatsschutzabteilung eine kleine geheime Ermittlung. Sie haben zum Beispiel bei der Zeitschrift nachgefragt, bei der er arbeitet.«
    »Und was hat die Redaktion geantwortet?«
    »Völlig richtig, hat die Redaktion gesagt. Alf Matsson hat einen hohen Passverschleiß. Wieso auch nicht? Er ist schließlich unser Experte für osteuropäische Fragen. Aufregenderes ist dabei nicht herausgekommen.«
    Aber das eine oder andere ist durchaus von Interesse. Nehmt den Ramsch und lest selbst. Ihr könnt euch hier hinsetzen. Ich gehe jetzt nämlich nach Hause. Und heute Abend werde ich mir einen James-Bond-Film ansehen. Tschüs.«
    Martin Beck schlug die Personalakte auf und begann zu lesen. Als er mit der ersten Seite fertig war, schob er sie Kollberg hinüber, der das Blatt mit spitzen Fingern nahm und es schräg vor sich hinlegte. Martin Beck sah ihn fragend an. »Ich schwitze so fürchterlich«, erklärte Kollberg, »und möchte nicht deren Geheimpapiere besudeln.« Martin Beck nickte.
    Er schwitzte nur, wenn er
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